Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. VIII. Von dem Blitze wo sie sich versammlen (§. 195 T. I. Exper.).Derowegen mögen ihrer soviel zusammen kommen als immermehr wollen, so können sie sich durch den Raum in die Höhe nicht aus- breiten, und daher ist es eben soviel als wenn sie von der Seite verschlossen wären. Unten ist entweder die Lufft schweerer, als sie sind, und daher können sie nicht nieder steigen (§. 193 T. I. Exper.), oder die Wol- cken hindern es: denn daß diese Ausdün- stungen über den Wolcken oder wenigstens innerhalb denselben seyn müssen, kan man gar eigentlich abnehmen, indem man siehet, daß der Blitz die Wolcken zertheilet und aus ihnen heraus fähret. Daher man auch zu sagen pfleget, der Himmel habe sich von dem Blitzen aufgethan, wenn man beschreiben will, wie es ausgesehen, da man den Blitz hat heraus fahren schen. Können die Wol- cken hindern, daß die schweefelichten Dün- ste sich nicht niederwarts ausbreiten, so gehet es auch an, daß sie hin- dern daß sie sich nicht nach der Sei- te zertheilen. Wir finden demnach nichts, was uns im Wege stünde, warumb wir nicht die Entzündung der schweefelich- ten Dünste bloß ihrer Verdickung in ei- nem engen Raume zuschreiben könnten. Un- terdessen da wir nicht wissen, ob nicht viel- leicht die Natur noch einen andern Weg hat, und wir eben nicht erweisen können, daß der erstere hier stat finden müsse; so wol- len
Cap. VIII. Von dem Blitze wo ſie ſich verſammlen (§. 195 T. I. Exper.).Derowegen moͤgen ihrer ſoviel zuſammen kommen als im̃ermehr wollen, ſo koͤnnen ſie ſich durch den Raum in die Hoͤhe nicht aus- breiten, und daher iſt es eben ſoviel als wenn ſie von der Seite verſchloſſen waͤren. Unten iſt entweder die Lufft ſchweerer, als ſie ſind, und daher koͤnnen ſie nicht nieder ſteigen (§. 193 T. I. Exper.), oder die Wol- cken hindern es: denn daß dieſe Ausduͤn- ſtungen uͤber den Wolcken oder wenigſtens innerhalb denſelben ſeyn muͤſſen, kan man gar eigentlich abnehmen, indem man ſiehet, daß der Blitz die Wolcken zertheilet und aus ihnen heraus faͤhret. Daher man auch zu ſagen pfleget, der Himmel habe ſich von dem Blitzen aufgethan, wenn man beſchreiben will, wie es ausgeſehen, da man den Blitz hat heraus fahren ſchen. Koͤnnen die Wol- cken hindern, daß die ſchweefelichten Duͤn- ſte ſich nicht niederwarts ausbreiten, ſo gehet es auch an, daß ſie hin- dern daß ſie ſich nicht nach der Sei- te zertheilen. Wir finden demnach nichts, was uns im Wege ſtuͤnde, warumb wir nicht die Entzuͤndung der ſchweefelich- ten Duͤnſte bloß ihrer Verdickung in ei- nem engen Raume zuſchreiben koͤnnten. Un- terdeſſen da wir nicht wiſſen, ob nicht viel- leicht die Natur noch einen andern Weg hat, und wir eben nicht erweiſen koͤnnen, daß der erſtere hier ſtat finden muͤſſe; ſo wol- len
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Cap. VIII. Von dem Blitze
wo ſie ſich verſammlen (§. 195 T. I. Exper.).
Derowegen moͤgen ihrer ſoviel zuſammen
kommen als im̃ermehr wollen, ſo koͤnnen ſie
ſich durch den Raum in die Hoͤhe nicht aus-
breiten, und daher iſt es eben ſoviel als
wenn ſie von der Seite verſchloſſen waͤren.
Unten iſt entweder die Lufft ſchweerer, als
ſie ſind, und daher koͤnnen ſie nicht nieder
ſteigen (§. 193 T. I. Exper.), oder die Wol-
cken hindern es: denn daß dieſe Ausduͤn-
ſtungen uͤber den Wolcken oder wenigſtens
innerhalb denſelben ſeyn muͤſſen, kan man
gar eigentlich abnehmen, indem man ſiehet,
daß der Blitz die Wolcken zertheilet und aus
ihnen heraus faͤhret. Daher man auch zu
ſagen pfleget, der Himmel habe ſich von dem
Blitzen aufgethan, wenn man beſchreiben
will, wie es ausgeſehen, da man den Blitz
hat heraus fahren ſchen. Koͤnnen die Wol-
cken hindern, daß die ſchweefelichten Duͤn-
ſte ſich nicht niederwarts ausbreiten,
ſo gehet es auch an, daß ſie hin-
dern daß ſie ſich nicht nach der Sei-
te zertheilen. Wir finden demnach nichts,
was uns im Wege ſtuͤnde, warumb
wir nicht die Entzuͤndung der ſchweefelich-
ten Duͤnſte bloß ihrer Verdickung in ei-
nem engen Raume zuſchreiben koͤnnten. Un-
terdeſſen da wir nicht wiſſen, ob nicht viel-
leicht die Natur noch einen andern Weg
hat, und wir eben nicht erweiſen koͤnnen,
daß der erſtere hier ſtat finden muͤſſe; ſo wol-
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