Sache. Denn wir verlangen weiter nichts zuzeigen, als daß in beyden Fällen die Flüs- sigkeit von der Wärme, und also einer frem- den Materie, welche zwischen die Theile der beständigen Materie dringet, und sie von einander treibet, herrühret. Allein eben die beyden Exempel zeigen, daß nicht Wär- me in einerley Grade verschiedene Materi- en flüßig erhalten kan. Wenn man auff Kalck genung Wasser giesset, so löschet er sich nicht allein, sondern wird auch flüs- sig. Und auch hier rühret die Flüßigkeit des Kalckes von dem Wasser her, welches zwischen die Theile des Kalckes fliesset und hindert, daß sie einander nicht berühren können.
§. 56.
Jch habe gesagt, in einem flüßi-Anmer- ckung. gen Cörper, wäre eine fremde oder verän- derliche Materie vorhanden, welche hinder- te, daß die kleinen Theile desselben einander nicht berühren könnten. Nun möchten vielleicht einige einwenden, daß folches der Erfahrung entgegen wäre. Denn wir sehen nicht allein mit blossen Augen, daß die Theile der flüßigen Cörper in einem fortgehen; sondern auch die Vergrösserungs Gläser zeigen es nicht anders, auch wenn man flüßige Materien in einem Haar Röhrlein (§. 99 T. III. Exper.) an diejenigen bringet, welche am meisten vergrössern. Theile, die in einem fortgehen, müssen noth-
wen-
F 4
wegen der veraͤnderlichen Materie.
Sache. Denn wir verlangen weiter nichts zuzeigen, als daß in beyden Faͤllen die Fluͤſ- ſigkeit von der Waͤrme, und alſo einer frem- den Materie, welche zwiſchen die Theile der beſtaͤndigen Materie dringet, und ſie von einander treibet, herruͤhret. Allein eben die beyden Exempel zeigen, daß nicht Waͤr- me in einerley Grade verſchiedene Materi- en fluͤßig erhalten kan. Wenn man auff Kalck genung Waſſer gieſſet, ſo loͤſchet er ſich nicht allein, ſondern wird auch fluͤſ- ſig. Und auch hier ruͤhret die Fluͤßigkeit des Kalckes von dem Waſſer her, welches zwiſchen die Theile des Kalckes flieſſet und hindert, daß ſie einander nicht beruͤhren koͤnnen.
§. 56.
Jch habe geſagt, in einem fluͤßi-Anmer- ckung. gen Coͤrper, waͤre eine fremde oder veraͤn- derliche Materie vorhanden, welche hinder- te, daß die kleinen Theile deſſelben einander nicht beruͤhren koͤnnten. Nun moͤchten vielleicht einige einwenden, daß folches der Erfahrung entgegen waͤre. Denn wir ſehen nicht allein mit bloſſen Augen, daß die Theile der fluͤßigen Coͤrper in einem fortgehen; ſondern auch die Vergroͤſſerungs Glaͤſer zeigen es nicht anders, auch wenn man fluͤßige Materien in einem Haar Roͤhrlein (§. 99 T. III. Exper.) an diejenigen bringet, welche am meiſten vergroͤſſern. Theile, die in einem fortgehen, muͤſſen noth-
wen-
F 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0123"n="87"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">wegen der veraͤnderlichen Materie.</hi></fw><lb/>
Sache. Denn wir verlangen weiter nichts<lb/>
zuzeigen, als daß in beyden Faͤllen die Fluͤſ-<lb/>ſigkeit von der Waͤrme, und alſo einer frem-<lb/>
den Materie, welche zwiſchen die Theile der<lb/>
beſtaͤndigen Materie dringet, und ſie von<lb/>
einander treibet, herruͤhret. Allein eben<lb/>
die beyden Exempel zeigen, daß nicht Waͤr-<lb/>
me in einerley Grade verſchiedene Materi-<lb/>
en fluͤßig erhalten kan. Wenn man auff<lb/>
Kalck genung Waſſer gieſſet, ſo loͤſchet er<lb/>ſich nicht allein, ſondern wird auch fluͤſ-<lb/>ſig. Und auch hier ruͤhret die Fluͤßigkeit<lb/>
des Kalckes von dem Waſſer her, welches<lb/>
zwiſchen die Theile des Kalckes flieſſet<lb/>
und hindert, daß ſie einander nicht beruͤhren<lb/>
koͤnnen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 56.</head><p>Jch habe geſagt, in einem fluͤßi-<noteplace="right">Anmer-<lb/>
ckung.</note><lb/>
gen Coͤrper, waͤre eine fremde oder veraͤn-<lb/>
derliche Materie vorhanden, welche hinder-<lb/>
te, daß die kleinen Theile deſſelben einander<lb/>
nicht beruͤhren koͤnnten. Nun moͤchten<lb/>
vielleicht einige einwenden, daß folches der<lb/>
Erfahrung entgegen waͤre. Denn wir ſehen<lb/>
nicht allein mit bloſſen Augen, daß die Theile<lb/>
der fluͤßigen Coͤrper in einem fortgehen;<lb/>ſondern auch die Vergroͤſſerungs Glaͤſer<lb/>
zeigen es nicht anders, auch wenn man<lb/>
fluͤßige Materien in einem Haar Roͤhrlein<lb/>
(§. 99 <hirendition="#aq">T. III. Exper.</hi>) an diejenigen<lb/>
bringet, welche am meiſten vergroͤſſern.<lb/>
Theile, die in einem fortgehen, muͤſſen noth-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">wen-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[87/0123]
wegen der veraͤnderlichen Materie.
Sache. Denn wir verlangen weiter nichts
zuzeigen, als daß in beyden Faͤllen die Fluͤſ-
ſigkeit von der Waͤrme, und alſo einer frem-
den Materie, welche zwiſchen die Theile der
beſtaͤndigen Materie dringet, und ſie von
einander treibet, herruͤhret. Allein eben
die beyden Exempel zeigen, daß nicht Waͤr-
me in einerley Grade verſchiedene Materi-
en fluͤßig erhalten kan. Wenn man auff
Kalck genung Waſſer gieſſet, ſo loͤſchet er
ſich nicht allein, ſondern wird auch fluͤſ-
ſig. Und auch hier ruͤhret die Fluͤßigkeit
des Kalckes von dem Waſſer her, welches
zwiſchen die Theile des Kalckes flieſſet
und hindert, daß ſie einander nicht beruͤhren
koͤnnen.
§. 56. Jch habe geſagt, in einem fluͤßi-
gen Coͤrper, waͤre eine fremde oder veraͤn-
derliche Materie vorhanden, welche hinder-
te, daß die kleinen Theile deſſelben einander
nicht beruͤhren koͤnnten. Nun moͤchten
vielleicht einige einwenden, daß folches der
Erfahrung entgegen waͤre. Denn wir ſehen
nicht allein mit bloſſen Augen, daß die Theile
der fluͤßigen Coͤrper in einem fortgehen;
ſondern auch die Vergroͤſſerungs Glaͤſer
zeigen es nicht anders, auch wenn man
fluͤßige Materien in einem Haar Roͤhrlein
(§. 99 T. III. Exper.) an diejenigen
bringet, welche am meiſten vergroͤſſern.
Theile, die in einem fortgehen, muͤſſen noth-
wen-
Anmer-
ckung.
F 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/123>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.