Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und anderen Feuer-Zeichen. sache, warum sich eine Materie eher als dieandere und insonderheit immer nur eine nach der andern entzündet. Es blitzet zwar unterweilen an zweyen Orten zugleich: allein dieses ist nicht allein etwas seltsames, sondern es sind auch zu der Zeit zwey Gewit- ter, davon die Gewitter-Wolcken durch be- sondere Wolcken getrieben werden. Jn den andern Fälle siehet man nicht wohl, wo Ma- terie zu neuem Blitze wieder herkommen kan. Es ist wohl wahr, daß, indem sich die Materie entzündet und in einer Flamme aufgehet, dieselbe nicht zernichtet, sondern durch die Lufft zertheilet wird (§. 85 T. II. Exp). Es kan auch seyn, daß sich die Ma- terie gröstentheils in die Höhe begiebet und durch die ausdehnende Krafft der Flamme in der Lufft höher getrieben wird als sie soll- te, folgends wieder herunter fället. Ob a- ber eben diese Materie sich so bald wieder in einer solchen Menge sammlen könne, wie sie anfangs bey einander war; bleibet billich bedencklich. Es lehret aber die Erfahrung, daß öffters die nachfolgenden Blitze gar viel stärcker sind, als die vorhergehenden, und es auf einander blitzet, auch wenn der Blitz niederfähret und die angezündete Materie nicht wieder in die Wolcke kommet. Man siehet offters in Gewittern die Wolcken wunderbahr unter einander gehen, wenn es blitzet. Derowegen können oben allerhand Be- E e 4
und anderen Feuer-Zeichen. ſache, warum ſich eine Materie eher als dieandere und inſonderheit immer nur eine nach der andern entzuͤndet. Es blitzet zwar unterweilen an zweyen Orten zugleich: allein dieſes iſt nicht allein etwas ſeltſames, ſondern es ſind auch zu der Zeit zwey Gewit- ter, davon die Gewitter-Wolcken durch be- ſondere Wolcken getrieben werden. Jn den andern Faͤlle ſiehet man nicht wohl, wo Ma- terie zu neuem Blitze wieder herkommen kan. Es iſt wohl wahr, daß, indem ſich die Materie entzuͤndet und in einer Flamme aufgehet, dieſelbe nicht zernichtet, ſondern durch die Lufft zertheilet wird (§. 85 T. II. Exp). Es kan auch ſeyn, daß ſich die Ma- terie groͤſtentheils in die Hoͤhe begiebet und durch die ausdehnende Krafft der Flamme in der Lufft hoͤher getrieben wird als ſie ſoll- te, folgends wieder herunter faͤllet. Ob a- ber eben dieſe Materie ſich ſo bald wieder in einer ſolchen Menge ſammlen koͤnne, wie ſie anfangs bey einander war; bleibet billich bedencklich. Es lehret aber die Erfahrung, daß oͤffters die nachfolgenden Blitze gar viel ſtaͤrcker ſind, als die vorhergehenden, und es auf einander blitzet, auch wenn der Blitz niederfaͤhret und die angezuͤndete Materie nicht wieder in die Wolcke kommet. Man ſiehet offters in Gewittern die Wolcken wunderbahr unter einander gehen, wenn es blitzet. Derowegen koͤnnen oben allerhand Be- E e 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0475" n="439"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und anderen Feuer-Zeichen.</hi></fw><lb/> ſache, warum ſich eine Materie eher als die<lb/> andere und inſonderheit immer nur eine<lb/> nach der andern entzuͤndet. Es blitzet<lb/> zwar unterweilen an zweyen Orten zugleich:<lb/> allein dieſes iſt nicht allein etwas ſeltſames,<lb/> ſondern es ſind auch zu der Zeit zwey Gewit-<lb/> ter, davon die Gewitter-Wolcken durch be-<lb/> ſondere Wolcken getrieben werden. Jn den<lb/> andern Faͤlle ſiehet man nicht wohl, wo Ma-<lb/> terie zu neuem Blitze wieder herkommen<lb/> kan. Es iſt wohl wahr, daß, indem ſich die<lb/> Materie entzuͤndet und in einer Flamme<lb/> aufgehet, dieſelbe nicht zernichtet, ſondern<lb/> durch die Lufft zertheilet wird (§. 85 <hi rendition="#aq">T. II.<lb/> Exp</hi>). Es kan auch ſeyn, daß ſich die Ma-<lb/> terie groͤſtentheils in die Hoͤhe begiebet und<lb/> durch die ausdehnende Krafft der Flamme<lb/> in der Lufft hoͤher getrieben wird als ſie ſoll-<lb/> te, folgends wieder herunter faͤllet. Ob a-<lb/> ber eben dieſe Materie ſich ſo bald wieder in<lb/> einer ſolchen Menge ſammlen koͤnne, wie<lb/> ſie anfangs bey einander war; bleibet billich<lb/> bedencklich. Es lehret aber die Erfahrung,<lb/> daß oͤffters die nachfolgenden Blitze gar viel<lb/> ſtaͤrcker ſind, als die vorhergehenden, und es<lb/> auf einander blitzet, auch wenn der Blitz<lb/> niederfaͤhret und die angezuͤndete Materie<lb/> nicht wieder in die Wolcke kommet. Man<lb/> ſiehet offters in Gewittern die Wolcken<lb/> wunderbahr unter einander gehen, wenn es<lb/> blitzet. Derowegen koͤnnen oben allerhand<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E e 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [439/0475]
und anderen Feuer-Zeichen.
ſache, warum ſich eine Materie eher als die
andere und inſonderheit immer nur eine
nach der andern entzuͤndet. Es blitzet
zwar unterweilen an zweyen Orten zugleich:
allein dieſes iſt nicht allein etwas ſeltſames,
ſondern es ſind auch zu der Zeit zwey Gewit-
ter, davon die Gewitter-Wolcken durch be-
ſondere Wolcken getrieben werden. Jn den
andern Faͤlle ſiehet man nicht wohl, wo Ma-
terie zu neuem Blitze wieder herkommen
kan. Es iſt wohl wahr, daß, indem ſich die
Materie entzuͤndet und in einer Flamme
aufgehet, dieſelbe nicht zernichtet, ſondern
durch die Lufft zertheilet wird (§. 85 T. II.
Exp). Es kan auch ſeyn, daß ſich die Ma-
terie groͤſtentheils in die Hoͤhe begiebet und
durch die ausdehnende Krafft der Flamme
in der Lufft hoͤher getrieben wird als ſie ſoll-
te, folgends wieder herunter faͤllet. Ob a-
ber eben dieſe Materie ſich ſo bald wieder in
einer ſolchen Menge ſammlen koͤnne, wie
ſie anfangs bey einander war; bleibet billich
bedencklich. Es lehret aber die Erfahrung,
daß oͤffters die nachfolgenden Blitze gar viel
ſtaͤrcker ſind, als die vorhergehenden, und es
auf einander blitzet, auch wenn der Blitz
niederfaͤhret und die angezuͤndete Materie
nicht wieder in die Wolcke kommet. Man
ſiehet offters in Gewittern die Wolcken
wunderbahr unter einander gehen, wenn es
blitzet. Derowegen koͤnnen oben allerhand
Be-
E e 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |