Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

und andern Lufft-Erscheinungen.
welche durch die Lufft fallen, und von diesen
wiederum in das Auge des Zuschauers re-
flectiret wird. Er erinnert selbst, daß es
windstille seyn müsse und durch eine Wol-
cke gehindert werden, daß das Sonnen-
Licht nicht in die Tropffen fallen kan, welche
den Regenbogen reflectiren.

§. 306.

Der Hoff um den Mond und dieWas der
Hoff um
den
Mond
und die
Sonne
ist.
Sonne kommet darinnen mit dem Regen-
bogen überein, daß er unterweilen mit Re-
genbogen-Farben spielet; er ist aber sowohl
seiner Figur und Grösse nach, als dem
Stande gegen die Sonne von ihm unter-
schieden. Es ist nemlich der Hoff ein rund-
ter Circul um die Sonne, oder den Mond,
darinnen in der Mitten die Sonne oder
der Mond ist. Um die Sonne oder den Mond
herum ist der innere Raum gantz dunckel
und viel finsterer als der übrige Himmel her-
umb. Gegen die Peripherie ist der Circul
entweder helle, oder mit Regenbogen-Far-
ben gemahlet. Der Diameter ist insgemein
45 Grad: unterweilen 90 und mehr Grade.
Jch entsinne mich einesmahls in Leipzig um
den vollen Mond einen gesehen zu haben, da
eine ziemliche Kälte war. Er schien mir sehr
klein, daß ich ihn nicht 30 Grad im Dia-
meter gehalten hätte, ja kaum über 20.
Hingegen habe ich hier einesmahls im
Winter zu Nachte, da ein kalter Wind
gieng, einen so grossen Hoff um den Mond

ge-
C c 3

und andern Lufft-Erſcheinungen.
welche durch die Lufft fallen, und von dieſen
wiederum in das Auge des Zuſchauers re-
flectiret wird. Er erinnert ſelbſt, daß es
windſtille ſeyn muͤſſe und durch eine Wol-
cke gehindert werden, daß das Sonnen-
Licht nicht in die Tropffen fallen kan, welche
den Regenbogen reflectiren.

§. 306.

Der Hoff um den Mond und dieWas der
Hoff um
den
Mond
und die
Sonne
iſt.
Sonne kommet darinnen mit dem Regen-
bogen uͤberein, daß er unterweilen mit Re-
genbogen-Farben ſpielet; er iſt aber ſowohl
ſeiner Figur und Groͤſſe nach, als dem
Stande gegen die Sonne von ihm unter-
ſchieden. Es iſt nemlich der Hoff ein rund-
ter Circul um die Sonne, oder den Mond,
darinnen in der Mitten die Sonne oder
der Mond iſt. Um die Soñe oder den Mond
herum iſt der innere Raum gantz dunckel
und viel finſterer als der uͤbrige Himmel her-
umb. Gegen die Peripherie iſt der Circul
entweder helle, oder mit Regenbogen-Far-
ben gemahlet. Der Diameter iſt insgemein
45 Grad: unterweilen 90 und mehr Grade.
Jch entſinne mich einesmahls in Leipzig um
den vollen Mond einen geſehen zu haben, da
eine ziemliche Kaͤlte war. Er ſchien mir ſehr
klein, daß ich ihn nicht 30 Grad im Dia-
meter gehalten haͤtte, ja kaum uͤber 20.
Hingegen habe ich hier einesmahls im
Winter zu Nachte, da ein kalter Wind
gieng, einen ſo groſſen Hoff um den Mond

