Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Kriege. Finden sich übele Anstalten darinnen, diedurch Unverstand und Eigennutz der Rä- the, oder aus anderen Ursachen unter einer übelen Regierung, gemacht worden, so muß man sie abschaffen, oder nach Be- finden der Umbstände ändern, daß sie dem Lande nicht nachtheilig bleiben. Jst das Land durch Krieg und Theurung arm und dadurch der Staat entkräfftet wor- den (§. 449); so muß man die Mittel dazu erwehlen, die oben vorgeschrieben worden, das Geld nicht allein im Lande zuerhalten (§. 447. & seqq.), sondern auch hauptsächlich herein zuziehen (§. 485. & seqq.). Und also siehet man, daß al- len was in diesem Stücke dienlich ist, aus dem vorhergehenden kan verstanden werden. Nur ist noch dieses zumercken, daß, wo man eine Aenderung treffen wil, man von dem gegenwärtigen Zustande soviel unverändert lassen muß, als nur immer angehen wil. Je weniger man Aenderung vornehmen darf, je besser ist es. Die Ursachen sind nicht schweer zu- errathen. Jm gemeinen Wesen ist alles auf eine wunderbahre Weise mit einan- der verknüpfft, dergestalt daß, wenn et- was geändert wird, die Aenderung mit der Zeit auch fast in allen übrigen Din- gen sich zeiget (§. 566. Met.). Da es nun eine sehr grosse Uberlegung erforder- te, Q q 5
Kriege. Finden ſich uͤbele Anſtalten darinnen, diedurch Unverſtand und Eigennutz der Raͤ- the, oder aus anderen Urſachen unter einer uͤbelen Regierung, gemacht worden, ſo muß man ſie abſchaffen, oder nach Be- finden der Umbſtaͤnde aͤndern, daß ſie dem Lande nicht nachtheilig bleiben. Jſt das Land durch Krieg und Theurung arm und dadurch der Staat entkraͤfftet wor- den (§. 449); ſo muß man die Mittel dazu erwehlen, die oben vorgeſchrieben worden, das Geld nicht allein im Lande zuerhalten (§. 447. & ſeqq.), ſondern auch hauptſaͤchlich herein zuziehen (§. 485. & ſeqq.). Und alſo ſiehet man, daß al- len was in dieſem Stuͤcke dienlich iſt, aus dem vorhergehenden kan verſtanden werden. Nur iſt noch dieſes zumercken, daß, wo man eine Aenderung treffen wil, man von dem gegenwaͤrtigen Zuſtande ſoviel unveraͤndert laſſen muß, als nur immer angehen wil. Je weniger man Aenderung vornehmen darf, je beſſer iſt es. Die Urſachen ſind nicht ſchweer zu- errathen. Jm gemeinen Weſen iſt alles auf eine wunderbahre Weiſe mit einan- der verknuͤpfft, dergeſtalt daß, wenn et- was geaͤndert wird, die Aenderung mit der Zeit auch faſt in allen uͤbrigen Din- gen ſich zeiget (§. 566. Met.). Da es nun eine ſehr groſſe Uberlegung erforder- te, Q q 5
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Kriege.
Finden ſich uͤbele Anſtalten darinnen, die
durch Unverſtand und Eigennutz der Raͤ-
the, oder aus anderen Urſachen unter einer
uͤbelen Regierung, gemacht worden, ſo
muß man ſie abſchaffen, oder nach Be-
finden der Umbſtaͤnde aͤndern, daß ſie dem
Lande nicht nachtheilig bleiben. Jſt das
Land durch Krieg und Theurung arm
und dadurch der Staat entkraͤfftet wor-
den (§. 449); ſo muß man die Mittel
dazu erwehlen, die oben vorgeſchrieben
worden, das Geld nicht allein im Lande
zuerhalten (§. 447. & ſeqq.), ſondern
auch hauptſaͤchlich herein zuziehen (§. 485.
& ſeqq.). Und alſo ſiehet man, daß al-
len was in dieſem Stuͤcke dienlich iſt,
aus dem vorhergehenden kan verſtanden
werden. Nur iſt noch dieſes zumercken,
daß, wo man eine Aenderung treffen wil,
man von dem gegenwaͤrtigen Zuſtande
ſoviel unveraͤndert laſſen muß, als nur
immer angehen wil. Je weniger man
Aenderung vornehmen darf, je beſſer iſt
es. Die Urſachen ſind nicht ſchweer zu-
errathen. Jm gemeinen Weſen iſt alles
auf eine wunderbahre Weiſe mit einan-
der verknuͤpfft, dergeſtalt daß, wenn et-
was geaͤndert wird, die Aenderung mit
der Zeit auch faſt in allen uͤbrigen Din-
gen ſich zeiget (§. 566. Met.). Da es
nun eine ſehr groſſe Uberlegung erforder-
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