Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. II. Von der Sonne.
Sonnen-Licht ist stärcker als anderes und
wird demnach durch die Sonne weit meh-
rere Himmels-Lufft in starcke Bewegung
gesetzet, als von einem anderen Lichte (§.
121). Derowegen dringet das Sonnen-
Licht häuffiger in die subtilesten Zwischen-
Räumlein der Cörper und kan daher auch
mehrere von der daselbst befindlichen Mate-
rie der Wärme in Bewegung setzen. Wenn
wenige in Bewegung gebracht wird, so ge-
het es nicht an, daß wir es empfinden (§.
71): allein wenn viele darein gesetzet
wird, so wird die Wärme empfindlich. Ja
wenn wenige Materie der Wärme in Be-
wegung gebracht wird, so kan auch das
Welterglaß keine merckliche Veränderung
leiden (§. 59. T. II. Exper.), dergleichen
gleichwohl in dem entgegen gesetzten Falle
geschiehet.

§. 131.

Man siehet auch daher, warumbWarumb
dunckele
Cörper,
in der
Sonne
wärmer
werden
als helle.

dunckele Cörper in der Sonne wärmer wer-
den als helle, unerachtet beyde gleiche Zeit
darinnen liegen. Ein dunckeler Cörper
wirfft weniger Licht zurücke, als ein heller,
Derowegen wird in jenem mehr Licht in die
inneren Theile des Cörpers gebracht, als
in diesen (§ 129.). Je mehr aber Licht in
die inneren Theile des Cörpers hinein drin-
get, je mehr kan es Wärme erregen (§.
130).

Das
N 2

Cap. II. Von der Sonne.
Sonnen-Licht iſt ſtaͤrcker als anderes und
wird demnach durch die Sonne weit meh-
rere Himmels-Lufft in ſtarcke Bewegung
geſetzet, als von einem anderen Lichte (§.
121). Derowegen dringet das Sonnen-
Licht haͤuffiger in die ſubtileſten Zwiſchen-
Raͤumlein der Coͤrper und kan daher auch
mehrere von der daſelbſt befindlichen Mate-
rie der Waͤrme in Bewegung ſetzen. Wenn
wenige in Bewegung gebracht wird, ſo ge-
het es nicht an, daß wir es empfinden (§.
71): allein wenn viele darein geſetzet
wird, ſo wird die Waͤrme empfindlich. Ja
wenn wenige Materie der Waͤrme in Be-
wegung gebracht wird, ſo kan auch das
Welterglaß keine merckliche Veraͤnderung
leiden (§. 59. T. II. Exper.), dergleichen
gleichwohl in dem entgegen geſetzten Falle
geſchiehet.

§. 131.

Man ſiehet auch daher, warumbWarumb
dunckele
Coͤrper,
in der
Sonne
waͤrmer
werden
als helle.

dunckele Coͤrper in der Sonne waͤrmer wer-
den als helle, unerachtet beyde gleiche Zeit
darinnen liegen. Ein dunckeler Coͤrper
wirfft weniger Licht zuruͤcke, als ein heller,
Derowegen wird in jenem mehr Licht in die
inneren Theile des Coͤrpers gebracht, als
in dieſen (§ 129.). Je mehr aber Licht in
die inneren Theile des Coͤrpers hinein drin-
get, je mehr kan es Waͤrme erregen (§.
130).

Das
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0231" n="195"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Sonne.</hi></fw><lb/>
Sonnen-Licht i&#x017F;t &#x017F;ta&#x0364;rcker als anderes und<lb/>
wird demnach durch die Sonne weit meh-<lb/>
rere Himmels-Lufft in &#x017F;tarcke Bewegung<lb/>
ge&#x017F;etzet, als von einem anderen Lichte (§.<lb/>
121). Derowegen dringet das Sonnen-<lb/>
Licht ha&#x0364;uffiger in die &#x017F;ubtile&#x017F;ten Zwi&#x017F;chen-<lb/>
Ra&#x0364;umlein der Co&#x0364;rper und kan daher auch<lb/>
mehrere von der da&#x017F;elb&#x017F;t befindlichen Mate-<lb/>
rie der Wa&#x0364;rme in Bewegung &#x017F;etzen. Wenn<lb/>
wenige in Bewegung gebracht wird, &#x017F;o ge-<lb/>
het es nicht an, daß wir es empfinden (§.<lb/>
71): allein wenn viele darein ge&#x017F;etzet<lb/>
wird, &#x017F;o wird die Wa&#x0364;rme empfindlich. Ja<lb/>
wenn wenige Materie der Wa&#x0364;rme in Be-<lb/>
wegung gebracht wird, &#x017F;o kan auch das<lb/>
Welterglaß keine merckliche Vera&#x0364;nderung<lb/>
leiden (§. 59. <hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>), dergleichen<lb/>
gleichwohl in dem entgegen ge&#x017F;etzten Falle<lb/>
ge&#x017F;chiehet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 131.</head>
              <p>Man &#x017F;iehet auch daher, warumb<note place="right">Warumb<lb/>
dunckele<lb/>
Co&#x0364;rper,<lb/>
in der<lb/>
Sonne<lb/>
wa&#x0364;rmer<lb/>
werden<lb/>
als helle.</note><lb/>
dunckele Co&#x0364;rper in der Sonne wa&#x0364;rmer wer-<lb/>
den als helle, unerachtet beyde gleiche Zeit<lb/>
darinnen liegen. Ein dunckeler Co&#x0364;rper<lb/>
wirfft weniger Licht zuru&#x0364;cke, als ein heller,<lb/>
Derowegen wird in jenem mehr Licht in die<lb/>
inneren Theile des Co&#x0364;rpers gebracht, als<lb/>
in die&#x017F;en (§ 129.). Je mehr aber Licht in<lb/>
die inneren Theile des Co&#x0364;rpers hinein drin-<lb/>
get, je mehr kan es Wa&#x0364;rme erregen (§.<lb/>
130).</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">N 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0231] Cap. II. Von der Sonne. Sonnen-Licht iſt ſtaͤrcker als anderes und wird demnach durch die Sonne weit meh- rere Himmels-Lufft in ſtarcke Bewegung geſetzet, als von einem anderen Lichte (§. 121). Derowegen dringet das Sonnen- Licht haͤuffiger in die ſubtileſten Zwiſchen- Raͤumlein der Coͤrper und kan daher auch mehrere von der daſelbſt befindlichen Mate- rie der Waͤrme in Bewegung ſetzen. Wenn wenige in Bewegung gebracht wird, ſo ge- het es nicht an, daß wir es empfinden (§. 71): allein wenn viele darein geſetzet wird, ſo wird die Waͤrme empfindlich. Ja wenn wenige Materie der Waͤrme in Be- wegung gebracht wird, ſo kan auch das Welterglaß keine merckliche Veraͤnderung leiden (§. 59. T. II. Exper.), dergleichen gleichwohl in dem entgegen geſetzten Falle geſchiehet. §. 131. Man ſiehet auch daher, warumb dunckele Coͤrper in der Sonne waͤrmer wer- den als helle, unerachtet beyde gleiche Zeit darinnen liegen. Ein dunckeler Coͤrper wirfft weniger Licht zuruͤcke, als ein heller, Derowegen wird in jenem mehr Licht in die inneren Theile des Coͤrpers gebracht, als in dieſen (§ 129.). Je mehr aber Licht in die inneren Theile des Coͤrpers hinein drin- get, je mehr kan es Waͤrme erregen (§. 130). Warumb dunckele Coͤrper, in der Sonne waͤrmer werden als helle. Das N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/231
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/231>, abgerufen am 24.11.2024.