Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. VIII. Von dem Blitze ungeachtet kan die subtile Wärme durchdie Scheide in die Klinge dringen, welche in einerley Wärme mehr annimmet als die Scheide und davon schmeltzet. Wir ha- ben fast ein ähnliches Exempel in der Kunst, wenn wir eine bleyerne Kugel in einem Pa- piere, welches wir darum gewickelt, über dem Lichte schmeltzen, ohne daß dadurch das Papier verletzet wird. Als den 9. Aug. 1707 das Wetter in der Nacht in einem Orte in Jrrland einschlug, da der Blitz durch die Feuer-Mauer in die Küche fuhr, aber nicht zündete, war nicht allein die Kü- che, sondern auch die anliegende Kammer voll Dampff und Rauch und roch starck nach Schwefel (d: denn da der Blitz nichts an- ders als eine Menge entzündeten Schwef- fels und anderer Dämpffe, als etwan Sal- peters und dergleichen ist (§. 321), die Flam- me aber die entzündeten Materien nicht zer- nichtet, sondern nur in der Lufft vertheilet (§. 85 T. II. Exper.); so muß die schwee- felichte und andere Materie, die noch nicht durch die Flamme genung aufgelöset wor- den und in einem verschlossenen Raume keine Freyheit hat sich auszudehnen, aller- dings einen Dampff verursachen und zwar um so vielmehr, wenn darunter Materie ist, die sich nicht vor sich entzündet. Denn so se- hen (a) Phil. Trans. Num. 313. p. 36
Cap. VIII. Von dem Blitze ungeachtet kan die ſubtile Waͤrme durchdie Scheide in die Klinge dringen, welche in einerley Waͤrme mehr annimmet als die Scheide und davon ſchmeltzet. Wir ha- ben faſt ein aͤhnliches Exempel in der Kunſt, wenn wir eine bleyerne Kugel in einem Pa- piere, welches wir darum gewickelt, uͤber dem Lichte ſchmeltzen, ohne daß dadurch das Papier verletzet wird. Als den 9. Aug. 1707 das Wetter in der Nacht in einem Orte in Jrrland einſchlug, da der Blitz durch die Feuer-Mauer in die Kuͤche fuhr, aber nicht zuͤndete, war nicht allein die Kuͤ- che, ſondern auch die anliegende Kam̃er voll Dampff und Rauch und roch ſtarck nach Schwefel (d: denn da der Blitz nichts an- ders als eine Menge entzuͤndeten Schwef- fels und anderer Daͤmpffe, als etwan Sal- peters und dergleichen iſt (§. 321), die Flam- me aber die entzuͤndeten Materien nicht zer- nichtet, ſondern nur in der Lufft vertheilet (§. 85 T. II. Exper.); ſo muß die ſchwee- felichte und andere Materie, die noch nicht durch die Flamme genung aufgeloͤſet wor- den und in einem verſchloſſenen Raume keine Freyheit hat ſich auszudehnen, aller- dings einen Dampff verurſachen und zwar um ſo vielmehr, wenn darunter Materie iſt, die ſich nicht vor ſich entzuͤndet. Denn ſo ſe- hen (a) Phil. Tranſ. Num. 313. p. 36
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0490" n="454"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. VIII.</hi> Von dem Blitze</hi></fw><lb/> ungeachtet kan die ſubtile Waͤrme durch<lb/> die Scheide in die Klinge dringen, welche<lb/> in einerley Waͤrme mehr annimmet als die<lb/> Scheide und davon ſchmeltzet. Wir ha-<lb/> ben faſt ein aͤhnliches Exempel in der Kunſt,<lb/> wenn wir eine bleyerne Kugel in einem Pa-<lb/> piere, welches wir darum gewickelt, uͤber<lb/> dem Lichte ſchmeltzen, ohne daß dadurch<lb/> das Papier verletzet wird. Als den 9. Aug.<lb/> 1707 das Wetter in der Nacht in einem<lb/> Orte in Jrrland einſchlug, da der Blitz<lb/> durch die Feuer-Mauer in die Kuͤche fuhr,<lb/> aber nicht zuͤndete, war nicht allein die Kuͤ-<lb/> che, ſondern auch die anliegende Kam̃er voll<lb/> Dampff und Rauch und roch ſtarck nach<lb/> Schwefel (<hi rendition="#aq">d</hi>: denn da der Blitz nichts an-<lb/> ders als eine Menge entzuͤndeten Schwef-<lb/> fels und anderer Daͤmpffe, als etwan Sal-<lb/> peters und dergleichen iſt (§. 321), die Flam-<lb/> me aber die entzuͤndeten Materien nicht zer-<lb/> nichtet, ſondern nur in der Lufft vertheilet<lb/> (§. 85 <hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>); ſo muß die ſchwee-<lb/> felichte und andere Materie, die noch nicht<lb/> durch die Flamme genung aufgeloͤſet wor-<lb/> den und in einem verſchloſſenen Raume<lb/> keine Freyheit hat ſich auszudehnen, aller-<lb/> dings einen Dampff verurſachen und zwar<lb/> um ſo vielmehr, wenn darunter Materie iſt,<lb/> die ſich nicht vor ſich entzuͤndet. Denn ſo ſe-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hen</fw><lb/><note place="foot"><hi rendition="#aq">(a) Phil. Tranſ. Num. 313. p. 36</hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [454/0490]
Cap. VIII. Von dem Blitze
ungeachtet kan die ſubtile Waͤrme durch
die Scheide in die Klinge dringen, welche
in einerley Waͤrme mehr annimmet als die
Scheide und davon ſchmeltzet. Wir ha-
ben faſt ein aͤhnliches Exempel in der Kunſt,
wenn wir eine bleyerne Kugel in einem Pa-
piere, welches wir darum gewickelt, uͤber
dem Lichte ſchmeltzen, ohne daß dadurch
das Papier verletzet wird. Als den 9. Aug.
1707 das Wetter in der Nacht in einem
Orte in Jrrland einſchlug, da der Blitz
durch die Feuer-Mauer in die Kuͤche fuhr,
aber nicht zuͤndete, war nicht allein die Kuͤ-
che, ſondern auch die anliegende Kam̃er voll
Dampff und Rauch und roch ſtarck nach
Schwefel (d: denn da der Blitz nichts an-
ders als eine Menge entzuͤndeten Schwef-
fels und anderer Daͤmpffe, als etwan Sal-
peters und dergleichen iſt (§. 321), die Flam-
me aber die entzuͤndeten Materien nicht zer-
nichtet, ſondern nur in der Lufft vertheilet
(§. 85 T. II. Exper.); ſo muß die ſchwee-
felichte und andere Materie, die noch nicht
durch die Flamme genung aufgeloͤſet wor-
den und in einem verſchloſſenen Raume
keine Freyheit hat ſich auszudehnen, aller-
dings einen Dampff verurſachen und zwar
um ſo vielmehr, wenn darunter Materie iſt,
die ſich nicht vor ſich entzuͤndet. Denn ſo ſe-
hen
(a) Phil. Tranſ. Num. 313. p. 36
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |