nachdencket, wird durch Hülffe der allge- meinen Regel in sich ereigenenden Fällen selber darauf kommen. Unterdessen wäre es auch nicht undienlich, wenn man zugleich aus der Erfahrung mit Fleiß lernete, wo es hierinnen getroffen, wo es versehen wird; so würde man in der Kinderzucht, daran so gar viel gelegen ist, noch immer weiter kommen, und zum gemeinen Gebrauche auch für gemeine Leute, und die ihnen am Verstande nicht überlegen sind, viele be- sondere nützliche Regeln vorschreiben können.
§. 86.
Absonderlich wird auch von El-Wie El- tern vor die Sin- nen/ das Gedächt- nis und die Ein- bildun- ges- Krafft der Kin- der zu sorgen haben. tern erfordert, daß sie die Gliedmassen der Sinnen, absonderlich der Augen und des Gehöres, bey den Kindern in gutem Stan- de erhalten, damit keines von denselben geschwächet, viel weniger gar verdorben werde (§. 498 & seqq. Mor.). Und eine gleiche Bewandniß hat es mit dem Ge- dächtnisse und der Einbildungs-Krafft (§. 505 Mor.). Derowegen haben sie auch bey allen Handlungen mit auf die Sinnen, das Gedächtniß und die Einbildungs-Kraft zu sehen, was sie nemlich veränderliches bey den Kindern nach sich ziehen. Z.E. in starckem Lichte, sonderlich in dem hellen Mittags-Lichte der Sonne, wird das Au- ge blöde, daß es weder bey schwachem Lich- te in der Nähe, noch bey starckem in der Ferne wohl sehen kan: welches nicht allein
die
Vaͤterlichen Geſellſchafft.
nachdencket, wird durch Huͤlffe der allge- meinen Regel in ſich ereigenenden Faͤllen ſelber darauf kommen. Unterdeſſen waͤre es auch nicht undienlich, wenn man zugleich aus der Erfahrung mit Fleiß lernete, wo es hierinnen getroffen, wo es verſehen wird; ſo wuͤrde man in der Kinderzucht, daran ſo gar viel gelegen iſt, noch immer weiter kommen, und zum gemeinen Gebrauche auch fuͤr gemeine Leute, und die ihnen am Verſtande nicht uͤberlegen ſind, viele be- ſondere nuͤtzliche Regeln vorſchreiben koͤnnen.
§. 86.
Abſonderlich wird auch von El-Wie El- tern vor die Sin- nen/ das Gedaͤcht- nis und die Ein- bildun- ges- Krafft der Kin- der zu ſorgen haben. tern erfordert, daß ſie die Gliedmaſſen der Sinnen, abſonderlich der Augen und des Gehoͤres, bey den Kindern in gutem Stan- de erhalten, damit keines von denſelben geſchwaͤchet, viel weniger gar verdorben werde (§. 498 & ſeqq. Mor.). Und eine gleiche Bewandniß hat es mit dem Ge- daͤchtniſſe und der Einbildungs-Krafft (§. 505 Mor.). Derowegen haben ſie auch bey allen Handlungen mit auf die Sinnen, das Gedaͤchtniß und die Einbildungs-Kraft zu ſehen, was ſie nemlich veraͤnderliches bey den Kindern nach ſich ziehen. Z.E. in ſtarckem Lichte, ſonderlich in dem hellen Mittags-Lichte der Sonne, wird das Au- ge bloͤde, daß es weder bey ſchwachem Lich- te in der Naͤhe, noch bey ſtarckem in der Ferne wohl ſehen kan: welches nicht allein
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0077"n="59"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vaͤterlichen Geſellſchafft.</hi></fw><lb/>
nachdencket, wird durch Huͤlffe der allge-<lb/>
meinen Regel in ſich ereigenenden Faͤllen<lb/>ſelber darauf kommen. Unterdeſſen waͤre<lb/>
es auch nicht undienlich, wenn man zugleich<lb/>
