Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und der Natur der Cörper. tausende Theil davon so groß aussehen, widas gantze blossen Augen aussiehet. Also können wir mit Recht setzen, daß in einem solchen Gold-Stäublein noch 8000 von einander unterschiedene Theile sind. Dero- wegen hat ein Gran Gold nicht nur zwey Millionen, sondern sechzehen tausend Mil- lionen Theile, deren ein jeder noch nichts anders als Gold ist. Wenn wir nun bis auf solche Vergrösserungs-Gläser giengen, die 30000 mahl und mehr vergrössern; so würden wir in einem einigen Grane Gold, das ist einem Raume eines Würffels, der nicht mehr als 2/5 einer Linie lang, breit und dicke ist, sechzig tausend Millionen Theile antreffen. Es ist zu mercken, daß in einer solchen Vergrösserung das Gold noch im- mer wie Gold aussiehet, und man daher se- tzen kan, daß der sechzig tausende Million- Theil noch ein Stücklein Gold sey. Nun wissen wir, daß das Gold besondere Räumlein innerhalb seiner Materie hat, die von dem Golde leer sind (§. 72 T. III. Exper.). De- rogen ist klar, daß ein solcher kleiner Theil noch weit kleinere in sich fassen muß. Jch habe dieses mit Fleiß etwas umständlich ausgeführet, damit diejenigen, welche Ge- schicklichkeit und Gedult haben, die Subti- lität der Materie begreiffen, die andern a- ber doch soviel daraus ersehen, daß man das- jenige, was von der Subtilität der Mate- rie A 4
und der Natur der Coͤrper. tauſende Theil davon ſo groß ausſehen, widas gantze bloſſen Augen ausſiehet. Alſo koͤnnen wir mit Recht ſetzen, daß in einem ſolchen Gold-Staͤublein noch 8000 von einander unterſchiedene Theile ſind. Dero- wegen hat ein Gran Gold nicht nur zwey Millionen, ſondern ſechzehen tauſend Mil- lionen Theile, deren ein jeder noch nichts anders als Gold iſt. Wenn wir nun bis auf ſolche Vergroͤſſerungs-Glaͤſer giengen, die 30000 mahl und mehr vergroͤſſern; ſo wuͤrden wir in einem einigen Grane Gold, das iſt einem Raume eines Wuͤrffels, der nicht mehr als ⅖ einer Linie lang, breit und dicke iſt, ſechzig tauſend Millionen Theile antreffen. Es iſt zu mercken, daß in einer ſolchen Vergroͤſſerung das Gold noch im- mer wie Gold ausſiehet, und man daher ſe- tzen kan, daß der ſechzig tauſende Million- Theil noch ein Stuͤcklein Gold ſey. Nun wiſſen wiꝛ, daß das Gold beſondeꝛe Raͤumlein innerhalb ſeiner Materie hat, die von dem Golde leer ſind (§. 72 T. III. Exper.). De- rogen iſt klar, daß ein ſolcher kleiner Theil noch weit kleinere in ſich faſſen muß. Jch habe dieſes mit Fleiß etwas umſtaͤndlich ausgefuͤhret, damit diejenigen, welche Ge- ſchicklichkeit und Gedult haben, die Subti- litaͤt der Materie begreiffen, die andern a- ber doch ſoviel daraus erſehen, daß man das- jenige, was von der Subtilitaͤt der Mate- rie A 4
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und der Natur der Coͤrper.
tauſende Theil davon ſo groß ausſehen, wi
das gantze bloſſen Augen ausſiehet. Alſo
koͤnnen wir mit Recht ſetzen, daß in einem
ſolchen Gold-Staͤublein noch 8000 von
einander unterſchiedene Theile ſind. Dero-
wegen hat ein Gran Gold nicht nur zwey
Millionen, ſondern ſechzehen tauſend Mil-
lionen Theile, deren ein jeder noch nichts
anders als Gold iſt. Wenn wir nun bis
auf ſolche Vergroͤſſerungs-Glaͤſer giengen,
die 30000 mahl und mehr vergroͤſſern; ſo
wuͤrden wir in einem einigen Grane Gold,
das iſt einem Raume eines Wuͤrffels, der
nicht mehr als ⅖ einer Linie lang, breit und
dicke iſt, ſechzig tauſend Millionen Theile
antreffen. Es iſt zu mercken, daß in einer
ſolchen Vergroͤſſerung das Gold noch im-
mer wie Gold ausſiehet, und man daher ſe-
tzen kan, daß der ſechzig tauſende Million-
Theil noch ein Stuͤcklein Gold ſey. Nun
wiſſen wiꝛ, daß das Gold beſondeꝛe Raͤumlein
innerhalb ſeiner Materie hat, die von dem
Golde leer ſind (§. 72 T. III. Exper.). De-
rogen iſt klar, daß ein ſolcher kleiner Theil
noch weit kleinere in ſich faſſen muß. Jch
habe dieſes mit Fleiß etwas umſtaͤndlich
ausgefuͤhret, damit diejenigen, welche Ge-
ſchicklichkeit und Gedult haben, die Subti-
litaͤt der Materie begreiffen, die andern a-
ber doch ſoviel daraus erſehen, daß man das-
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