Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. II. Von der Soune. durchgehen. Da wir aber gleichwohl dieSachen dadurch gantz eigentlich sehen, als wenn das Licht einen gantz freyen Zufluß zu dem Auge hätte; so muß es sich in dem Löchlein nicht mit einander vermischen. Wir haben vorhin gesehen (§. 121), daß das Licht durch die Bewegung der Himmels- Lufft fortgebracht wird, und diese aus sub- tilen Küglein bestehet, die mit einer ausdeh- nenden Krafft versehen (§. 123). Es muß demnach ein einiges Küglein zu gleicher Zeit verschiedene Bewegungen gegen verschiede- ne Gegenden fortbringen können. Man sollte vielleicht meinen, daß dieses nicht an- gienge: allein man kan die Möglichkeit durch einen Versuch zeigen. Es hat schon Tab. I. Fig. 3.Hugenius (a) erinnert, daß wenn man ei- ne Reihe Kugeln, die harte sind und abson- derlich mit einer ausdehnenden Krafft ver- sehen, von gleicher Grösse in einer Reihe hinter einander leget, daß sie einander be- rühren und alle ihre Mittel-Puncte in einer Linie liegen, nach diesem zu gleicher Zeit zwey Kugeln C und D von eben der Art und Grösse wie die vorigen gegen sie schnel- let, damit eine an die Kugel A, die andere hingegen an die Kugel B zugleich anstösset, beyde Kugeln C und D zu gleicher Zeit wie- der zurücke springen u. mit ebe der Geschwin- dig- (a) Traite de la lumiere c. 1. p. 16
Cap. II. Von der Soune. durchgehen. Da wir aber gleichwohl dieSachen dadurch gantz eigentlich ſehen, als wenn das Licht einen gantz freyen Zufluß zu dem Auge haͤtte; ſo muß es ſich in dem Loͤchlein nicht mit einander vermiſchen. Wir haben vorhin geſehen (§. 121), daß das Licht durch die Bewegung der Himmels- Lufft fortgebracht wird, und dieſe aus ſub- tilen Kuͤglein beſtehet, die mit einer ausdeh- nenden Krafft verſehen (§. 123). Es muß demnach ein einiges Kuͤglein zu gleicher Zeit verſchiedene Bewegungen gegen verſchiede- ne Gegenden fortbringen koͤnnen. Man ſollte vielleicht meinen, daß dieſes nicht an- gienge: allein man kan die Moͤglichkeit durch einen Verſuch zeigen. Es hat ſchon Tab. I. Fig. 3.Hugenius (a) erinnert, daß wenn man ei- ne Reihe Kugeln, die harte ſind und abſon- derlich mit einer ausdehnenden Krafft ver- ſehen, von gleicher Groͤſſe in einer Reihe hinter einander leget, daß ſie einander be- ruͤhren und alle ihre Mittel-Puncte in einer Linie liegen, nach dieſem zu gleicher Zeit zwey Kugeln C und D von eben der Art und Groͤſſe wie die vorigen gegen ſie ſchnel- let, damit eine an die Kugel A, die andere hingegen an die Kugel B zugleich anſtoͤſſet, beyde Kugeln C und D zu gleicher Zeit wie- der zuruͤcke ſpringen u. mit ebë der Geſchwin- dig- (a) Traite de la lumiere c. 1. p. 16
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Cap. II. Von der Soune.
durchgehen. Da wir aber gleichwohl die
Sachen dadurch gantz eigentlich ſehen, als
wenn das Licht einen gantz freyen Zufluß zu
dem Auge haͤtte; ſo muß es ſich in dem
Loͤchlein nicht mit einander vermiſchen.
Wir haben vorhin geſehen (§. 121), daß das
Licht durch die Bewegung der Himmels-
Lufft fortgebracht wird, und dieſe aus ſub-
tilen Kuͤglein beſtehet, die mit einer ausdeh-
nenden Krafft verſehen (§. 123). Es muß
demnach ein einiges Kuͤglein zu gleicher Zeit
verſchiedene Bewegungen gegen verſchiede-
ne Gegenden fortbringen koͤnnen. Man
ſollte vielleicht meinen, daß dieſes nicht an-
gienge: allein man kan die Moͤglichkeit
durch einen Verſuch zeigen. Es hat ſchon
Hugenius (a) erinnert, daß wenn man ei-
ne Reihe Kugeln, die harte ſind und abſon-
derlich mit einer ausdehnenden Krafft ver-
ſehen, von gleicher Groͤſſe in einer Reihe
hinter einander leget, daß ſie einander be-
ruͤhren und alle ihre Mittel-Puncte in einer
Linie liegen, nach dieſem zu gleicher Zeit
zwey Kugeln C und D von eben der Art
und Groͤſſe wie die vorigen gegen ſie ſchnel-
let, damit eine an die Kugel A, die andere
hingegen an die Kugel B zugleich anſtoͤſſet,
beyde Kugeln C und D zu gleicher Zeit wie-
der zuruͤcke ſpringen u. mit ebë der Geſchwin-
dig-
Tab. I.
Fig. 3.
(a) Traite de la lumiere c. 1. p. 16
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