ge-
C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0441" n="405"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und andern Lufft-Er&#x017F;cheinungen.</hi></fw><lb/>
welche durch die Lufft fallen, und von die&#x017F;en<lb/>
wiederum in das Auge des Zu&#x017F;chauers re-<lb/>
flectiret wird. Er erinnert &#x017F;elb&#x017F;t, daß es<lb/>
wind&#x017F;tille &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und durch eine Wol-<lb/>
cke gehindert werden, daß das Sonnen-<lb/>
Licht nicht in die Tropffen fallen kan, welche<lb/>
den Regenbogen reflectiren.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 306.</head>
              <p>Der Hoff um den Mond und die<note place="right">Was der<lb/>
Hoff um<lb/>
den<lb/>
Mond<lb/>
und die<lb/>
Sonne<lb/>
i&#x017F;t.</note><lb/>
Sonne kommet darinnen mit dem Regen-<lb/>
bogen u&#x0364;berein, daß er unterweilen mit Re-<lb/>
genbogen-Farben &#x017F;pielet; er i&#x017F;t aber &#x017F;owohl<lb/>
&#x017F;einer Figur und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nach, als dem<lb/>
Stande gegen die Sonne von ihm unter-<lb/>
&#x017F;chieden. Es i&#x017F;t nemlich der Hoff ein rund-<lb/>
ter Circul um die Sonne, oder den Mond,<lb/>
darinnen in der Mitten die Sonne oder<lb/>
der Mond i&#x017F;t. Um die Soñe oder den Mond<lb/>
herum i&#x017F;t der innere Raum gantz dunckel<lb/>
und viel fin&#x017F;terer als der u&#x0364;brige Himmel her-<lb/>
umb. Gegen die Peripherie i&#x017F;t der Circul<lb/>
entweder helle, oder mit Regenbogen-Far-<lb/>
ben gemahlet. Der Diameter i&#x017F;t insgemein<lb/>
45 Grad: unterweilen 90 und mehr Grade.<lb/>
Jch ent&#x017F;inne mich einesmahls in Leipzig um<lb/>
den vollen Mond einen ge&#x017F;ehen zu haben, da<lb/>
eine ziemliche Ka&#x0364;lte war. Er &#x017F;chien mir &#x017F;ehr<lb/>
klein, daß ich ihn nicht 30 Grad im Dia-<lb/>
meter gehalten ha&#x0364;tte, ja kaum u&#x0364;ber 20.<lb/>
Hingegen habe ich hier einesmahls im<lb/>
Winter zu Nachte, da ein kalter Wind<lb/>
gieng, einen &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Hoff um den Mond<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0441] und andern Lufft-Erſcheinungen. welche durch die Lufft fallen, und von dieſen wiederum in das Auge des Zuſchauers re- flectiret wird. Er erinnert ſelbſt, daß es windſtille ſeyn muͤſſe und durch eine Wol- cke gehindert werden, daß das Sonnen- Licht nicht in die Tropffen fallen kan, welche den Regenbogen reflectiren. §. 306. Der Hoff um den Mond und die Sonne kommet darinnen mit dem Regen- bogen uͤberein, daß er unterweilen mit Re- genbogen-Farben ſpielet; er iſt aber ſowohl ſeiner Figur und Groͤſſe nach, als dem Stande gegen die Sonne von ihm unter- ſchieden. Es iſt nemlich der Hoff ein rund- ter Circul um die Sonne, oder den Mond, darinnen in der Mitten die Sonne oder der Mond iſt. Um die Soñe oder den Mond herum iſt der innere Raum gantz dunckel und viel finſterer als der uͤbrige Himmel her- umb. Gegen die Peripherie iſt der Circul entweder helle, oder mit Regenbogen-Far- ben gemahlet. Der Diameter iſt insgemein 45 Grad: unterweilen 90 und mehr Grade. Jch entſinne mich einesmahls in Leipzig um den vollen Mond einen geſehen zu haben, da eine ziemliche Kaͤlte war. Er ſchien mir ſehr klein, daß ich ihn nicht 30 Grad im Dia- meter gehalten haͤtte, ja kaum uͤber 20. Hingegen habe ich hier einesmahls im Winter zu Nachte, da ein kalter Wind gieng, einen ſo groſſen Hoff um den Mond ge- Was der Hoff um den Mond und die Sonne iſt. C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/441
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/441>, abgerufen am 27.07.2024.