Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. nen zu gelassen wird, als der dazu benö-thigte Fähigkeit und Lust hat. Denn wo es an einem von beyden fehlet, da wird nichts rechtes gelernet. Fählet Fähigkeit, so richtet man mit allem Fleiße nichts aus, wie ein jeder vor sich verstehet. Mangelt die Lust, so will man nicht lernen, was man könnte, und mangelt daher auch der Fleiß, ohne welchen keine Fertigkeit zu erreichen stehet (§. 525. Met.). Und hierzu dienen diejenigen Ubungen, welche lehrende mit lernenden anzustellen haben (§. 292) Wie viel aber in einem Lande daran gelegen sey, daß man hierauf auf das allersorgfältigste acht hat, lässet sich leicht zeigen. Wenn man Leute studiren lässet, die keine Fä- higkeit haben, oder denen es wenigstens an gehöriger Lust fehlet, so bekommet man Gelehrte, die das ihrige nicht recht verste- hen, und daher denen Aembtern, dazu sie hernach gezogen werden, vorzustehen nicht geschickt sind, sondern vielmehr allerhand Unheil anrichten. Pfleget es wohl gar zu geschehen, daß sie mit unter die Lehrer erhoben werden; so sind die Lernenden mit ihnen schlecht versorget und können zu kei- ner gründlichen Erkäntnis gelangen, wenn sie gleich noch so große Fähigkeit und Lust haben, auch allen ihnen möglichen Fleiß anzuwenden sich angelegen seyn lassen. Und solcher gestalt kömmt es mit den Wis- sen- (Politick) P
des gemeinen Weſens. nen zu gelaſſen wird, als der dazu benoͤ-thigte Faͤhigkeit und Luſt hat. Denn wo es an einem von beyden fehlet, da wird nichts rechtes gelernet. Faͤhlet Faͤhigkeit, ſo richtet man mit allem Fleiße nichts aus, wie ein jeder vor ſich verſtehet. Mangelt die Luſt, ſo will man nicht lernen, was man koͤnnte, und mangelt daher auch der Fleiß, ohne welchen keine Fertigkeit zu erreichen ſtehet (§. 525. Met.). Und hierzu dienen diejenigen Ubungen, welche lehrende mit lernenden anzuſtellen haben (§. 292) Wie viel aber in einem Lande daran gelegen ſey, daß man hierauf auf das allerſorgfaͤltigſte acht hat, laͤſſet ſich leicht zeigen. Wenn man Leute ſtudiren laͤſſet, die keine Faͤ- higkeit haben, oder denen es wenigſtens an gehoͤriger Luſt fehlet, ſo bekommet man Gelehrte, die das ihrige nicht recht verſte- hen, und daher denen Aembtern, dazu ſie hernach gezogen werden, vorzuſtehen nicht geſchickt ſind, ſondern vielmehr allerhand Unheil anrichten. Pfleget es wohl gar zu geſchehen, daß ſie mit unter die Lehrer erhoben werden; ſo ſind die Lernenden mit ihnen ſchlecht verſorget und koͤnnen zu kei- ner gruͤndlichen Erkaͤntnis gelangen, wenn ſie gleich noch ſo große Faͤhigkeit und Luſt haben, auch allen ihnen moͤglichen Fleiß anzuwenden ſich angelegen ſeyn laſſen. Und ſolcher geſtalt koͤmmt es mit den Wiſ- ſen- (Politick) P
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des gemeinen Weſens.
nen zu gelaſſen wird, als der dazu benoͤ-
thigte Faͤhigkeit und Luſt hat. Denn wo
es an einem von beyden fehlet, da wird
nichts rechtes gelernet. Faͤhlet Faͤhigkeit,
ſo richtet man mit allem Fleiße nichts aus,
wie ein jeder vor ſich verſtehet. Mangelt
die Luſt, ſo will man nicht lernen, was man
koͤnnte, und mangelt daher auch der Fleiß,
ohne welchen keine Fertigkeit zu erreichen
ſtehet (§. 525. Met.). Und hierzu dienen
diejenigen Ubungen, welche lehrende mit
lernenden anzuſtellen haben (§. 292) Wie
viel aber in einem Lande daran gelegen ſey,
daß man hierauf auf das allerſorgfaͤltigſte
acht hat, laͤſſet ſich leicht zeigen. Wenn
man Leute ſtudiren laͤſſet, die keine Faͤ-
higkeit haben, oder denen es wenigſtens
an gehoͤriger Luſt fehlet, ſo bekommet man
Gelehrte, die das ihrige nicht recht verſte-
hen, und daher denen Aembtern, dazu ſie
hernach gezogen werden, vorzuſtehen nicht
geſchickt ſind, ſondern vielmehr allerhand
Unheil anrichten. Pfleget es wohl gar
zu geſchehen, daß ſie mit unter die Lehrer
erhoben werden; ſo ſind die Lernenden mit
ihnen ſchlecht verſorget und koͤnnen zu kei-
ner gruͤndlichen Erkaͤntnis gelangen, wenn
ſie gleich noch ſo große Faͤhigkeit und Luſt
haben, auch allen ihnen moͤglichen Fleiß
anzuwenden ſich angelegen ſeyn laſſen.
Und ſolcher geſtalt koͤmmt es mit den Wiſ-
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