Art, als sie vorher war, und die umstehen- de kan nicht mehr in wagerechtem Stande verbleiben. Derowegen haben wir ge- nungsame Ursache zu einem Winde (§. 205).
§. 210.
Wenn der Himmel mit dickenWie die Wolcken zum Winde Anlaß geben. Wolcken überzogen ist, so lassen sie nicht viel Licht von der Sonnen herunter fallen, sondern werffen es gegen den Himmel zu wieder zurücke. Die verdoppelten Strah- len, welche die Wärme verdoppeln (§. 130), müssen die Lufft verdünnen (§. 133. T. I. Exper.). Da sie nun entweder in die Höhe steiget und die gantz obere Lufft dichter machet, oder gleich zu den Seiten abfliesset, so verursachet sie dadurch einen Wind (§. 205). Jndem aber solchergestalt die obere Lufft leichter wird, so kan sie die untere bey uns nicht mehr so starck drucken, wie vorhin. Derowegen breitet sich die untere durch ihre ausdehnende Krafft in die Höhe weiter aus (§. 124. T. I. Exper.). Weil aber hierdurch die untere Lufft dün- ner wird, als sie vorher war; so wird da- durch ihr wagerechter Stand mit der an- dern zur Seite aufgehoben (§. 125. T. I. Exper.). Und demnach ist wiederum eine Ursache zum Winde vorhanden.
§. 211.
Es kan seyn, daß es ausser die-Ob an- dere Ur- sachen sen erzehleten Ursachen noch andere giebet, wodurch der wagerechte Stand in der Lufft
geän-
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Cap. III. Von dem Winde.
Art, als ſie vorher war, und die umſtehen- de kan nicht mehr in wagerechtem Stande verbleiben. Derowegen haben wir ge- nungſame Urſache zu einem Winde (§. 205).
§. 210.
Wenn der Himmel mit dickenWie die Wolcken zum Winde Anlaß geben. Wolcken uͤberzogen iſt, ſo laſſen ſie nicht viel Licht von der Sonnen herunter fallen, ſondern werffen es gegen den Himmel zu wieder zuruͤcke. Die verdoppelten Strah- len, welche die Waͤrme verdoppeln (§. 130), muͤſſen die Lufft verduͤnnen (§. 133. T. I. Exper.). Da ſie nun entweder in die Hoͤhe ſteiget und die gantz obere Lufft dichter machet, oder gleich zu den Seiten abflieſſet, ſo verurſachet ſie dadurch einen Wind (§. 205). Jndem aber ſolchergeſtalt die obere Lufft leichter wird, ſo kan ſie die untere bey uns nicht mehr ſo ſtarck drucken, wie vorhin. Derowegen breitet ſich die untere durch ihre ausdehnende Krafft in die Hoͤhe weiter aus (§. 124. T. I. Exper.). Weil aber hierdurch die untere Lufft duͤn- ner wird, als ſie vorher war; ſo wird da- durch ihr wagerechter Stand mit der an- dern zur Seite aufgehoben (§. 125. T. I. Exper.). Und demnach iſt wiederum eine Urſache zum Winde vorhanden.
§. 211.
Es kan ſeyn, daß es auſſer die-Ob an- dere Ur- ſachen ſen erzehleten Urſachen noch andere giebet, wodurch der wagerechte Stand in der Lufft
geaͤn-
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Cap. III. Von dem Winde.
Art, als ſie vorher war, und die umſtehen-
de kan nicht mehr in wagerechtem Stande
verbleiben. Derowegen haben wir ge-
nungſame Urſache zu einem Winde (§.
205).
§. 210. Wenn der Himmel mit dicken
Wolcken uͤberzogen iſt, ſo laſſen ſie nicht
viel Licht von der Sonnen herunter fallen,
ſondern werffen es gegen den Himmel zu
wieder zuruͤcke. Die verdoppelten Strah-
len, welche die Waͤrme verdoppeln (§.
130), muͤſſen die Lufft verduͤnnen (§. 133.
T. I. Exper.). Da ſie nun entweder in
die Hoͤhe ſteiget und die gantz obere Lufft
dichter machet, oder gleich zu den Seiten
abflieſſet, ſo verurſachet ſie dadurch einen
Wind (§. 205). Jndem aber ſolchergeſtalt
die obere Lufft leichter wird, ſo kan ſie die
untere bey uns nicht mehr ſo ſtarck drucken,
wie vorhin. Derowegen breitet ſich die
untere durch ihre ausdehnende Krafft in die
Hoͤhe weiter aus (§. 124. T. I. Exper.).
Weil aber hierdurch die untere Lufft duͤn-
ner wird, als ſie vorher war; ſo wird da-
durch ihr wagerechter Stand mit der an-
dern zur Seite aufgehoben (§. 125. T. I.
Exper.). Und demnach iſt wiederum eine
Urſache zum Winde vorhanden.
Wie die
Wolcken
zum
Winde
Anlaß
geben.
§. 211. Es kan ſeyn, daß es auſſer die-
ſen erzehleten Urſachen noch andere giebet,
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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