Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

wegen der veränderlichen Materie.
gen doch noch nicht zu Ende. Man mag
aber die grösseren Faden in kleinere von eben
der Art so lange auflösen als einem gefället,
oder sich thun lässet; so wird man doch end-
lich auf etwas kommen müssen, was seine
Weiche nirgends anders her hat als von ei-
ner fremden Materie, welche die genaue
Verbindung der Theile mit einander ver-
hindert (§. 64).

§. 67.

Weil man diese Art der weichenWie wei-
che Cör-
per harte
wexden.

Cörper, die wir jetzt beschrieben, nicht da-
durch harte machen kan, daß man ihnen die
fremde Materie benimmet, welche sie verur-
sachet; so sollte man vielleicht meinen, als
wenn sie gar nicht harte gemacht werden
könnten. Allein es ist noch ein anderes
Mittel übrig, wodurch solches erhalten wird.
Die Theile dieser Cörper geben nach, wenn
sie gedrucket werden, und lassen sich daher
näher zusammen drucken. Wenn sie nun
näher zusammen gebracht sind und zwar so
nahe, daß man sie nicht näher zusammen
bringen kan: so geben sie nicht mehr nach,
wenn man sie drucket und daher sind sie auch
nicht mehr weich, sondern harte. Auf sol-
che Weise wird das weiche Leder harte,
wenn man es mit Gewalt zusammen
presset. Jngleichen findet man, daß Zeuge
und Leinwand harte sind, wenn sie dichte ge-
webet werden: hingegen weich, wenn man
sie nicht so dichte webet. Nemlich im er-

sten
G 2

wegen der veraͤnderlichen Materie.
gen doch noch nicht zu Ende. Man mag
aber die groͤſſeren Faden in kleinere von eben
der Art ſo lange aufloͤſen als einem gefaͤllet,
oder ſich thun laͤſſet; ſo wird man doch end-
lich auf etwas kommen muͤſſen, was ſeine
Weiche nirgends anders her hat als von ei-
ner fremden Materie, welche die genaue
Verbindung der Theile mit einander ver-
hindert (§. 64).

§. 67.

Weil man dieſe Art der weichenWie wei-
che Coͤr-
per harte
wexden.

Coͤrper, die wir jetzt beſchrieben, nicht da-
durch harte machen kan, daß man ihnen die
fremde Materie benimmet, welche ſie verur-
ſachet; ſo ſollte man vielleicht meinen, als
wenn ſie gar nicht harte gemacht werden
koͤnnten. Allein es iſt noch ein anderes
Mittel uͤbꝛig, wodurch ſolches erhalten wird.
Die Theile dieſer Coͤrper geben nach, wenn
ſie gedrucket werden, und laſſen ſich daher
naͤher zuſammen drucken. Wenn ſie nun
naͤher zuſammen gebracht ſind und zwar ſo
nahe, daß man ſie nicht naͤher zuſammen
bringen kan: ſo geben ſie nicht mehr nach,
wenn man ſie drucket und daher ſind ſie auch
nicht mehr weich, ſondern harte. Auf ſol-
che Weiſe wird das weiche Leder harte,
wenn man es mit Gewalt zuſammen
preſſet. Jngleichen findet man, daß Zeuge
und Leinwand harte ſind, wenn ſie dichte ge-
webet werden: hingegen weich, wenn man
ſie nicht ſo dichte webet. Nemlich im er-

