kein Licht (§. 191). Derowegen muß sie von unserer Lufft unterschieden seyn.
Daß un- sere Lufft nicht bis an die Monds- Lufft ge- het.
§. 196.
Der Mond mit seiner Lufft kan von der Sonne erleuchtet werden, auch wenn die Sonne unter der Erde ist. Un- sere Lufft kan die Sonne nicht mehr erleuch- ten, wenn sie nur wenige Grade unter dem Horizonte stehet. Derowegen kan sie nicht bis an den Mond gehen, sondern muß gar bald aufhören. Man hat auch in der Astro- nomie aus diesem Grunde die Höhe der Lufft zubestimmen gesuchtund Weigela hat gezeiget, daß die Lufft, welche das Licht der Sonnen bricht und reflectiret, nicht über 4 deutsche Meilen hoch ist: welches gegen die Weite des Monds von der Erde, die ü- ber 48000 Meilen austrägt (§. 536. Astr. & §. 15. Geog.), gar was weniges ist.
Daß der Himmel aus kei- ner festen Materie bestehet.
§. 197.
Und eben deswegen, weil das Licht durch den Himmel ungebrochen durch- fähret, hingegen in unserer Lufft gegen den Perpendicul gebrochen wird (denn sonst könnte der gebrochene Strahl nicht in unse- re Lufft herein fahren, indem er von ihr weg- gebrochen würde;) so muß die Materie des Himmels dünner feyn als unsere Lufft (§. 147 T. II. Exper.). Da nun unsere Lufft sonderlich in der Höhe (§. 189), eine
sehr
ain Sphaerica Enclidea lib. 2. cap. 4. observ. 16. p. 342.
Cap. II. Von der Lufft.
kein Licht (§. 191). Derowegen muß ſie von unſerer Lufft unterſchieden ſeyn.
Daß un- ſere Lufft nicht bis an die Monds- Lufft ge- het.
§. 196.
Der Mond mit ſeiner Lufft kan von der Sonne erleuchtet werden, auch wenn die Sonne unter der Erde iſt. Un- ſere Lufft kan die Sonne nicht mehr erleuch- ten, wenn ſie nur wenige Grade unter dem Horizonte ſtehet. Derowegen kan ſie nicht bis an den Mond gehen, ſondern muß gar bald aufhoͤren. Man hat auch in der Aſtro- nomie aus dieſem Grunde die Hoͤhe der Lufft zubeſtim̃en geſuchtund Weigela hat gezeiget, daß die Lufft, welche das Licht der Sonnen bricht und reflectiret, nicht uͤber 4 deutſche Meilen hoch iſt: welches gegen die Weite des Monds von der Erde, die uͤ- ber 48000 Meilen austraͤgt (§. 536. Aſtr. & §. 15. Geog.), gar was weniges iſt.
Daß der Himmel aus kei- ner feſten Materie beſtehet.
§. 197.
