grössere Krafft, als diejenige ist, wodurch sie gegen einander beweget werden, sich von einander bringen lassen. Und in diesem Falle kommet der Grad der Härte nicht al- lein von der Krafft her, wodurch verschiede- ne Theile gegen einander beweget werden, sondern auch von der Grösse der Fläche, da- ran sie einander berühren (§. 647. Met.). Es kan auch die Figur der Theile zu der Härte etwas beytragen. Denn vermöge der Figur können die Theile auf gar verschiedene Art an einander befestiget werden, daß nicht einer leicht von den andern zu bringen ist, wie uns die Erfahrung auch in der Kunst im grossen weiset. Es hindert aber nichts, wa- rumb nicht in der Natur im kleinen angehen sollte, was man in der Kunst im grossen sie- het. Denn die Figur hat mit der Grösse nichts zu thun und kan im kleinen eben der- gleichen Figur seyn, als man im grossen fin- det. Was demnach von der blossen Figur herrühret, kan im kleinen so wohl, als im grossen stat finden.
Warumb nicht alle harte Cörper von ei- nerley Art sind.
§. 46.
Weil die Härte nicht allzeit einer- ley Ursache hat und absonderlich ein gar grosser Unterscheid stat findet, wo die Figur das ihre mit dazu beyträget (§. 45); so ist es auch kein Wunder, daß die harten Cörper nicht alle von einerley Art gefunden werden, und nicht allein im Grade der Härte, son- dern auch noch sonst unterschieden sind.
Denn
Cap. II. Von dem Unterſcheide
groͤſſere Krafft, als diejenige iſt, wodurch ſie gegen einander beweget werden, ſich von einander bringen laſſen. Und in dieſem Falle kommet der Grad der Haͤrte nicht al- lein von der Krafft her, wodurch verſchiede- ne Theile gegen einander beweget werden, ſondern auch von der Groͤſſe der Flaͤche, da- ran ſie einander beruͤhren (§. 647. Met.). Es kan auch die Figur der Theile zu der Haͤrte etwas beytragen. Denn vermoͤge der Figur koͤnnen die Theile auf gar verſchiedene Art an einander befeſtiget werden, daß nicht einer leicht von den andern zu bringen iſt, wie uns die Erfahrung auch in der Kunſt im groſſen weiſet. Es hindert aber nichts, wa- rumb nicht in der Natur im kleinen angehen ſollte, was man in der Kunſt im groſſen ſie- het. Denn die Figur hat mit der Groͤſſe nichts zu thun und kan im kleinen eben der- gleichen Figur ſeyn, als man im groſſen fin- det. Was demnach von der bloſſen Figur herruͤhret, kan im kleinen ſo wohl, als im groſſen ſtat finden.
Warumb nicht alle harte Coͤrper von ei- nerley Art ſind.
§. 46.
Weil die Haͤrte nicht allzeit einer- ley Urſache hat und abſonderlich ein gar groſſer Unterſcheid ſtat findet, wo die Figur das ihre mit dazu beytraͤget (§. 45); ſo iſt es auch kein Wunder, daß die harten Coͤrper nicht alle von einerley Art gefunden werden, und nicht allein im Grade der Haͤrte, ſon- dern auch noch ſonſt unterſchieden ſind.
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Cap. II. Von dem Unterſcheide
groͤſſere Krafft, als diejenige iſt, wodurch ſie
gegen einander beweget werden, ſich von
einander bringen laſſen. Und in dieſem
Falle kommet der Grad der Haͤrte nicht al-
lein von der Krafft her, wodurch verſchiede-
ne Theile gegen einander beweget werden,
ſondern auch von der Groͤſſe der Flaͤche, da-
ran ſie einander beruͤhren (§. 647. Met.). Es
kan auch die Figur der Theile zu der Haͤrte
etwas beytragen. Denn vermoͤge der
Figur koͤnnen die Theile auf gar verſchiedene
Art an einander befeſtiget werden, daß nicht
einer leicht von den andern zu bringen iſt,
wie uns die Erfahrung auch in der Kunſt im
groſſen weiſet. Es hindert aber nichts, wa-
rumb nicht in der Natur im kleinen angehen
ſollte, was man in der Kunſt im groſſen ſie-
het. Denn die Figur hat mit der Groͤſſe
nichts zu thun und kan im kleinen eben der-
gleichen Figur ſeyn, als man im groſſen fin-
det. Was demnach von der bloſſen Figur
herruͤhret, kan im kleinen ſo wohl, als im
groſſen ſtat finden.
§. 46. Weil die Haͤrte nicht allzeit einer-
ley Urſache hat und abſonderlich ein gar
groſſer Unterſcheid ſtat findet, wo die Figur
das ihre mit dazu beytraͤget (§. 45); ſo iſt es
auch kein Wunder, daß die harten Coͤrper
nicht alle von einerley Art gefunden werden,
und nicht allein im Grade der Haͤrte, ſon-
dern auch noch ſonſt unterſchieden ſind.
Denn
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/112>, abgerufen am 21.11.2024.
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