Farbe hätte. Stehet gar hinter ihm eine helle Wolcke oder wenigstens eine Wol- cke, die nicht gantz dicke und finster ist; so kan der Regenbogen weiß aussehen: Ob nicht aber noch andere Ursachen seyn kön- nen, warum der Regenbogen weiß aussie- het, will ich jetzt nicht untersuchen. Mir fället bey, daß ich einesmahls einen Regen- bogen durch ein dreyeckichtes gläsernes Prisma angesehen, dadurch sonst die Sa- chen mit Regenbogen Farben gemahlet er- scheinen (§. 158 T. II. Exper.) und ihn gantz weiß ohne einige Farben erblicket. Es könten also auch wohl durch eine neue Re- fraction des Lichtes in der Lufft, ehe es ins Auge käme, dem Regenbogen die Farben benommen werden.
§. 304.
Der Regen-Bogen wird or-Woher die Mond- Regen- bogen kommen. dentlicher Weise bey Tage observiret, wenn die Sonne scheinet (§. 291): des Nachts aber, wenn es gleich bey Mond Scheine regnet, pfleget man keine zusehen. Unter- dessen findet man doch, daß dann und wann auch der Mond-Regenbogen gedacht wird und hat Parenta einen beschrieben, den er observiret. Es war des Abends, da der Mond schien, ein grosser Nebel, der sich a- ber bald in eine kleine Wolcke zusammen
zog,
aRecherches de Mathem. & de Physique Tom. 2. p. m. 263.
C c 2
und andern Lufft-Erſcheinungen.
Farbe haͤtte. Stehet gar hinter ihm eine helle Wolcke oder wenigſtens eine Wol- cke, die nicht gantz dicke und finſter iſt; ſo kan der Regenbogen weiß ausſehen: Ob nicht aber noch andere Urſachen ſeyn koͤn- nen, warum der Regenbogen weiß ausſie- het, will ich jetzt nicht unterſuchen. Mir faͤllet bey, daß ich einesmahls einen Regen- bogen durch ein dreyeckichtes glaͤſernes Priſma angeſehen, dadurch ſonſt die Sa- chen mit Regenbogen Farben gemahlet er- ſcheinen (§. 158 T. II. Exper.) und ihn gantz weiß ohne einige Farben erblicket. Es koͤnten alſo auch wohl durch eine neue Re- fraction des Lichtes in der Lufft, ehe es ins Auge kaͤme, dem Regenbogen die Farben benommen werden.
§. 304.
Der Regen-Bogen wird or-Woher die Mond- Regen- bogen kommen. dentlicher Weiſe bey Tage obſerviret, wenn die Sonne ſcheinet (§. 291): des Nachts aber, wenn es gleich bey Mond Scheine regnet, pfleget man keine zuſehen. Unter- deſſen findet man doch, daß dann und wann auch der Mond-Regenbogen gedacht wird und hat Parenta einen beſchrieben, den er obſerviret. Es war des Abends, da der Mond ſchien, ein groſſer Nebel, der ſich a- ber bald in eine kleine Wolcke zuſammen
zog,
aRecherches de Mathem. & de Phyſique Tom. 2. p. m. 263.
C c 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0439"n="403"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und andern Lufft-Erſcheinungen.</hi></fw><lb/>
Farbe haͤtte. Stehet gar hinter ihm eine<lb/>
helle Wolcke oder wenigſtens eine Wol-<lb/>
cke, die nicht gantz dicke und finſter iſt; ſo<lb/>
kan der Regenbogen weiß ausſehen: Ob<lb/>
nicht aber noch andere Urſachen ſeyn koͤn-<lb/>
nen, warum der Regenbogen weiß ausſie-<lb/>
het, will ich jetzt nicht unterſuchen. Mir<lb/>
faͤllet bey, daß ich einesmahls einen Regen-<lb/>
bogen durch ein dreyeckichtes glaͤſernes<lb/><hirendition="#aq">Priſma</hi> angeſehen, dadurch ſonſt die Sa-<lb/>
chen mit Regenbogen Farben gemahlet er-<lb/>ſcheinen (§. 158 <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>) und ihn<lb/>
gantz weiß ohne einige Farben erblicket. Es<lb/>
koͤnten alſo auch wohl durch eine neue Re-<lb/>
fraction des Lichtes in der Lufft, ehe es ins<lb/>
Auge kaͤme, dem Regenbogen die Farben<lb/>
benommen werden.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 304.</head><p>Der Regen-Bogen wird or-<noteplace="right">Woher<lb/>
die<lb/>
Mond-<lb/>
Regen-<lb/>
bogen<lb/>
kommen.</note><lb/>
dentlicher Weiſe bey Tage obſerviret, wenn<lb/>
die Sonne ſcheinet (§. 291): des Nachts<lb/>
aber, wenn es gleich bey Mond Scheine<lb/>
regnet, pfleget man keine zuſehen. Unter-<lb/>
deſſen findet man doch, daß dann und wann<lb/>
auch der Mond-Regenbogen gedacht wird<lb/>
und hat <hirendition="#aq">Parent</hi><noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Recherches de Mathem. & de Phyſique<lb/>
Tom. 2. p. m.</hi> 263.</note> einen beſchrieben, den er<lb/>
obſerviret. Es war des Abends, da der<lb/>
Mond ſchien, ein groſſer Nebel, der ſich a-<lb/>
ber bald in eine kleine Wolcke zuſammen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">zog,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[403/0439]
und andern Lufft-Erſcheinungen.
Farbe haͤtte. Stehet gar hinter ihm eine
helle Wolcke oder wenigſtens eine Wol-
cke, die nicht gantz dicke und finſter iſt; ſo
kan der Regenbogen weiß ausſehen: Ob
nicht aber noch andere Urſachen ſeyn koͤn-
nen, warum der Regenbogen weiß ausſie-
het, will ich jetzt nicht unterſuchen. Mir
faͤllet bey, daß ich einesmahls einen Regen-
bogen durch ein dreyeckichtes glaͤſernes
Priſma angeſehen, dadurch ſonſt die Sa-
chen mit Regenbogen Farben gemahlet er-
ſcheinen (§. 158 T. II. Exper.) und ihn
gantz weiß ohne einige Farben erblicket. Es
koͤnten alſo auch wohl durch eine neue Re-
fraction des Lichtes in der Lufft, ehe es ins
Auge kaͤme, dem Regenbogen die Farben
benommen werden.
§. 304. Der Regen-Bogen wird or-
dentlicher Weiſe bey Tage obſerviret, wenn
die Sonne ſcheinet (§. 291): des Nachts
aber, wenn es gleich bey Mond Scheine
regnet, pfleget man keine zuſehen. Unter-
deſſen findet man doch, daß dann und wann
auch der Mond-Regenbogen gedacht wird
und hat Parent a einen beſchrieben, den er
obſerviret. Es war des Abends, da der
Mond ſchien, ein groſſer Nebel, der ſich a-
ber bald in eine kleine Wolcke zuſammen
zog,
Woher
die
Mond-
Regen-
bogen
kommen.
a Recherches de Mathem. & de Phyſique
Tom. 2. p. m. 263.
C c 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/439>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.