Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. anderen damit verknüpfften Bequemlich-lichkeiten des Lebens von nöthen hat, und müssen diejenigen, welche Handel treiben, alle Wahren führen, die dazu dienen, und in solcher Menge, als sie nöthig sind. Gleich- wie es nicht ein geringer Verdruß ist, wenn man etwas nicht bekommen kan, so man haben wil und nöthig hat: also ist es im Gegentheile nicht allein ein Mangel des Verdrusses, sondern auch, wenn man es bedencket, ein Vergnügen, wenigstens ein Mittel zum Vergnügen, wenn man so gleich haben kan, was man nöthig hat/ und gerne haben wil. Was aus der täg- lichen Erfahrung erhellet (§. 325 Met.), darf nicht erst durch weitläuffige Gründe bestätiget werden. Weil nun das Ver- gnügen die Glückseeligkeit des Menschen, und der Mangel des Mißvergnügens den Mangel der Unglückseeligkeit ausmachet (§. 52. 61 Mor.); so wird auch hiedurch ein Theil der Unglückseeligkeit abgewen- det und hingegen die Glückseeligkeit ver- mehret: worauf man bey allen Anstalten im gemeinen Wesen zu sehen hat (§. 215). Jn der andern Absicht hat man gewisse Speisen und gewissen Tranck einigen zu verbiethen, absonderlich bey öffentlichen Gastgebothen, als auf Hochzeiten, Kind- taufen und so weiter. Und gehöret auch hieher die Kleider-Ordnung, welche so wohl Z 4
des gemeinen Weſens. anderen damit verknuͤpfften Bequemlich-lichkeiten des Lebens von noͤthen hat, und muͤſſen diejenigen, welche Handel treiben, alle Wahren fuͤhren, die dazu dienen, und in ſolcher Menge, als ſie noͤthig ſind. Gleich- wie es nicht ein geringer Verdruß iſt, wenn man etwas nicht bekommen kan, ſo man haben wil und noͤthig hat: alſo iſt es im Gegentheile nicht allein ein Mangel des Verdruſſes, ſondern auch, wenn man es bedencket, ein Vergnuͤgen, wenigſtens ein Mittel zum Vergnuͤgen, wenn man ſo gleich haben kan, was man noͤthig hat/ und gerne haben wil. Was aus der taͤg- lichen Erfahrung erhellet (§. 325 Met.), darf nicht erſt durch weitlaͤuffige Gruͤnde beſtaͤtiget werden. Weil nun das Ver- gnuͤgen die Gluͤckſeeligkeit des Menſchen, und der Mangel des Mißvergnuͤgens den Mangel der Ungluͤckſeeligkeit ausmachet (§. 52. 61 Mor.); ſo wird auch hiedurch ein Theil der Ungluͤckſeeligkeit abgewen- det und hingegen die Gluͤckſeeligkeit ver- mehret: worauf man bey allen Anſtalten im gemeinen Weſen zu ſehen hat (§. 215). Jn der andern Abſicht hat man gewiſſe Speiſen und gewiſſen Tranck einigen zu verbiethen, abſonderlich bey oͤffentlichen Gaſtgebothen, als auf Hochzeiten, Kind- taufen und ſo weiter. Und gehoͤret auch hieher die Kleider-Ordnung, welche ſo wohl Z 4
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des gemeinen Weſens.
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muͤſſen diejenigen, welche Handel treiben,
alle Wahren fuͤhren, die dazu dienen, und
in ſolcher Menge, als ſie noͤthig ſind. Gleich-
wie es nicht ein geringer Verdruß iſt, wenn
man etwas nicht bekommen kan, ſo man
haben wil und noͤthig hat: alſo iſt es im
Gegentheile nicht allein ein Mangel des
Verdruſſes, ſondern auch, wenn man es
bedencket, ein Vergnuͤgen, wenigſtens ein
Mittel zum Vergnuͤgen, wenn man ſo
gleich haben kan, was man noͤthig hat/
und gerne haben wil. Was aus der taͤg-
lichen Erfahrung erhellet (§. 325 Met.),
darf nicht erſt durch weitlaͤuffige Gruͤnde
beſtaͤtiget werden. Weil nun das Ver-
gnuͤgen die Gluͤckſeeligkeit des Menſchen,
und der Mangel des Mißvergnuͤgens den
Mangel der Ungluͤckſeeligkeit ausmachet
(§. 52. 61 Mor.); ſo wird auch hiedurch
ein Theil der Ungluͤckſeeligkeit abgewen-
det und hingegen die Gluͤckſeeligkeit ver-
mehret: worauf man bey allen Anſtalten
im gemeinen Weſen zu ſehen hat (§. 215).
Jn der andern Abſicht hat man gewiſſe
Speiſen und gewiſſen Tranck einigen zu
verbiethen, abſonderlich bey oͤffentlichen
Gaſtgebothen, als auf Hochzeiten, Kind-
taufen und ſo weiter. Und gehoͤret auch
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