ob der Krieg im Lande oder ausser dem Lande geführet wird, als in welchem Fal- le die Beschweerden aus den außerordent- lichen Steuren, den Werbungen und dem Nachtheile der Handlung bestehen. Ein Landes-Herr, der keine Lust zum Kriege hat, und den Unterthanen gönnet, daß sie die Früchte des Friedens geniessen, wird ein friedliebender Herr genennet. Weil der Friede der Zustand des gemeinen We- sens ist, da kein auswärtiger Staat es of- fenbahr beleidiget (§. 880. Mor.); so zeiget ein friedliebender Herr, daß er für seine Unterthanen sorget, damit ihnen kein Schaden noch Leid zugefüget werde (§. 824. Mor.). Und also beweiset er dadurch Liebe zu seinen Unterthanen (§. 449. Met.).
§. 498.
Zwey Staate verhalten sich ge-Wenn es zu Krie- gen er- laubet. gen einander, wie zwey eintzele Personen (§. 497). Da nun in der natürlichen Freyheit erlaubet ist sich mit dem andern in Krieg einzulassen, wenn wir den Scha- den, den er uns zuwendet, oder zuwenden will, nicht anders abwenden können (§. 882. Mor.); so kan auch ein Landes-Herr sich mit anderen Staaten in Krieg einlassen, wenn sie seinem Staate Schaden thun, o- der Schaden thun wollen, und kein ande- res Mittel solchen abzuwenden übrig ist. Und wie abermahls eintzele Personen in der natürlichen Freyheit, wenn sie versi-
chert
Kriege.
ob der Krieg im Lande oder auſſer dem Lande gefuͤhret wird, als in welchem Fal- le die Beſchweerden aus den außerordent- lichen Steuren, den Werbungen und dem Nachtheile der Handlung beſtehen. Ein Landes-Herr, der keine Luſt zum Kriege hat, und den Unterthanen goͤnnet, daß ſie die Fruͤchte des Friedens genieſſen, wird ein friedliebender Herr genennet. Weil der Friede der Zuſtand des gemeinen We- ſens iſt, da kein auswaͤrtiger Staat es of- fenbahr beleidiget (§. 880. Mor.); ſo zeiget ein friedliebender Herr, daß er fuͤr ſeine Unterthanen ſorget, damit ihnen kein Schaden noch Leid zugefuͤget werde (§. 824. Mor.). Und alſo beweiſet er dadurch Liebe zu ſeinen Unterthanen (§. 449. Met.).
§. 498.
Zwey Staate verhalten ſich ge-Wenn es zu Krie- gen er- laubet. gen einander, wie zwey eintzele Perſonen (§. 497). Da nun in der natuͤrlichen Freyheit erlaubet iſt ſich mit dem andern in Krieg einzulaſſen, wenn wir den Scha- den, den er uns zuwendet, oder zuwenden will, nicht anders abwenden koͤnnen (§. 882. Mor.); ſo kan auch ein Landes-Herr ſich mit anderen Staaten in Krieg einlaſſen, wenn ſie ſeinem Staate Schaden thun, o- der Schaden thun wollen, und kein ande- res Mittel ſolchen abzuwenden uͤbrig iſt. Und wie abermahls eintzele Perſonen in der natuͤrlichen Freyheit, wenn ſie verſi-
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Kriege.
ob der Krieg im Lande oder auſſer dem
Lande gefuͤhret wird, als in welchem Fal-
le die Beſchweerden aus den außerordent-
lichen Steuren, den Werbungen und dem
Nachtheile der Handlung beſtehen. Ein
Landes-Herr, der keine Luſt zum Kriege
hat, und den Unterthanen goͤnnet, daß ſie
die Fruͤchte des Friedens genieſſen, wird
ein friedliebender Herr genennet. Weil
der Friede der Zuſtand des gemeinen We-
ſens iſt, da kein auswaͤrtiger Staat es of-
fenbahr beleidiget (§. 880. Mor.); ſo zeiget
ein friedliebender Herr, daß er fuͤr ſeine
Unterthanen ſorget, damit ihnen kein
Schaden noch Leid zugefuͤget werde (§.
824. Mor.). Und alſo beweiſet er dadurch
Liebe zu ſeinen Unterthanen (§. 449. Met.).
§. 498.Zwey Staate verhalten ſich ge-
gen einander, wie zwey eintzele Perſonen
(§. 497). Da nun in der natuͤrlichen
Freyheit erlaubet iſt ſich mit dem andern
in Krieg einzulaſſen, wenn wir den Scha-
den, den er uns zuwendet, oder zuwenden
will, nicht anders abwenden koͤnnen (§. 882.
Mor.); ſo kan auch ein Landes-Herr ſich
mit anderen Staaten in Krieg einlaſſen,
wenn ſie ſeinem Staate Schaden thun, o-
der Schaden thun wollen, und kein ande-
res Mittel ſolchen abzuwenden uͤbrig iſt.
Und wie abermahls eintzele Perſonen in
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Wenn es
zu Krie-
gen er-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/621>, abgerufen am 22.11.2024.
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