Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.wegen der veränderlichen Materie. aussen mehrere Materie in den Cörper kom-met, als darinnen war, so darf solches eben nicht Materie der Wärme seyn, sondern es kan wohl Materie von einer anderen Art hineindringen, welcher die Wärme Platz machet, indem sie die Theile der beständigen und der veränderlichen in den Zwischen- Räumlein von einander treibet. Es ist demnach die Frage, welches von beyden glaublicher ist, wenn durch Schlagen der Cörper erwärmet und dadurch durch einen grösseren Raum ausgebreitet wird, ob soviel Materie von aussen hineinkommet, als zu Erfüllung der erweiterten Zwischen-Räum- lein erfordert wird, oder ob bloß die Materie der Wärme, welche bereits im Cörper ver- borgen lieget, in Bewegung gesetzet und durch diese Bewegung verursachet wird, daß von aussen andere fremde Materie in den Cörper hinein dringet und dadurch seine Grösse vermehret (§. 28). Das letztere scheinet glaubwürdiger zu seyn: denn durch Schlagen und Reiben werden die eigenthümliche Theile der Materie zusam- men gedruckt, und dadurch die Zwischen- Räumlein enger, oder es geschiehet eine blosse Erschütterung, sonderlich der verän- derlichen und fremden Materie in den Zwi- schen-Räumlein des Cörpers, wenn die be- ständige eigenthümliche so feste ist, daß sie nicht nachgiebet. Jn beyden Fällen ist kei- ne G 5
wegen der veraͤnderlichen Materie. auſſen mehrere Materie in den Coͤrper kom-met, als darinnen war, ſo darf ſolches eben nicht Materie der Waͤrme ſeyn, ſondern es kan wohl Materie von einer anderen Art hineindringen, welcher die Waͤrme Platz machet, indem ſie die Theile der beſtaͤndigen und der veraͤnderlichen in den Zwiſchen- Raͤumlein von einander treibet. Es iſt demnach die Frage, welches von beyden glaublicher iſt, wenn durch Schlagen der Coͤrper erwaͤrmet und dadurch durch einen groͤſſeren Raum ausgebreitet wird, ob ſoviel Materie von auſſen hineinkommet, als zu Erfuͤllung der erweiterten Zwiſchen-Raͤum- lein erfordert wird, oder ob bloß die Materie der Waͤrme, welche bereits im Coͤrper ver- borgen lieget, in Bewegung geſetzet und durch dieſe Bewegung verurſachet wird, daß von auſſen andere fremde Materie in den Coͤrper hinein dringet und dadurch ſeine Groͤſſe vermehret (§. 28). Das letztere ſcheinet glaubwuͤrdiger zu ſeyn: denn durch Schlagen und Reiben werden die eigenthuͤmliche Theile der Materie zuſam- men gedruckt, und dadurch die Zwiſchen- Raͤumlein enger, oder es geſchiehet eine bloſſe Erſchuͤtterung, ſonderlich der veraͤn- derlichen und fremden Materie in den Zwi- ſchen-Raͤumlein des Coͤrpers, wenn die be- ſtaͤndige eigenthuͤmliche ſo feſte iſt, daß ſie nicht nachgiebet. Jn beyden Faͤllen iſt kei- ne G 5
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wegen der veraͤnderlichen Materie.
auſſen mehrere Materie in den Coͤrper kom-
met, als darinnen war, ſo darf ſolches eben
nicht Materie der Waͤrme ſeyn, ſondern
es kan wohl Materie von einer anderen Art
hineindringen, welcher die Waͤrme Platz
machet, indem ſie die Theile der beſtaͤndigen
und der veraͤnderlichen in den Zwiſchen-
Raͤumlein von einander treibet. Es iſt
demnach die Frage, welches von beyden
glaublicher iſt, wenn durch Schlagen der
Coͤrper erwaͤrmet und dadurch durch einen
groͤſſeren Raum ausgebreitet wird, ob ſoviel
Materie von auſſen hineinkommet, als zu
Erfuͤllung der erweiterten Zwiſchen-Raͤum-
lein erfordert wird, oder ob bloß die Materie
der Waͤrme, welche bereits im Coͤrper ver-
borgen lieget, in Bewegung geſetzet und
durch dieſe Bewegung verurſachet wird, daß
von auſſen andere fremde Materie in den
Coͤrper hinein dringet und dadurch ſeine
Groͤſſe vermehret (§. 28). Das letztere
ſcheinet glaubwuͤrdiger zu ſeyn: denn
durch Schlagen und Reiben werden die
eigenthuͤmliche Theile der Materie zuſam-
men gedruckt, und dadurch die Zwiſchen-
Raͤumlein enger, oder es geſchiehet eine
bloſſe Erſchuͤtterung, ſonderlich der veraͤn-
derlichen und fremden Materie in den Zwi-
ſchen-Raͤumlein des Coͤrpers, wenn die be-
ſtaͤndige eigenthuͤmliche ſo feſte iſt, daß ſie
nicht nachgiebet. Jn beyden Faͤllen iſt kei-
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