Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 3. Von der Einrichtung
Erfüllung Belohnungen verknüpffet, theils
wenn man sie mit äusserlichem Zwange
(welcher die Hülffe genennet wird) bedro-
het, woferne sie nicht gutwillig sich beqve-
men wollen. Nemlich so wohl die Furcht
für der Straffe und Hoffnung der Beloh-
nung, als auch die Furcht vor der Hülffe
ist ein Bewegungs-Grund zu thun, was
befohlen wird (§. 496 Met.) und solcher-
gestalt werden wir dadurch solches zu thun
verbunden (§. 8 Mor.).

Wiediese
Verbind
lichkeit
einzu-
richten.
§. 342.

Es ist aber ins besondere zu mer-
cken, daß Straffen nöthig sind, wenn
durch Ubertretung andere beleidiget und in
Schaden gesetzet werden. Denn in die-
sem Falle findet die Hülffe nicht stat, weil
man nicht vorher weiß, wenn einer den
andern beleidigen wil, und dannenhero
kein ander Mittel solches zu verhüten übrig
ist als die Straffe (§. 36. 8 Mor). Hin-
gegen wo einer sich weigert dem andern zu
geben, was ihm gebühret; da kan er mit
Gewalt dazu gebracht werden, und also
findet alsdenn die Hülffe stat. Wo was
löbliches zu gemeinem Besten zu verrichten
ist, und man einen weder straffen kan, wenn
er es unterlässet, noch auch zwingen, daß
er es thut, wenn er nicht Lust dazu hat, als
wenn z. E. etwas zum gemeinen Besten
solte erfunden werden, da finden Beloh-
nungen stat.

§. 343.

Cap. 3. Von der Einrichtung
Erfuͤllung Belohnungen verknuͤpffet, theils
wenn man ſie mit aͤuſſerlichem Zwange
(welcher die Huͤlffe genennet wird) bedro-
het, woferne ſie nicht gutwillig ſich beqve-
men wollen. Nemlich ſo wohl die Furcht
fuͤr der Straffe und Hoffnung der Beloh-
nung, als auch die Furcht vor der Huͤlffe
iſt ein Bewegungs-Grund zu thun, was
befohlen wird (§. 496 Met.) und ſolcher-
geſtalt werden wir dadurch ſolches zu thun
verbunden (§. 8 Mor.).

Wiedieſe
Verbind
lichkeit
einzu-
richten.
§. 342.

Es iſt aber ins beſondere zu mer-
cken, daß Straffen noͤthig ſind, wenn
durch Ubertretung andere beleidiget und in
Schaden geſetzet werden. Denn in die-
ſem Falle findet die Huͤlffe nicht ſtat, weil
man nicht vorher weiß, wenn einer den
andern beleidigen wil, und dannenhero
kein ander Mittel ſolches zu verhuͤten uͤbrig
iſt als die Straffe (§. 36. 8 Mor). Hin-
gegen wo einer ſich weigert dem andern zu
geben, was ihm gebuͤhret; da kan er mit
Gewalt dazu gebracht werden, und alſo
findet alsdenn die Huͤlffe ſtat. Wo was
loͤbliches zu gemeinem Beſten zu verrichten
iſt, und man einen weder ſtraffen kan, wenn
er es unterlaͤſſet, noch auch zwingen, daß
er es thut, wenn er nicht Luſt dazu hat, als
wenn z. E. etwas zum gemeinen Beſten
ſolte erfunden werden, da finden Beloh-
nungen ſtat.