aus der Erfahrung mit Fleiß lernete, wo es<lb/>
hierinnen getroffen, wo es verſehen wird;<lb/>ſo wuͤrde man in der Kinderzucht, daran ſo<lb/>
gar viel gelegen iſt, noch immer weiter<lb/>
kommen, und zum gemeinen Gebrauche<lb/>
auch fuͤr gemeine Leute, und die ihnen am<lb/>
Verſtande nicht uͤberlegen ſind, viele be-<lb/>ſondere nuͤtzliche Regeln vorſchreiben koͤnnen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 86.</head><p>Abſonderlich wird auch von El-<noteplace="right">Wie El-<lb/>
tern vor<lb/>
die Sin-<lb/>
nen/ das<lb/>
Gedaͤcht-<lb/>
nis und<lb/>
die Ein-<lb/>
bildun-<lb/>
ges-<lb/>
Krafft<lb/>
der Kin-<lb/>
der zu<lb/>ſorgen<lb/>
haben.</note><lb/>
tern erfordert, daß ſie die Gliedmaſſen der<lb/>
Sinnen, abſonderlich der Augen und des<lb/>
Gehoͤres, bey den Kindern in gutem Stan-<lb/>
de erhalten, damit keines von denſelben<lb/>
geſchwaͤchet, viel weniger gar verdorben<lb/>
werde (§. 498 &<hirendition="#aq">ſeqq. Mor.</hi>). Und eine<lb/>
gleiche Bewandniß hat es mit dem Ge-<lb/>
daͤchtniſſe und der Einbildungs-Krafft (§.<lb/>
505 <hirendition="#aq">Mor.</hi>). Derowegen haben ſie auch<lb/>
bey allen Handlungen mit auf die Sinnen,<lb/>
das Gedaͤchtniß und die Einbildungs-Kraft<lb/>
zu ſehen, was ſie nemlich veraͤnderliches<lb/>
bey den Kindern nach ſich ziehen. Z.E. in<lb/>ſtarckem Lichte, ſonderlich in dem hellen<lb/>
Mittags-Lichte der Sonne, wird das Au-<lb/>
ge bloͤde, daß es weder bey ſchwachem Lich-<lb/>
te in der Naͤhe, noch bey ſtarckem in der<lb/>
Ferne wohl ſehen kan: welches nicht allein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[59/0077]
Vaͤterlichen Geſellſchafft.
nachdencket, wird durch Huͤlffe der allge-
meinen Regel in ſich ereigenenden Faͤllen
ſelber darauf kommen. Unterdeſſen waͤre
es auch nicht undienlich, wenn man zugleich
aus der Erfahrung mit Fleiß lernete, wo es
hierinnen getroffen, wo es verſehen wird;
ſo wuͤrde man in der Kinderzucht, daran ſo
gar viel gelegen iſt, noch immer weiter
kommen, und zum gemeinen Gebrauche
auch fuͤr gemeine Leute, und die ihnen am
Verſtande nicht uͤberlegen ſind, viele be-
ſondere nuͤtzliche Regeln vorſchreiben koͤnnen.
§. 86.Abſonderlich wird auch von El-
tern erfordert, daß ſie die Gliedmaſſen der
Sinnen, abſonderlich der Augen und des
Gehoͤres, bey den Kindern in gutem Stan-
de erhalten, damit keines von denſelben
geſchwaͤchet, viel weniger gar verdorben
werde (§. 498 & ſeqq. Mor.). Und eine
gleiche Bewandniß hat es mit dem Ge-
daͤchtniſſe und der Einbildungs-Krafft (§.
505 Mor.). Derowegen haben ſie auch
bey allen Handlungen mit auf die Sinnen,
das Gedaͤchtniß und die Einbildungs-Kraft
zu ſehen, was ſie nemlich veraͤnderliches
bey den Kindern nach ſich ziehen. Z.E. in
ſtarckem Lichte, ſonderlich in dem hellen
Mittags-Lichte der Sonne, wird das Au-
ge bloͤde, daß es weder bey ſchwachem Lich-
te in der Naͤhe, noch bey ſtarckem in der
Ferne wohl ſehen kan: welches nicht allein
die
Wie El-
tern vor
die Sin-
nen/ das
Gedaͤcht-
nis und
die Ein-
bildun-
ges-
Krafft
der Kin-
der zu
ſorgen
haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/77>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.