Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen übrigen Regen-Tropffen in den Regen-Wolcken von der Kälte der Lufft nicht gefrie- ren können. Sehen wir doch im Som- mer, wenn wir kaltes Wasser mit Salpe- ter in einem Glase anfrischen (§. 119 T. II. Epxer.), daß es von aussen schwitzet (§. 272), wie öffters dieser Schweiß wegen der Kälte des Glases gefrieret, unerachtet die umstehende Lufft warm ist. Wenn aber viele kleine Körner zusammen gefrieren sol- len, damit ein Hagel-Stein daraus wird, so werden sie von einem Tropffen umbflos- sen und gefrieren vermittelst dieses Wassers an einander. Denn dieses geben die Figu- ren, welche man in ihnen erdichtet (§. 287), massen nicht einerley Grad der Durchsich- tigkeit stat finden kan, wo sich in einem Klumpen Figuren unterscheiden lassen. Un- terdessen ist eben nicht nöthig, daß alle kleine Körner, die in einem Hagel Stei- ne anzutreffen sind, auf einmahl zu- sammen gefrieren; sondern es können nach und nach mehrere dazu kommen, indem erst einige zusammen gefroren, weil sie der Wind in der Regen-Wolcke an einan- der wirfft, wie man aus dem Gerassel ab- nehmen kan, welches man schon von weitem höret, indem er die Regen-Wolcke mit dem Hagel herführet. Wir haben schon vorhin gesehen (§. 276), daß die gros- sen Regen-Tropffen aus Schnee-Flocken ent-
Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen uͤbrigen Regen-Tropffen in den Regen-Wolcken von der Kaͤlte der Lufft nicht gefrie- ren koͤnnen. Sehen wir doch im Som- mer, wenn wir kaltes Waſſer mit Salpe- ter in einem Glaſe anfriſchen (§. 119 T. II. Epxer.), daß es von auſſen ſchwitzet (§. 272), wie oͤffters dieſer Schweiß wegen der Kaͤlte des Glaſes gefrieret, unerachtet die umſtehende Lufft warm iſt. Wenn aber viele kleine Koͤrner zuſammen gefrieren ſol- len, damit ein Hagel-Stein daraus wird, ſo werden ſie von einem Tropffen umbfloſ- ſen und gefrieren vermittelſt dieſes Waſſers an einander. Denn dieſes geben die Figu- ren, welche man in ihnen erdichtet (§. 287), maſſen nicht einerley Grad der Durchſich- tigkeit ſtat finden kan, wo ſich in einem Klumpen Figuren unterſcheiden laſſen. Un- terdeſſen iſt eben nicht noͤthig, daß alle kleine Koͤrner, die in einem Hagel Stei- ne anzutreffen ſind, auf einmahl zu- ſammen gefrieren; ſondern es koͤnnen nach und nach mehrere dazu kommen, indem erſt einige zuſammen gefroren, weil ſie der Wind in der Regen-Wolcke an einan- der wirfft, wie man aus dem Geraſſel ab- nehmen kan, welches man ſchon von weitem hoͤret, indem er die Regen-Wolcke mit dem Hagel herfuͤhret. Wir haben ſchon vorhin geſehen (§. 276), daß die groſ- ſen Regen-Tropffen aus Schnee-Flocken ent-
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Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen
uͤbrigen Regen-Tropffen in den Regen-
Wolcken von der Kaͤlte der Lufft nicht gefrie-
ren koͤnnen. Sehen wir doch im Som-
mer, wenn wir kaltes Waſſer mit Salpe-
ter in einem Glaſe anfriſchen (§. 119 T. II.
Epxer.), daß es von auſſen ſchwitzet (§.
272), wie oͤffters dieſer Schweiß wegen der
Kaͤlte des Glaſes gefrieret, unerachtet die
umſtehende Lufft warm iſt. Wenn aber
viele kleine Koͤrner zuſammen gefrieren ſol-
len, damit ein Hagel-Stein daraus wird,
ſo werden ſie von einem Tropffen umbfloſ-
ſen und gefrieren vermittelſt dieſes Waſſers
an einander. Denn dieſes geben die Figu-
ren, welche man in ihnen erdichtet (§. 287),
maſſen nicht einerley Grad der Durchſich-
tigkeit ſtat finden kan, wo ſich in einem
Klumpen Figuren unterſcheiden laſſen. Un-
terdeſſen iſt eben nicht noͤthig, daß alle
kleine Koͤrner, die in einem Hagel Stei-
ne anzutreffen ſind, auf einmahl zu-
ſammen gefrieren; ſondern es koͤnnen
nach und nach mehrere dazu kommen, indem
erſt einige zuſammen gefroren, weil ſie der
Wind in der Regen-Wolcke an einan-
der wirfft, wie man aus dem Geraſſel ab-
nehmen kan, welches man ſchon von weitem
hoͤret, indem er die Regen-Wolcke
mit dem Hagel herfuͤhret. Wir haben
ſchon vorhin geſehen (§. 276), daß die groſ-
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