Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.der hohen Landes-Obrigkeit nem Obrigkeitlichen Ambte gezogen wird,nicht aufhöret ein Mensch und Unterthan zu seyn, auch sonst ein Vater, ein Vater, ein Ehemann u.s.w. verbleibet; so verblei- ben auch alle die übrigen Pflichten in ih- rem Werthe, und was ein jeder Mensch zu thun und zu lassen schuldig ist, das ist auch eine Obrigkeitliche Person zu thun und zu lassen schuldig; was ein jeder Un- terthan aus Gehorsam gegen die hohe Lan- des-Obrigkeit zu thun und zu lassen schul- dig ist; dasselbe ist auch eine Obrigkeitli- che Person zu thun und zu lassen schuldig; Was ein jeder Ehemann, Vater, Haus- Vater u. s. w. zu thun und zu lassen schul- dig ist, das ist auch eine Obrigkeitliche Per- son in dergleichen Umbständen zu thun und zu lassen schuldig. Allein hier reden wir bloß von dem, was eine Obrigkeitliche Person in ihrem Ambte zu thun hat, in soweit sie eine Obrigkeitliche Person ist. Weil nun auch die Verrichtungen des Obrigkeitlichen Ambtes öffters unter ver- schiedene Personen getheilet sind, und dem- nach eine jede Person in ihren Verrichtun- gen besondere Absichten hat; hingegen al- le diese Verrichtungen, und das dabey er- forderte Bezeigen in Worten, Minen, Ge- berden und Wercken, nach diesen Absich- ten einzurichten sind (§. 139. Mor.); so sie- het man auch leicht, wie man in besonde- ren
der hohen Landes-Obrigkeit nem Obrigkeitlichen Ambte gezogen wird,nicht aufhoͤret ein Menſch und Unterthan zu ſeyn, auch ſonſt ein Vater, ein Vater, ein Ehemann u.ſ.w. verbleibet; ſo verblei- ben auch alle die uͤbrigen Pflichten in ih- rem Werthe, und was ein jeder Menſch zu thun und zu laſſen ſchuldig iſt, das iſt auch eine Obrigkeitliche Perſon zu thun und zu laſſen ſchuldig; was ein jeder Un- terthan aus Gehorſam gegen die hohe Lan- des-Obrigkeit zu thun und zu laſſen ſchul- dig iſt; daſſelbe iſt auch eine Obrigkeitli- che Perſon zu thun und zu laſſen ſchuldig; Was ein jeder Ehemann, Vater, Haus- Vater u. ſ. w. zu thun und zu laſſen ſchul- dig iſt, das iſt auch eine Obrigkeitliche Per- ſon in dergleichen Umbſtaͤnden zu thun und zu laſſen ſchuldig. Allein hier reden wir bloß von dem, was eine Obrigkeitliche Perſon in ihrem Ambte zu thun hat, in ſoweit ſie eine Obrigkeitliche Perſon iſt. Weil nun auch die Verrichtungen des Obrigkeitlichen Ambtes oͤffters unter ver- ſchiedene Perſonen getheilet ſind, und dem- nach eine jede Perſon in ihren Verrichtun- gen beſondere Abſichten hat; hingegen al- le dieſe Verrichtungen, und das dabey er- forderte Bezeigen in Worten, Minen, Ge- berden und Wercken, nach dieſen Abſich- ten einzurichten ſind (§. 139. Mor.); ſo ſie- het man auch leicht, wie man in beſonde- ren
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der hohen Landes-Obrigkeit
nem Obrigkeitlichen Ambte gezogen wird,
nicht aufhoͤret ein Menſch und Unterthan
zu ſeyn, auch ſonſt ein Vater, ein Vater,
ein Ehemann u.ſ.w. verbleibet; ſo verblei-
ben auch alle die uͤbrigen Pflichten in ih-
rem Werthe, und was ein jeder Menſch
zu thun und zu laſſen ſchuldig iſt, das iſt
auch eine Obrigkeitliche Perſon zu thun
und zu laſſen ſchuldig; was ein jeder Un-
terthan aus Gehorſam gegen die hohe Lan-
des-Obrigkeit zu thun und zu laſſen ſchul-
dig iſt; daſſelbe iſt auch eine Obrigkeitli-
che Perſon zu thun und zu laſſen ſchuldig;
Was ein jeder Ehemann, Vater, Haus-
Vater u. ſ. w. zu thun und zu laſſen ſchul-
dig iſt, das iſt auch eine Obrigkeitliche Per-
ſon in dergleichen Umbſtaͤnden zu thun und
zu laſſen ſchuldig. Allein hier reden wir
bloß von dem, was eine Obrigkeitliche
Perſon in ihrem Ambte zu thun hat, in
ſoweit ſie eine Obrigkeitliche Perſon iſt.
Weil nun auch die Verrichtungen des
Obrigkeitlichen Ambtes oͤffters unter ver-
ſchiedene Perſonen getheilet ſind, und dem-
nach eine jede Perſon in ihren Verrichtun-
gen beſondere Abſichten hat; hingegen al-
le dieſe Verrichtungen, und das dabey er-
forderte Bezeigen in Worten, Minen, Ge-
berden und Wercken, nach dieſen Abſich-
ten einzurichten ſind (§. 139. Mor.); ſo ſie-
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