Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. III. Von dem Unterscheide
sie vorher in Ruhe war, und hinwiederum
sich zur Ruhe bringen lässet, wenn sie in
Bewegung ist. Wenn die fremde und
veränderliche Materie vermehret wird, so
kommet entweder mehrere von eben der
Art dazu, oder eine andere von verschiede-
ner Art. Wird sie hingegen vermindert,
so kommet keine andere in ihre Stelle, oder
es kommet eine andere in ihre Stelle. Ja
es kan eine veränderliche Materie wohl gar
heraus getrieben werden und eine andere in
ihre Stelle kommen. Mehreres lässet sich
von einer Materie, welche die von einer an-
dern zwischen ihren Theilen leer gelassene
Räumlein erfüllet, nicht gedencken. Was
demnach die veränderliche und fremde Ma-
terie in den Cörpern unterschiedenes hervor
bringet, muß aus diesen Gründen hergelei-
tet werden.

Wenn
Cörper
auff-schwellen.
§. 54.

Wenn in die Zwischen Räum-
lein der Cörper, weiche von ihrer eigenthüm-
lichen beständigen Materie leer bleiben, mehr
veränderliche und fremde Materie kommet,
als vorher darinnen war, so muß die Grös-
se des Cörpers zunehmen und ein jeder
Theil von ihm mehr Raum erfüllen, als
vorher, das ist, der Cörper muß aufschwel-
len.
Denn da es unmöglich ist, daß zwey
verschiedene Theile der Materie einen Ort
einnehmen können, sondern vielmehr ein
jeder seinen besondern Ort haben muß

(§. 47.

Cap. III. Von dem Unterſcheide
ſie vorher in Ruhe war, und hinwiederum
ſich zur Ruhe bringen laͤſſet, wenn ſie in
Bewegung iſt. Wenn die fremde und
veraͤnderliche Materie vermehret wird, ſo
kommet entweder mehrere von eben der
Art dazu, oder eine andere von verſchiede-
ner Art. Wird ſie hingegen vermindert,
ſo kommet keine andere in ihre Stelle, oder
es kommet eine andere in ihre Stelle. Ja
es kan eine veraͤnderliche Materie wohl gar
heraus getrieben werden und eine andere in
ihre Stelle kommen. Mehreres laͤſſet ſich
von einer Materie, welche die von einer an-
dern zwiſchen ihren Theilen leer gelaſſene
Raͤumlein erfuͤllet, nicht gedencken. Was
demnach die veraͤnderliche und fremde Ma-
terie in den Coͤrpern unterſchiedenes hervor
bringet, muß aus dieſen Gruͤnden hergelei-
tet werden.

Wenn
Coͤrper
auff-ſchwellen.
§. 54.

Wenn in die Zwiſchen Raͤum-
lein der Coͤrper, weiche von ihrer eigenthuͤm-
lichen beſtaͤndigen Mateꝛie leer bleiben, mehr
veraͤnderliche und fremde Materie kommet,
als vorher darinnen war, ſo muß die Groͤſ-
ſe des Coͤrpers zunehmen und ein jeder
Theil von ihm mehr Raum erfuͤllen, als
vorher, das iſt, der Coͤrper muß aufſchwel-
len.
Denn da es unmoͤglich iſt, daß zwey
verſchiedene Theile der Materie einen Ort
einnehmen koͤnnen, ſondern vielmehr ein
jeder ſeinen beſondern Ort haben muß

