leicht sehen, daß das Licht viel geschwinder fortkommen muß, wenn es von den Fixster- nen auf unsere Erde zu rechter Zeit kommen soll. Wenn Cartesius dieses erwogen hät- te, so würde er noch mehr Ursache gehabt haben zusetzen, daß das Licht ohne Verlauff einiger Zeit aus einem Orte in den andern komme. Wenn man nun begreiffen will, wie es möglich ist, daß das Licht fast in kei- ner Zeit durch einen unglaublichen Raum fortgebracht werde; so hat man zuerwegen, was es für eine Beschaffenheit mit der Be- wegung habe. Wir finden, wie auch Huge- nius(c) schon angemercket, daß, wenn man eine Reihe Kugeln AB von gleicher Grösse dergestalt in einer geraden Linie leget, daßTab. I. eine die andere berühret, und die Kugeln harte sind, auch mit einer ausdehnenden Krafft versehen, man nach diesem ferner eine Kugel C, wieder die erste A schnellet, die letz- te B dergestalt abspringet, und die mittleren insgesamt stille liegen bleiben, als wenn die Kugel C an die Kugel B unmittelbahr an- gestossen wäre (§. 133 T. III. Exper.). Weil demnach das Licht sich so schnelle durch den grösten Raum beweget; so erkennet man daraus, daß die Materie des Lichtes derge- stalt den Welt-Raum erfüllet, daß immer ein Theil den andern unmittelbahr berühret. Ja eben deswegen müssen wir setzen, daß die
Theile
(c)Traite de la Lumiere c. 1. p. 11. 12.
M 3
Cap. II. Von der Sonne.
leicht ſehen, daß das Licht viel geſchwinder fortkommen muß, wenn es von den Fixſter- nen auf unſere Erde zu rechter Zeit kommen ſoll. Wenn Carteſius dieſes erwogen haͤt- te, ſo wuͤrde er noch mehr Urſache gehabt haben zuſetzen, daß das Licht ohne Verlauff einiger Zeit aus einem Orte in den andern komme. Wenn man nun begreiffen will, wie es moͤglich iſt, daß das Licht faſt in kei- ner Zeit durch einen unglaublichen Raum fortgebracht werde; ſo hat man zuerwegen, was es fuͤr eine Beſchaffenheit mit der Be- wegung habe. Wir finden, wie auch Huge- nius(c) ſchon angemercket, daß, wenn man eine Reihe Kugeln AB von gleicher Groͤſſe dergeſtalt in einer geraden Linie leget, daßTab. I. eine die andere beruͤhret, und die Kugeln harte ſind, auch mit einer ausdehnenden Krafft verſehen, man nach dieſem ferner eine Kugel C, wieder die erſte A ſchnellet, die letz- te B dergeſtalt abſpringet, und die mittleren insgeſamt ſtille liegen bleiben, als wenn die Kugel C an die Kugel B unmittelbahr an- geſtoſſen waͤre (§. 133 T. III. Exper.). Weil demnach das Licht ſich ſo ſchnelle durch den groͤſten Raum beweget; ſo erkennet man daraus, daß die Materie des Lichtes derge- ſtalt den Welt-Raum erfuͤllet, daß immer ein Theil den andern unmittelbahr beruͤhret. Ja eben deswegen muͤſſen wir ſetzen, daß die
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(c)Traité de la Lumiere c. 1. p. 11. 12.
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Cap. II. Von der Sonne.
leicht ſehen, daß das Licht viel geſchwinder
fortkommen muß, wenn es von den Fixſter-
nen auf unſere Erde zu rechter Zeit kommen
ſoll. Wenn Carteſius dieſes erwogen haͤt-
te, ſo wuͤrde er noch mehr Urſache gehabt
haben zuſetzen, daß das Licht ohne Verlauff
einiger Zeit aus einem Orte in den andern
komme. Wenn man nun begreiffen will,
wie es moͤglich iſt, daß das Licht faſt in kei-
ner Zeit durch einen unglaublichen Raum
fortgebracht werde; ſo hat man zuerwegen,
was es fuͤr eine Beſchaffenheit mit der Be-
wegung habe. Wir finden, wie auch Huge-
nius (c) ſchon angemercket, daß, wenn man
eine Reihe Kugeln AB von gleicher Groͤſſe
dergeſtalt in einer geraden Linie leget, daß
eine die andere beruͤhret, und die Kugeln
harte ſind, auch mit einer ausdehnenden
Krafft verſehen, man nach dieſem ferner eine
Kugel C, wieder die erſte A ſchnellet, die letz-
te B dergeſtalt abſpringet, und die mittleren
insgeſamt ſtille liegen bleiben, als wenn die
Kugel C an die Kugel B unmittelbahr an-
geſtoſſen waͤre (§. 133 T. III. Exper.). Weil
demnach das Licht ſich ſo ſchnelle durch den
groͤſten Raum beweget; ſo erkennet man
daraus, daß die Materie des Lichtes derge-
ſtalt den Welt-Raum erfuͤllet, daß immer
ein Theil den andern unmittelbahr beruͤhret.
Ja eben deswegen muͤſſen wir ſetzen, daß die
Theile
Tab. I.
(c) Traité de la Lumiere c. 1. p. 11. 12.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/217>, abgerufen am 16.02.2025.
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