ſten
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0135" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wegen der vera&#x0364;nderlichen Materie.</hi></fw><lb/>
gen doch noch nicht zu Ende. Man mag<lb/>
aber die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Faden in kleinere von eben<lb/>
der Art &#x017F;o lange auflo&#x0364;&#x017F;en als einem gefa&#x0364;llet,<lb/>
oder &#x017F;ich thun la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et; &#x017F;o wird man doch end-<lb/>
lich auf etwas kommen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;eine<lb/>
Weiche nirgends anders her hat als von ei-<lb/>
ner fremden Materie, welche die genaue<lb/>
Verbindung der Theile mit einander ver-<lb/>
hindert (§. 64).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 67.</head>
              <p>Weil man die&#x017F;e Art der weichen<note place="right">Wie wei-<lb/>
che Co&#x0364;r-<lb/>
per harte<lb/>
wexden.</note><lb/>
Co&#x0364;rper, die wir jetzt be&#x017F;chrieben, nicht da-<lb/>
durch harte machen kan, daß man ihnen die<lb/>
fremde Materie benimmet, welche &#x017F;ie verur-<lb/>
&#x017F;achet; &#x017F;o &#x017F;ollte man vielleicht meinen, als<lb/>
wenn &#x017F;ie gar nicht harte gemacht werden<lb/>
ko&#x0364;nnten. Allein es i&#x017F;t noch ein anderes<lb/>
Mittel u&#x0364;b&#xA75B;ig, wodurch &#x017F;olches erhalten wird.<lb/>
Die Theile die&#x017F;er Co&#x0364;rper geben nach, wenn<lb/>
&#x017F;ie gedrucket werden, und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich daher<lb/>
na&#x0364;her zu&#x017F;ammen drucken. Wenn &#x017F;ie nun<lb/>
na&#x0364;her zu&#x017F;ammen gebracht &#x017F;ind und zwar &#x017F;o<lb/>
nahe, daß man &#x017F;ie nicht na&#x0364;her zu&#x017F;ammen<lb/>
bringen kan: &#x017F;o geben &#x017F;ie nicht mehr nach,<lb/>
wenn man &#x017F;ie drucket und daher &#x017F;ind &#x017F;ie auch<lb/>
nicht mehr weich, &#x017F;ondern harte. Auf &#x017F;ol-<lb/>
che Wei&#x017F;e wird das weiche Leder harte,<lb/>
wenn man es mit Gewalt zu&#x017F;ammen<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;et. Jngleichen findet man, daß Zeuge<lb/>
und Leinwand harte &#x017F;ind, wenn &#x017F;ie dichte ge-<lb/>
webet werden: hingegen weich, wenn man<lb/>
&#x017F;ie nicht &#x017F;o dichte webet. Nemlich im er-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0135] wegen der veraͤnderlichen Materie. gen doch noch nicht zu Ende. Man mag aber die groͤſſeren Faden in kleinere von eben der Art ſo lange aufloͤſen als einem gefaͤllet, oder ſich thun laͤſſet; ſo wird man doch end- lich auf etwas kommen muͤſſen, was ſeine Weiche nirgends anders her hat als von ei- ner fremden Materie, welche die genaue Verbindung der Theile mit einander ver- hindert (§. 64). §. 67. Weil man dieſe Art der weichen Coͤrper, die wir jetzt beſchrieben, nicht da- durch harte machen kan, daß man ihnen die fremde Materie benimmet, welche ſie verur- ſachet; ſo ſollte man vielleicht meinen, als wenn ſie gar nicht harte gemacht werden koͤnnten. Allein es iſt noch ein anderes Mittel uͤbꝛig, wodurch ſolches erhalten wird. Die Theile dieſer Coͤrper geben nach, wenn ſie gedrucket werden, und laſſen ſich daher naͤher zuſammen drucken. Wenn ſie nun naͤher zuſammen gebracht ſind und zwar ſo nahe, daß man ſie nicht naͤher zuſammen bringen kan: ſo geben ſie nicht mehr nach, wenn man ſie drucket und daher ſind ſie auch nicht mehr weich, ſondern harte. Auf ſol- che Weiſe wird das weiche Leder harte, wenn man es mit Gewalt zuſammen preſſet. Jngleichen findet man, daß Zeuge und Leinwand harte ſind, wenn ſie dichte ge- webet werden: hingegen weich, wenn man ſie nicht ſo dichte webet. Nemlich im er- ſten Wie wei- che Coͤr- per harte wexden. G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/135
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/135>, abgerufen am 21.11.2024.