Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
wurffe, der mir vielfältig gemacht wor-
den, wenig auszusetzen finde: allein ob
ich gleich alles einräume, was jetzund
gesaget worden, so kan doch dadurch
nicht das Vergnügen, welches aus Er-
käntnis der Wahrheit und insonderheit
derjenigen erwächst, die man in na-
türlichen Dingen erblicket, gestöhret
werden. Dieses kan nur Misvergnü-
gen bey denen bringen, die dergleichen
Leuten zugefallen trachten. Hingegen
wer bloß bey verständigen und tugend-
hafften einen Ruhm suchet und hinge-
gegen sichs für eine Schande hält von
denen gelobet zu werden, deren Lob ein
so grösserer Schandfleck ist, je grösser es
in den Ohren der einfältigen klinget;
dem ist es eine Freude, wenn er siehet,
daß er ihnen nicht angenehm ist. Jch
meines Ortes habe so viel Versicherung
von guter Zuneigung derer gegen mich,
die Verstand und Tugend hoch erha-
ben, daß ich mich um das Urtheil ande-
rer wenig bekümmere. Und da ich bis-
her gefunden, daß noch alles, was aus
meiner Feder geflossen, bey denen Bey-

fall
):( 5

Vorrede.
wurffe, der mir vielfaͤltig gemacht wor-
den, wenig auszuſetzen finde: allein ob
ich gleich alles einraͤume, was jetzund
geſaget worden, ſo kan doch dadurch
nicht das Vergnuͤgen, welches aus Er-
kaͤntnis der Wahrheit und inſonderheit
derjenigen erwaͤchſt, die man in na-
tuͤrlichen Dingen erblicket, geſtoͤhret
werden. Dieſes kan nur Misvergnuͤ-
gen bey denen bringen, die dergleichen
Leuten zugefallen trachten. Hingegen
wer bloß bey verſtaͤndigen und tugend-
hafften einen Ruhm ſuchet und hinge-
gegen ſichs fuͤr eine Schande haͤlt von
denen gelobet zu werden, deren Lob ein
ſo groͤſſerer Schandfleck iſt, je groͤſſer es
in den Ohren der einfaͤltigen klinget;
dem iſt es eine Freude, wenn er ſiehet,
daß er ihnen nicht angenehm iſt. Jch
meines Ortes habe ſo viel Verſicherung
von guter Zuneigung derer gegen mich,
die Verſtand und Tugend hoch erha-
ben, daß ich mich um das Urtheil ande-
rer wenig bekuͤmmere. Und da ich bis-
her gefunden, daß noch alles, was aus
meiner Feder gefloſſen, bey denen Bey-

fall
):( 5
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
wurffe, der mir vielfa&#x0364;ltig gemacht wor-<lb/>
den, wenig auszu&#x017F;etzen finde: allein ob<lb/>
ich gleich alles einra&#x0364;ume, was jetzund<lb/>
ge&#x017F;aget worden, &#x017F;o kan doch dadurch<lb/>
nicht das Vergnu&#x0364;gen, welches aus Er-<lb/>
ka&#x0364;ntnis der Wahrheit und in&#x017F;onderheit<lb/>
derjenigen erwa&#x0364;ch&#x017F;t, die man in na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Dingen erblicket, ge&#x017F;to&#x0364;hret<lb/>
werden. Die&#x017F;es kan nur Misvergnu&#x0364;-<lb/>
gen bey denen bringen, die dergleichen<lb/>
Leuten zugefallen trachten. Hingegen<lb/>
wer bloß bey ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen und tugend-<lb/>
hafften einen Ruhm &#x017F;uchet und hinge-<lb/>
gegen &#x017F;ichs fu&#x0364;r eine Schande ha&#x0364;lt von<lb/>
denen gelobet zu werden, deren Lob ein<lb/>
&#x017F;o gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Schandfleck i&#x017F;t, je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er es<lb/>
in den Ohren der einfa&#x0364;ltigen klinget;<lb/>
dem i&#x017F;t es eine Freude, wenn er &#x017F;iehet,<lb/>
daß er ihnen nicht angenehm i&#x017F;t. Jch<lb/>
meines Ortes habe &#x017F;o viel Ver&#x017F;icherung<lb/>
von guter Zuneigung derer gegen mich,<lb/>
die Ver&#x017F;tand und Tugend hoch erha-<lb/>
ben, daß ich mich um das Urtheil ande-<lb/>
rer wenig beku&#x0364;mmere. Und da ich bis-<lb/>
her gefunden, daß noch alles, was aus<lb/>
meiner Feder geflo&#x017F;&#x017F;en, bey denen Bey-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">):( 5</fw><fw place="bottom" type="catch">fall</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0031] Vorrede. wurffe, der mir vielfaͤltig gemacht wor- den, wenig auszuſetzen finde: allein ob ich gleich alles einraͤume, was jetzund geſaget worden, ſo kan doch dadurch nicht das Vergnuͤgen, welches aus Er- kaͤntnis der Wahrheit und inſonderheit derjenigen erwaͤchſt, die man in na- tuͤrlichen Dingen erblicket, geſtoͤhret werden. Dieſes kan nur Misvergnuͤ- gen bey denen bringen, die dergleichen Leuten zugefallen trachten. Hingegen wer bloß bey verſtaͤndigen und tugend- hafften einen Ruhm ſuchet und hinge- gegen ſichs fuͤr eine Schande haͤlt von denen gelobet zu werden, deren Lob ein ſo groͤſſerer Schandfleck iſt, je groͤſſer es in den Ohren der einfaͤltigen klinget; dem iſt es eine Freude, wenn er ſiehet, daß er ihnen nicht angenehm iſt. Jch meines Ortes habe ſo viel Verſicherung von guter Zuneigung derer gegen mich, die Verſtand und Tugend hoch erha- ben, daß ich mich um das Urtheil ande- rer wenig bekuͤmmere. Und da ich bis- her gefunden, daß noch alles, was aus meiner Feder gefloſſen, bey denen Bey- fall ):( 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/31
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/31>, abgerufen am 23.11.2024.