§. 343.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0300" n="282"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. Von der Einrichtung</hi></fw><lb/>
Erfu&#x0364;llung Belohnungen verknu&#x0364;pffet, theils<lb/>
wenn man &#x017F;ie mit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichem Zwange<lb/>
(welcher die <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;lffe</hi> genennet wird) bedro-<lb/>
het, woferne &#x017F;ie nicht gutwillig &#x017F;ich beqve-<lb/>
men wollen. Nemlich &#x017F;o wohl die Furcht<lb/>
fu&#x0364;r der Straffe und Hoffnung der Beloh-<lb/>
nung, als auch die Furcht vor der Hu&#x0364;lffe<lb/>
i&#x017F;t ein Bewegungs-Grund zu thun, was<lb/>
befohlen wird (§. 496 <hi rendition="#aq">Met.</hi>) und &#x017F;olcher-<lb/>
ge&#x017F;talt werden wir dadurch &#x017F;olches zu thun<lb/>
verbunden (§. 8 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>).</p><lb/>
              <note place="left">Wiedie&#x017F;e<lb/>
Verbind<lb/>
lichkeit<lb/>
einzu-<lb/>
richten.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 342.</head>
              <p>Es i&#x017F;t aber ins be&#x017F;ondere zu mer-<lb/>
cken, daß Straffen no&#x0364;thig &#x017F;ind, wenn<lb/>
durch Ubertretung andere beleidiget und in<lb/>
Schaden ge&#x017F;etzet werden. Denn in die-<lb/>
&#x017F;em Falle findet die Hu&#x0364;lffe nicht &#x017F;tat, weil<lb/>
man nicht vorher weiß, wenn einer den<lb/>
andern beleidigen wil, und dannenhero<lb/>
kein ander Mittel &#x017F;olches zu verhu&#x0364;ten u&#x0364;brig<lb/>
i&#x017F;t als die Straffe (§. 36. 8 <hi rendition="#aq">Mor</hi>). Hin-<lb/>
gegen wo einer &#x017F;ich weigert dem andern zu<lb/>
geben, was ihm gebu&#x0364;hret; da kan er mit<lb/>
Gewalt dazu gebracht werden, und al&#x017F;o<lb/>
findet alsdenn die Hu&#x0364;lffe &#x017F;tat. Wo was<lb/>
lo&#x0364;bliches zu gemeinem Be&#x017F;ten zu verrichten<lb/>
i&#x017F;t, und man einen weder &#x017F;traffen kan, wenn<lb/>
er es unterla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, noch auch zwingen, daß<lb/>
er es thut, wenn er nicht Lu&#x017F;t dazu hat, als<lb/>
wenn z. E. etwas zum gemeinen Be&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;olte erfunden werden, da finden Beloh-<lb/>
nungen &#x017F;tat.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 343.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0300] Cap. 3. Von der Einrichtung Erfuͤllung Belohnungen verknuͤpffet, theils wenn man ſie mit aͤuſſerlichem Zwange (welcher die Huͤlffe genennet wird) bedro- het, woferne ſie nicht gutwillig ſich beqve- men wollen. Nemlich ſo wohl die Furcht fuͤr der Straffe und Hoffnung der Beloh- nung, als auch die Furcht vor der Huͤlffe iſt ein Bewegungs-Grund zu thun, was befohlen wird (§. 496 Met.) und ſolcher- geſtalt werden wir dadurch ſolches zu thun verbunden (§. 8 Mor.). §. 342.Es iſt aber ins beſondere zu mer- cken, daß Straffen noͤthig ſind, wenn durch Ubertretung andere beleidiget und in Schaden geſetzet werden. Denn in die- ſem Falle findet die Huͤlffe nicht ſtat, weil man nicht vorher weiß, wenn einer den andern beleidigen wil, und dannenhero kein ander Mittel ſolches zu verhuͤten uͤbrig iſt als die Straffe (§. 36. 8 Mor). Hin- gegen wo einer ſich weigert dem andern zu geben, was ihm gebuͤhret; da kan er mit Gewalt dazu gebracht werden, und alſo findet alsdenn die Huͤlffe ſtat. Wo was loͤbliches zu gemeinem Beſten zu verrichten iſt, und man einen weder ſtraffen kan, wenn er es unterlaͤſſet, noch auch zwingen, daß er es thut, wenn er nicht Luſt dazu hat, als wenn z. E. etwas zum gemeinen Beſten ſolte erfunden werden, da finden Beloh- nungen ſtat. §. 343.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/300
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/300>, abgerufen am 22.11.2024.