(§. 47.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0118" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Unter&#x017F;cheide</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie vorher in Ruhe war, und hinwiederum<lb/>
&#x017F;ich zur Ruhe bringen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, wenn &#x017F;ie in<lb/>
Bewegung i&#x017F;t. Wenn die fremde und<lb/>
vera&#x0364;nderliche Materie vermehret wird, &#x017F;o<lb/>
kommet entweder mehrere von eben der<lb/>
Art dazu, oder eine andere von ver&#x017F;chiede-<lb/>
ner Art. Wird &#x017F;ie hingegen vermindert,<lb/>
&#x017F;o kommet keine andere in ihre Stelle, oder<lb/>
es kommet eine andere in ihre Stelle. Ja<lb/>
es kan eine vera&#x0364;nderliche Materie wohl gar<lb/>
heraus getrieben werden und eine andere in<lb/>
ihre Stelle kommen. Mehreres la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich<lb/>
von einer Materie, welche die von einer an-<lb/>
dern zwi&#x017F;chen ihren Theilen leer gela&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
Ra&#x0364;umlein erfu&#x0364;llet, nicht gedencken. Was<lb/>
demnach die vera&#x0364;nderliche und fremde Ma-<lb/>
terie in den Co&#x0364;rpern unter&#x017F;chiedenes hervor<lb/>
bringet, muß aus die&#x017F;en Gru&#x0364;nden hergelei-<lb/>
tet werden.</p><lb/>
              <note place="left">Wenn<lb/>
Co&#x0364;rper<lb/>
auff-&#x017F;chwellen.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 54.</head>
              <p>Wenn in die Zwi&#x017F;chen Ra&#x0364;um-<lb/>
lein der Co&#x0364;rper, weiche von ihrer eigenthu&#x0364;m-<lb/>
lichen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Mate&#xA75B;ie leer bleiben, mehr<lb/>
vera&#x0364;nderliche und fremde Materie kommet,<lb/>
als vorher darinnen war, &#x017F;o muß die Gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e des Co&#x0364;rpers zunehmen und ein jeder<lb/>
Theil von ihm mehr Raum erfu&#x0364;llen, als<lb/>
vorher, das i&#x017F;t, der Co&#x0364;rper muß <hi rendition="#fr">auf&#x017F;chwel-<lb/>
len.</hi> Denn da es unmo&#x0364;glich i&#x017F;t, daß zwey<lb/>
ver&#x017F;chiedene Theile der Materie einen Ort<lb/>
einnehmen ko&#x0364;nnen, &#x017F;ondern vielmehr ein<lb/>
jeder &#x017F;einen be&#x017F;ondern Ort haben muß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(§. 47.</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0118] Cap. III. Von dem Unterſcheide ſie vorher in Ruhe war, und hinwiederum ſich zur Ruhe bringen laͤſſet, wenn ſie in Bewegung iſt. Wenn die fremde und veraͤnderliche Materie vermehret wird, ſo kommet entweder mehrere von eben der Art dazu, oder eine andere von verſchiede- ner Art. Wird ſie hingegen vermindert, ſo kommet keine andere in ihre Stelle, oder es kommet eine andere in ihre Stelle. Ja es kan eine veraͤnderliche Materie wohl gar heraus getrieben werden und eine andere in ihre Stelle kommen. Mehreres laͤſſet ſich von einer Materie, welche die von einer an- dern zwiſchen ihren Theilen leer gelaſſene Raͤumlein erfuͤllet, nicht gedencken. Was demnach die veraͤnderliche und fremde Ma- terie in den Coͤrpern unterſchiedenes hervor bringet, muß aus dieſen Gruͤnden hergelei- tet werden. §. 54. Wenn in die Zwiſchen Raͤum- lein der Coͤrper, weiche von ihrer eigenthuͤm- lichen beſtaͤndigen Mateꝛie leer bleiben, mehr veraͤnderliche und fremde Materie kommet, als vorher darinnen war, ſo muß die Groͤſ- ſe des Coͤrpers zunehmen und ein jeder Theil von ihm mehr Raum erfuͤllen, als vorher, das iſt, der Coͤrper muß aufſchwel- len. Denn da es unmoͤglich iſt, daß zwey verſchiedene Theile der Materie einen Ort einnehmen koͤnnen, ſondern vielmehr ein jeder ſeinen beſondern Ort haben muß (§. 47.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/118
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/118>, abgerufen am 21.11.2024.