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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 2. Von dem Ehestande.
re, der soll sagen, was zu thun ist, und der
andere ist verbunden zu gehorsamen.

§. 58.

Da es bey den meisten Eheleu-Wer die
Herr-
schafft
haben
soll.

ten, wo nicht bey allen, schweer würde aus-
zumachen seyn, wer von ihnen die Sa-
che am besten verstünde, und daher bey ih-
nen ein steter Streit und Zanck darüber ent-
stehen; hingegen der Mann in den meisten
Fällen die Sache am besten verstehen soll;
so ist es vernünfftig, daß dem Manne
eingeräumet werde zu sagen, was zu thun
ist. Unterdessen ist doch der Mann schuldig
dem klugen Rathe des Weibes zu folgen,
wenn sie eine Sache besser als er einsiehet.
Da nun in der Macht zu befehlen, was zu
thun ist, die Herrschafft bestehet, welche
im Ehestande stat findet, so ist klar, daß
zwar dem Manne die Herrschafft gebühret,
jedoch dieselbe dergestalt eingeschräncket ist,
daß er das Weib sonderlich in solchen Sa-
chen, die sie besser als er verstehet, mit zu
Rathe ziehen soll. Und hat demnach das
Weib dem Manne, so lange er nichts un-
billiches befiehlet (§. 25 Mor.) zu gehor-
chen.

§. 59.

Ein verständiges Weib wird demWie sich
das Weib
dabey
aufzu-
führen.

Manne auch gar gerne die Herrschafft ü-
berlassen. Denn da es ihr mit eine Schan-
de ist, wenn sie einen unverständigen Mann
hat, dadurch aber, daß sie die Herrschafft
haben will, sie zu verstehen giebet, daß ihr

Mann

Cap. 2. Von dem Eheſtande.
re, der ſoll ſagen, was zu thun iſt, und der
andere iſt verbunden zu gehorſamen.

§. 58.

Da es bey den meiſten Eheleu-Wer die
Herr-
ſchafft
haben
ſoll.

ten, wo nicht bey allen, ſchweer wuͤrde aus-
zumachen ſeyn, wer von ihnen die Sa-
che am beſten verſtuͤnde, und daher bey ih-
nen ein ſteter Streit und Zanck daruͤber ent-
ſtehen; hingegen der Mann in den meiſten
Faͤllen die Sache am beſten verſtehen ſoll;
ſo iſt es vernuͤnfftig, daß dem Manne
eingeraͤumet werde zu ſagen, was zu thun
iſt. Unterdeſſen iſt doch der Mann ſchuldig
dem klugen Rathe des Weibes zu folgen,
wenn ſie eine Sache beſſer als er einſiehet.
Da nun in der Macht zu befehlen, was zu
thun iſt, die Herrſchafft beſtehet, welche
im Eheſtande ſtat findet, ſo iſt klar, daß
zwar dem Manne die Herrſchafft gebuͤhret,
jedoch dieſelbe dergeſtalt eingeſchraͤncket iſt,
daß er das Weib ſonderlich in ſolchen Sa-
chen, die ſie beſſer als er verſtehet, mit zu
Rathe ziehen ſoll. Und hat demnach das
Weib dem Manne, ſo lange er nichts un-
billiches befiehlet (§. 25 Mor.) zu gehor-
chen.

§. 59.

Ein verſtaͤndiges Weib wird demWie ſich
das Weib
dabey
aufzu-
fuͤhren.

Manne auch gar gerne die Herrſchafft uͤ-
berlaſſen. Denn da es ihr mit eine Schan-
de iſt, wenn ſie einen unverſtaͤndigen Mann
hat, dadurch aber, daß ſie die Herrſchafft
haben will, ſie zu verſtehen giebet, daß ihr

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[41/0059] Cap. 2. Von dem Eheſtande. re, der ſoll ſagen, was zu thun iſt, und der andere iſt verbunden zu gehorſamen. §. 58.Da es bey den meiſten Eheleu- ten, wo nicht bey allen, ſchweer wuͤrde aus- zumachen ſeyn, wer von ihnen die Sa- che am beſten verſtuͤnde, und daher bey ih- nen ein ſteter Streit und Zanck daruͤber ent- ſtehen; hingegen der Mann in den meiſten Faͤllen die Sache am beſten verſtehen ſoll; ſo iſt es vernuͤnfftig, daß dem Manne eingeraͤumet werde zu ſagen, was zu thun iſt. Unterdeſſen iſt doch der Mann ſchuldig dem klugen Rathe des Weibes zu folgen, wenn ſie eine Sache beſſer als er einſiehet. Da nun in der Macht zu befehlen, was zu thun iſt, die Herrſchafft beſtehet, welche im Eheſtande ſtat findet, ſo iſt klar, daß zwar dem Manne die Herrſchafft gebuͤhret, jedoch dieſelbe dergeſtalt eingeſchraͤncket iſt, daß er das Weib ſonderlich in ſolchen Sa- chen, die ſie beſſer als er verſtehet, mit zu Rathe ziehen ſoll. Und hat demnach das Weib dem Manne, ſo lange er nichts un- billiches befiehlet (§. 25 Mor.) zu gehor- chen. Wer die Herr- ſchafft haben ſoll. §. 59.Ein verſtaͤndiges Weib wird dem Manne auch gar gerne die Herrſchafft uͤ- berlaſſen. Denn da es ihr mit eine Schan- de iſt, wenn ſie einen unverſtaͤndigen Mann hat, dadurch aber, daß ſie die Herrſchafft haben will, ſie zu verſtehen giebet, daß ihr Mann Wie ſich das Weib dabey aufzu- fuͤhren.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/59>, abgerufen am 24.11.2024.