nun die Brenngläser desto grössere Wür- ckung haben, je mehr sie Strahlen auffan- gen und desto geringere, je weniger darauf fallen: so kan freylich ihre Würckung nicht so groß seyn, wenn einige Tage gutes Wet- ter gewesen, als wenn die| Lufft sich durch starcken Regen gereiniget und nun wieder heiterer Himmel hergestellet wird. Man darf sich auch nicht befremden lassen, daß gleichwohl zur selbigen Zeit eine sehr grosse Hitze ist: denn die Hitze ist durch die vor- hergehende Würckung der Sonne schon hervorgebracht worden und bleibet noch zu- rücke, auch wenn die Sonne etwas schwä- cher scheinet (§. 227). Darnach muß man auch erwegen, daß wir nicht die Hitze nach unseren Sinnen, oder unserer Empfindung beurtheilen müssen, welche uns gar sehr be- trügen können (§. 74.), am allermeisten aber in gegenwärtigem Falle.
Wie trü- bes Wet- ter die Wür- ckung der Sonne stöhret.
§. 239.
Noch mehr als die Dünste ver- mögen die Wolcken, damit der Himmel ü- berzögen wird, absonderlich die dicken, die gantz schwartz aussehen, wenn sie vor |der Sonne stehen- Denn daß die Wolcken, sonderlich die dicken, das Licht der Sonne häuffig zurücke werffen, siehet man nicht allein aus den Wolcken, die nach dem Un- tergange der Sonne, wenn es schon dunckel wird, in der Höhe erleuchtet werden, als welche fast wie das neue Licht des Monds
die
Cap. IV. Von den Witterungen
nun die Brennglaͤſer deſto groͤſſere Wuͤr- ckung haben, je mehr ſie Strahlen auffan- gen und deſto geringere, je weniger darauf fallen: ſo kan freylich ihre Wuͤrckung nicht ſo groß ſeyn, wenn einige Tage gutes Wet- ter geweſen, als wenn die| Lufft ſich durch ſtarcken Regen gereiniget und nun wieder heiterer Himmel hergeſtellet wird. Man darf ſich auch nicht befremden laſſen, daß gleichwohl zur ſelbigen Zeit eine ſehr groſſe Hitze iſt: denn die Hitze iſt durch die vor- hergehende Wuͤrckung der Sonne ſchon hervorgebracht worden und bleibet noch zu- ruͤcke, auch wenn die Sonne etwas ſchwaͤ- cher ſcheinet (§. 227). Darnach muß man auch erwegen, daß wir nicht die Hitze nach unſeren Sinnen, oder unſerer Empfindung beurtheilen muͤſſen, welche uns gar ſehr be- truͤgen koͤnnen (§. 74.), am allermeiſten aber in gegenwaͤrtigem Falle.
Wie truͤ- bes Wet- ter die Wuͤr- ckung der Sonne ſtoͤhret.
§. 239.
Noch mehr als die Duͤnſte ver- moͤgen die Wolcken, damit der Himmel uͤ- berzoͤgen wird, abſonderlich die dicken, die gantz ſchwartz ausſehen, wenn ſie vor |der Sonne ſtehen- Denn daß die Wolcken, ſonderlich die dicken, das Licht der Sonne haͤuffig zuruͤcke werffen, ſiehet man nicht allein aus den Wolcken, die nach dem Un- tergange der Sonne, wenn es ſchon dunckel wird, in der Hoͤhe erleuchtet werden, als welche faſt wie das neue Licht des Monds
die
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Cap. IV. Von den Witterungen
nun die Brennglaͤſer deſto groͤſſere Wuͤr-
ckung haben, je mehr ſie Strahlen auffan-
gen und deſto geringere, je weniger darauf
fallen: ſo kan freylich ihre Wuͤrckung nicht
ſo groß ſeyn, wenn einige Tage gutes Wet-
ter geweſen, als wenn die| Lufft ſich durch
ſtarcken Regen gereiniget und nun wieder
heiterer Himmel hergeſtellet wird. Man
darf ſich auch nicht befremden laſſen, daß
gleichwohl zur ſelbigen Zeit eine ſehr groſſe
Hitze iſt: denn die Hitze iſt durch die vor-
hergehende Wuͤrckung der Sonne ſchon
hervorgebracht worden und bleibet noch zu-
ruͤcke, auch wenn die Sonne etwas ſchwaͤ-
cher ſcheinet (§. 227). Darnach muß man
auch erwegen, daß wir nicht die Hitze nach
unſeren Sinnen, oder unſerer Empfindung
beurtheilen muͤſſen, welche uns gar ſehr be-
truͤgen koͤnnen (§. 74.), am allermeiſten aber
in gegenwaͤrtigem Falle.
§. 239. Noch mehr als die Duͤnſte ver-
moͤgen die Wolcken, damit der Himmel uͤ-
berzoͤgen wird, abſonderlich die dicken, die
gantz ſchwartz ausſehen, wenn ſie vor |der
Sonne ſtehen- Denn daß die Wolcken,
ſonderlich die dicken, das Licht der Sonne
haͤuffig zuruͤcke werffen, ſiehet man nicht
allein aus den Wolcken, die nach dem Un-
tergange der Sonne, wenn es ſchon dunckel
wird, in der Hoͤhe erleuchtet werden, als
welche faſt wie das neue Licht des Monds
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/360>, abgerufen am 22.11.2024.
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