Wir finden aber, daß der Mond,Daß er sein Licht von der Sonue bekom- met. so bald er von der Sonne wegrücket und wir einen Theil davon sehen können, wenn er von der Sonne beschienen wird, so weit Licht hat, als ihn die Sonne bescheinet. Und wenn die Erde zwischen ihm und der Sonne stehet, daß wir die gantze Helffte se- hen können, welche die Sonne bescheinet, so hat er volles Licht und nennen wir ihn da- her den Vollmond. Daß aber im Voll- mond die Erde zwischen dem Mond und der Sonne stehet, kan man daher wahrnehmen, weil der Mond aufgehet, indem die Son- ne untergehet und er den halben Himmel von der Sonne entfernet ist. Es hat dero- wegen der Mond sein Licht, damit er des Nachts scheinet, von der Sonne, und ist demnach das Mond-Licht eben das Son- nen-Licht, welches er zurücke wirfft.
§. 134.
Man mag den Mond so wohlDaß der Mond nicht aus einerley Art der Materie bestehet. mit blossen Augen, als durch Vergrösse- rungs-Gläser betrachten, so siehet er nicht durchgehends gleich helle aus, sondern ist in einigen Orten dunckel. Die Sonne be- scheinet ihn in einem Orte, wie in dem an- dern und es sind auch die dunckelen Flecken nicht in einem Orte bey einander anzutreffen, sondern vielmehr durch den gantzen Mond zertheilet. Derowegen kan man die Ur- sache keinesweges darinnen suchen, daß ein Theil von der Sonne mehr erleuchtet
wird
N 3
Cap. III. Von dem Mond.
§. 133.
Wir finden aber, daß der Mond,Daß er ſein Licht von der Sonue bekom- met. ſo bald er von der Sonne wegruͤcket und wir einen Theil davon ſehen koͤnnen, wenn er von der Sonne beſchienen wird, ſo weit Licht hat, als ihn die Sonne beſcheinet. Und wenn die Erde zwiſchen ihm und der Sonne ſtehet, daß wir die gantze Helffte ſe- hen koͤnnen, welche die Sonne beſcheinet, ſo hat er volles Licht und nennen wir ihn da- her den Vollmond. Daß aber im Voll- mond die Erde zwiſchen dem Mond und der Sonne ſtehet, kan man daher wahrnehmen, weil der Mond aufgehet, indem die Son- ne untergehet und er den halben Himmel von der Sonne entfernet iſt. Es hat dero- wegen der Mond ſein Licht, damit er des Nachts ſcheinet, von der Sonne, und iſt demnach das Mond-Licht eben das Son- nen-Licht, welches er zuruͤcke wirfft.
§. 134.
Man mag den Mond ſo wohlDaß der Mond nicht aus einerley Art der Materie beſtehet. mit bloſſen Augen, als durch Vergroͤſſe- rungs-Glaͤſer betrachten, ſo ſiehet er nicht durchgehends gleich helle aus, ſondern iſt in einigen Orten dunckel. Die Sonne be- ſcheinet ihn in einem Orte, wie in dem an- dern und es ſind auch die dunckelen Flecken nicht in einem Orte bey einandeꝛ anzutꝛeffen, ſondern vielmehr durch den gantzen Mond zertheilet. Derowegen kan man die Ur- ſache keinesweges darinnen ſuchen, daß ein Theil von der Sonne mehr erleuchtet
wird
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Cap. III. Von dem Mond.
§. 133. Wir finden aber, daß der Mond,
ſo bald er von der Sonne wegruͤcket und
wir einen Theil davon ſehen koͤnnen, wenn
er von der Sonne beſchienen wird, ſo weit
Licht hat, als ihn die Sonne beſcheinet.
Und wenn die Erde zwiſchen ihm und der
Sonne ſtehet, daß wir die gantze Helffte ſe-
hen koͤnnen, welche die Sonne beſcheinet,
ſo hat er volles Licht und nennen wir ihn da-
her den Vollmond. Daß aber im Voll-
mond die Erde zwiſchen dem Mond und der
Sonne ſtehet, kan man daher wahrnehmen,
weil der Mond aufgehet, indem die Son-
ne untergehet und er den halben Himmel
von der Sonne entfernet iſt. Es hat dero-
wegen der Mond ſein Licht, damit er des
Nachts ſcheinet, von der Sonne, und iſt
demnach das Mond-Licht eben das Son-
nen-Licht, welches er zuruͤcke wirfft.
Daß er
ſein Licht
von der
Sonue
bekom-
met.
§. 134. Man mag den Mond ſo wohl
mit bloſſen Augen, als durch Vergroͤſſe-
rungs-Glaͤſer betrachten, ſo ſiehet er nicht
durchgehends gleich helle aus, ſondern iſt in
einigen Orten dunckel. Die Sonne be-
ſcheinet ihn in einem Orte, wie in dem an-
dern und es ſind auch die dunckelen Flecken
nicht in einem Orte bey einandeꝛ anzutꝛeffen,
ſondern vielmehr durch den gantzen Mond
zertheilet. Derowegen kan man die Ur-
ſache keinesweges darinnen ſuchen, daß ein
Theil von der Sonne mehr erleuchtet
wird
Daß der
Mond
nicht aus
einerley
Art der
Materie
beſtehet.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/233>, abgerufen am 21.11.2024.
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