Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. sich eine zur Gesundheit dienliche Bewe-gung machet (§. 394). Den übrigen Nu- tzen der Spiele in Beurtheilung der Wahrscheinlichkeit und im Nachdencken hat die Academie der Wissenschafft zu be- sorgen und davon zum gemeinenGebrauche nöthigen Unterricht zu ertheilen (§. 300). Man siehet aber leicht, daß zu dem Ende für allen Dingen ausführliche Beschrei- bungen der Spiele erfordert werden, wozu ein Vermögen nöthig ist eine Sache deut- lich zu begreiffen und, nachdem man es be- griffen, andern zu erklären. Ja die Aca- demie der Wissenschafften könte auch sel- ber entweder Spiele erfinden, oder die be- reits erfundenen dahin einrichten, daß sie zu gewissen nöthigen Fällen im menschli- chen Leben diejenigen zubereiteten, welche sie treiben. Zu diesen Erfindungen ist nicht allein nöthig, daß man die bey einer gewissen Lebens-Art sich ereignenden Fäl- le vollständig begreiffet, und also scharffsin- nigist (§. 850. Met.), sondern auch zugleich viel Witz hat (§. 366. Met.). §. 396. Armuth ist nicht allein höchst-be-Wie Ar- ge- B b 5
des gemeinen Weſens. ſich eine zur Geſundheit dienliche Bewe-gung machet (§. 394). Den uͤbrigen Nu- tzen der Spiele in Beurtheilung der Wahrſcheinlichkeit und im Nachdencken hat die Academie der Wiſſenſchafft zu be- ſorgen und davon zum gemeinen⃒Gebrauche noͤthigen Unterricht zu ertheilen (§. 300). Man ſiehet aber leicht, daß zu dem Ende fuͤr allen Dingen ausfuͤhrliche Beſchrei- bungen der Spiele erfordert werden, wozu ein Vermoͤgen noͤthig iſt eine Sache deut- lich zu begreiffen und, nachdem man es be- griffen, andern zu erklaͤren. Ja die Aca- demie der Wiſſenſchafften koͤnte auch ſel- ber entweder Spiele erfinden, oder die be- reits erfundenen dahin einrichten, daß ſie zu gewiſſen noͤthigen Faͤllen im menſchli- chen Leben diejenigen zubereiteten, welche ſie treiben. Zu dieſen Erfindungen iſt nicht allein noͤthig, daß man die bey einer gewiſſen Lebens-Art ſich ereignenden Faͤl- le vollſtaͤndig begreiffet, und alſo ſcharffſin- nigiſt (§. 850. Met.), ſondern auch zugleich viel Witz hat (§. 366. Met.). §. 396. Armuth iſt nicht allein hoͤchſt-be-Wie Ar- ge- B b 5
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des gemeinen Weſens.
ſich eine zur Geſundheit dienliche Bewe-
gung machet (§. 394). Den uͤbrigen Nu-
tzen der Spiele in Beurtheilung der
Wahrſcheinlichkeit und im Nachdencken
hat die Academie der Wiſſenſchafft zu be-
ſorgen und davon zum gemeinen⃒Gebrauche
noͤthigen Unterricht zu ertheilen (§. 300).
Man ſiehet aber leicht, daß zu dem Ende
fuͤr allen Dingen ausfuͤhrliche Beſchrei-
bungen der Spiele erfordert werden, wozu
ein Vermoͤgen noͤthig iſt eine Sache deut-
lich zu begreiffen und, nachdem man es be-
griffen, andern zu erklaͤren. Ja die Aca-
demie der Wiſſenſchafften koͤnte auch ſel-
ber entweder Spiele erfinden, oder die be-
reits erfundenen dahin einrichten, daß ſie
zu gewiſſen noͤthigen Faͤllen im menſchli-
chen Leben diejenigen zubereiteten, welche
ſie treiben. Zu dieſen Erfindungen iſt
nicht allein noͤthig, daß man die bey einer
gewiſſen Lebens-Art ſich ereignenden Faͤl-
le vollſtaͤndig begreiffet, und alſo ſcharffſin-
nigiſt (§. 850. Met.), ſondern auch zugleich
viel Witz hat (§. 366. Met.).
§. 396.Armuth iſt nicht allein hoͤchſt-be-
ſchwerlich fuͤr diejenigen, welche ſie druͤ-
cket, ſondern auch denen eine groſſe Laſt,
welche ſie ſollen uͤbertragen helffen: wel-
ches alles aus der Erfahrung ſo bekand iſt,
daß ich es fuͤr unnoͤthig achte hier umb-
ſtaͤndlich auszufuͤhren. Da man nun im
ge-
Wie Ar-
muth ab-
zuwen-
den.
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