Und eben deswegen, weil das Licht durch den Himmel ungebrochen durch- faͤhret, hingegen in unſerer Lufft gegen den Perpendicul gebrochen wird (denn ſonſt koͤnnte der gebrochene Strahl nicht in unſe- re Lufft herein fahren, indem er von ihr weg- gebrochen wuͤrde;) ſo muß die Materie des Himmels duͤnner feyn als unſere Lufft (§. 147 T. II. Exper.). Da nun unſere Lufft ſonderlich in der Hoͤhe (§. 189), eine
ſehr
ain Sphærica Enclidea lib. 2. cap. 4. obſerv. 16. p. 342.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0316"n="280"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Lufft.</hi></fw><lb/>
kein Licht (§. 191). Derowegen muß ſie<lb/>
von unſerer Lufft unterſchieden ſeyn.</p><lb/><noteplace="left">Daß un-<lb/>ſere Lufft<lb/>
nicht bis<lb/>
an die<lb/>
Monds-<lb/>
Lufft ge-<lb/>
het.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 196.</head><p>Der Mond mit ſeiner Lufft kan<lb/>
von der Sonne erleuchtet werden, auch<lb/>
wenn die Sonne unter der Erde iſt. Un-<lb/>ſere Lufft kan die Sonne nicht mehr erleuch-<lb/>
ten, wenn ſie nur wenige Grade unter dem<lb/>
Horizonte ſtehet. Derowegen kan ſie nicht<lb/>
bis an den Mond gehen, ſondern muß gar<lb/>
bald aufhoͤren. Man hat auch in der Aſtro-<lb/>
nomie aus dieſem Grunde die Hoͤhe der<lb/>
Lufft zubeſtim̃en geſuchtund <hirendition="#fr">Weigel</hi><noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">in Sphærica Enclidea lib. 2. cap. 4. obſerv. 16.<lb/>
p.</hi> 342.</note> hat<lb/>
gezeiget, daß die Lufft, welche das Licht der<lb/>
Sonnen bricht und reflectiret, nicht uͤber<lb/>
4 deutſche Meilen hoch iſt: welches gegen<lb/>
die Weite des Monds von der Erde, die uͤ-<lb/>
ber 48000 Meilen austraͤgt (§. 536. <hirendition="#aq">Aſtr.<lb/>& §. 15. Geog.</hi>), gar was weniges iſt.</p><lb/><noteplace="left">Daß der<lb/>
Himmel<lb/>
aus kei-<lb/>
ner feſten<lb/>
Materie<lb/>
beſtehet.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 197.</head><p>Und eben deswegen, weil das<lb/>
Licht durch den Himmel ungebrochen durch-<lb/>
faͤhret, hingegen in unſerer Lufft gegen den<lb/>
Perpendicul gebrochen wird (denn ſonſt<lb/>
koͤnnte der gebrochene Strahl nicht in unſe-<lb/>
re Lufft herein fahren, indem er von ihr weg-<lb/>
gebrochen wuͤrde;) ſo muß die Materie des<lb/>
Himmels duͤnner feyn als unſere Lufft (§.<lb/>
147 <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>). Da nun unſere<lb/>
Lufft ſonderlich in der Hoͤhe (§. 189), eine<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehr</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[280/0316]
Cap. II. Von der Lufft.
kein Licht (§. 191). Derowegen muß ſie
von unſerer Lufft unterſchieden ſeyn.
§. 196. Der Mond mit ſeiner Lufft kan
von der Sonne erleuchtet werden, auch
wenn die Sonne unter der Erde iſt. Un-
ſere Lufft kan die Sonne nicht mehr erleuch-
ten, wenn ſie nur wenige Grade unter dem
Horizonte ſtehet. Derowegen kan ſie nicht
bis an den Mond gehen, ſondern muß gar
bald aufhoͤren. Man hat auch in der Aſtro-
nomie aus dieſem Grunde die Hoͤhe der
Lufft zubeſtim̃en geſuchtund Weigel a hat
gezeiget, daß die Lufft, welche das Licht der
Sonnen bricht und reflectiret, nicht uͤber
4 deutſche Meilen hoch iſt: welches gegen
die Weite des Monds von der Erde, die uͤ-
ber 48000 Meilen austraͤgt (§. 536. Aſtr.
& §. 15. Geog.), gar was weniges iſt.
§. 197. Und eben deswegen, weil das
Licht durch den Himmel ungebrochen durch-
faͤhret, hingegen in unſerer Lufft gegen den
Perpendicul gebrochen wird (denn ſonſt
koͤnnte der gebrochene Strahl nicht in unſe-
re Lufft herein fahren, indem er von ihr weg-
gebrochen wuͤrde;) ſo muß die Materie des
Himmels duͤnner feyn als unſere Lufft (§.
147 T. II. Exper.). Da nun unſere
Lufft ſonderlich in der Hoͤhe (§. 189), eine
ſehr
a in Sphærica Enclidea lib. 2. cap. 4. obſerv. 16.
p. 342.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/316>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.