Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.wegen der veränderlichen Materie. indem es sich an den Seiten des Gefässesnach und nach setzet, alles bis auf den Bo- den gegen die Axe des Glases bewegen, oder wenigstens eine Neigung zu dergleichen Be- wegung geben kan; so muß solches am aller- meisten in dem Falle geschehen, da das un- tere Wasser keine wiedrige Bewegung hat. Die Erfahrung aber zeiget das Wiederspiel und bekräfftiget, daß Hugenius es an sei- ner sonst gewöhnlichen Scharfsinnigkeit auch bey diesem Versuche nicht fehlen lassen. Und wir achten auch daher nicht nöthig zu seyn, daß wir alle das übrige anführen, was sich mit gutem Grunde diesem Einwurffe entgegen setzen liesse. Eben so ist uns ge- nung, daß wir aus der Erfahrung ersehen, es werde durch die Bewegung einer flüßi- gen Materie im Wirbel eine andere, die ih- rer Bewegung nicht mit folgen kan, gegen den Mittel-Punct des Wirbels getrieben, und verlangen nicht zu untersuchen, wie es möglich sey. Nur mercken wir dieses an, daß die Materie, welche sich in einem Circul beweget, ihre Bemühung von dem Mittel- Puncte desselben sich zu entfernen nicht nach dem Diameter, sondern vielmehr einer an- deren Linie anwendet, welche den Circul be- rühret. Wollte man auch gleich sagen, daß das Wasser, welches sich von dem Mittel-Puncte des Bodens zu entfernen bemühet, an die innere. Fläche des Glases an-
wegen der veraͤnderlichen Materie. indem es ſich an den Seiten des Gefaͤſſesnach und nach ſetzet, alles bis auf den Bo- den gegen die Axe des Glaſes bewegen, oder wenigſtens eine Neigung zu dergleichen Be- wegung geben kan; ſo muß ſolches am aller- meiſten in dem Falle geſchehen, da das un- tere Waſſer keine wiedrige Bewegung hat. Die Erfahrung aber zeiget das Wiederſpiel und bekraͤfftiget, daß Hugenius es an ſei- ner ſonſt gewoͤhnlichen Scharfſinnigkeit auch bey dieſem Verſuche nicht fehlen laſſen. Und wir achten auch daher nicht noͤthig zu ſeyn, daß wir alle das uͤbrige anfuͤhren, was ſich mit gutem Grunde dieſem Einwurffe entgegen ſetzen lieſſe. Eben ſo iſt uns ge- nung, daß wir aus der Erfahrung erſehen, es werde durch die Bewegung einer fluͤßi- gen Materie im Wirbel eine andere, die ih- rer Bewegung nicht mit folgen kan, gegen den Mittel-Punct des Wirbels getrieben, und verlangen nicht zu unterſuchen, wie es moͤglich ſey. Nur mercken wir dieſes an, daß die Materie, welche ſich in einem Circul beweget, ihre Bemuͤhung von dem Mittel- Puncte deſſelben ſich zu entfernen nicht nach dem Diameter, ſondern vielmehr einer an- deren Linie anwendet, welche den Circul be- ruͤhret. Wollte man auch gleich ſagen, daß das Waſſer, welches ſich von dem Mittel-Puncte des Bodens zu entfernen bemuͤhet, an die innere. Flaͤche des Glaſes an-
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wegen der veraͤnderlichen Materie.
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nach und nach ſetzet, alles bis auf den Bo-
den gegen die Axe des Glaſes bewegen, oder
wenigſtens eine Neigung zu dergleichen Be-
wegung geben kan; ſo muß ſolches am aller-
meiſten in dem Falle geſchehen, da das un-
tere Waſſer keine wiedrige Bewegung hat.
Die Erfahrung aber zeiget das Wiederſpiel
und bekraͤfftiget, daß Hugenius es an ſei-
ner ſonſt gewoͤhnlichen Scharfſinnigkeit
auch bey dieſem Verſuche nicht fehlen laſſen.
Und wir achten auch daher nicht noͤthig zu
ſeyn, daß wir alle das uͤbrige anfuͤhren, was
ſich mit gutem Grunde dieſem Einwurffe
entgegen ſetzen lieſſe. Eben ſo iſt uns ge-
nung, daß wir aus der Erfahrung erſehen,
es werde durch die Bewegung einer fluͤßi-
gen Materie im Wirbel eine andere, die ih-
rer Bewegung nicht mit folgen kan, gegen
den Mittel-Punct des Wirbels getrieben,
und verlangen nicht zu unterſuchen, wie
es moͤglich ſey. Nur mercken wir dieſes an,
daß die Materie, welche ſich in einem Circul
beweget, ihre Bemuͤhung von dem Mittel-
Puncte deſſelben ſich zu entfernen nicht nach
dem Diameter, ſondern vielmehr einer an-
deren Linie anwendet, welche den Circul be-
ruͤhret. Wollte man auch gleich ſagen,
daß das Waſſer, welches ſich von dem
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bemuͤhet, an die innere. Flaͤche des Glaſes
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