Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung heit, sondern sind Sclaven in ihren Hand-lungen (§. 891 Mor.). Unterdessen wer- den sie doch gestraffet, weil man siehet, daß sie dadurch von denen Handlungen, die man bey ihnen nicht leiden will, kön- nen zurücke gehalten werden. Darnach lässet sich eben nicht erweisen, daß Jrrthü- mer schlechterdinges nothwendig sind. Es stehet so wohl in unserer Gewalt selbige zu vermeiden, als das böse, wozu wir ge- neiget sind, zu unterlassen. Jst es gleich in einigen Fällen schwer und in Ansehung der besonderen Umstände, darinnen man sich befindet, fast unmöglich: so findet sich doch dieses ebener massen bey den Ubeltha- ten, die man zu bestraffen pfleget. Allein da es in Ansehung der Straffen gleich viel gielt, ob die Verbrechen nothwendig sind, oder nicht, wie ich erst erwiesen habe: so ist nicht nöthig, solches weitläufftiger aus- zuführen. Unterdessen dienet zur Erläu- terung, was anderswo (§. 264. 265 Mor) von der Unwissenheit beygebracht worden, wie weit sie zur Entschuldigung dienen kan. wie weit der zu be- straffen/ der Jrr- thümer unter die Leute bringet. §. 361. Ob nun aber gleich der Jrr- man
Cap. 3. Von der Einrichtung heit, ſondern ſind Sclaven in ihren Hand-lungen (§. 891 Mor.). Unterdeſſen wer- den ſie doch geſtraffet, weil man ſiehet, daß ſie dadurch von denen Handlungen, die man bey ihnen nicht leiden will, koͤn- nen zuruͤcke gehalten werden. Darnach laͤſſet ſich eben nicht erweiſen, daß Jrrthuͤ- mer ſchlechterdinges nothwendig ſind. Es ſtehet ſo wohl in unſerer Gewalt ſelbige zu vermeiden, als das boͤſe, wozu wir ge- neiget ſind, zu unterlaſſen. Jſt es gleich in einigen Faͤllen ſchwer und in Anſehung der beſonderen Umſtaͤnde, darinnen man ſich befindet, faſt unmoͤglich: ſo findet ſich doch dieſes ebener maſſen bey den Ubeltha- ten, die man zu beſtraffen pfleget. Allein da es in Anſehung der Straffen gleich viel gielt, ob die Verbrechen nothwendig ſind, oder nicht, wie ich erſt erwieſen habe: ſo iſt nicht noͤthig, ſolches weitlaͤufftiger aus- zufuͤhren. Unterdeſſen dienet zur Erlaͤu- terung, was anderswo (§. 264. 265 Mor) von der Unwiſſenheit beygebracht worden, wie weit ſie zur Entſchuldigung dienen kan. wie weit der zu be- ſtraffen/ der Jrr- thuͤmer unter die Leute bringet. §. 361. Ob nun aber gleich der Jrr- man
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Cap. 3. Von der Einrichtung
heit, ſondern ſind Sclaven in ihren Hand-
lungen (§. 891 Mor.). Unterdeſſen wer-
den ſie doch geſtraffet, weil man ſiehet,
daß ſie dadurch von denen Handlungen,
die man bey ihnen nicht leiden will, koͤn-
nen zuruͤcke gehalten werden. Darnach
laͤſſet ſich eben nicht erweiſen, daß Jrrthuͤ-
mer ſchlechterdinges nothwendig ſind. Es
ſtehet ſo wohl in unſerer Gewalt ſelbige
zu vermeiden, als das boͤſe, wozu wir ge-
neiget ſind, zu unterlaſſen. Jſt es gleich
in einigen Faͤllen ſchwer und in Anſehung
der beſonderen Umſtaͤnde, darinnen man
ſich befindet, faſt unmoͤglich: ſo findet ſich
doch dieſes ebener maſſen bey den Ubeltha-
ten, die man zu beſtraffen pfleget. Allein
da es in Anſehung der Straffen gleich viel
gielt, ob die Verbrechen nothwendig ſind,
oder nicht, wie ich erſt erwieſen habe: ſo
iſt nicht noͤthig, ſolches weitlaͤufftiger aus-
zufuͤhren. Unterdeſſen dienet zur Erlaͤu-
terung, was anderswo (§. 264. 265 Mor)
von der Unwiſſenheit beygebracht worden,
wie weit ſie zur Entſchuldigung dienen
kan.
§. 361.Ob nun aber gleich der Jrr-
thum nicht zu beſtraffen iſt (§. 359); ſo
folget doch daraus noch nicht, daß die Aus-
breitung des Jrrthums nicht zu beſtraffen
ſey. Und dannenhero muͤſſen wir noch
ins beſondere unterſuchen, ob und wie weit
man
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