Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. VIII. Von dem Blitze se gebrochen und dadurch in Farben ver-wandelt haben. Weil nun dazumahl we- der der Mond, noch die Sonne über dem Horizont, ja diese insonderheit so tieff unter dem Horizont war, daß sie unsere Lufft nicht mehr erreichen konnte, so nimmet er deswe- gen an, daß die Materie ausser unser Lufft, ob zwar nicht gar zuweitvon ihr gestanden. Nun wird niemand zugeben, daß die Aus- dünstungen aus unserer Erde ausser unserer Lufft kommen, und daher mag es Halley auch selbst nicht annehmen. Er kommet demnach auf die Gedancken, als ein Mann der mit dem Magneten viel zuthun gehabt (§. 238. Met.), daß die magnetische Mate- rie, die sich umb die Erde von einem magne- tischen Pole bis zu dem andern beweget (§. 39. 40 T. III. Exper.), an dieser Begeben- heit Ursache sey. Allein da wir nicht wis- sen, ob die magnetische Materie so weit von der Erde ausschweifft, noch auch ob sie in solche Bewegung gesetzt werden kan, daß sie helle leuchtet, ja ob sie so dichte ist, daß sie das Licht so starck brechen kan, als zu der Verwandelung in Farben erfordert wird; auch bey der magnetischen Materie, die um die stärcksten Magneten sich bewe- get, noch von niemanden das geringste von dergleichen Dingen angemercket worden: so werden hier viel Dinge angenommen, von denen man noch nicht weiß ob sie mög- lich
Cap. VIII. Von dem Blitze ſe gebrochen und dadurch in Farben ver-wandelt haben. Weil nun dazumahl we- der der Mond, noch die Sonne uͤber dem Horizont, ja dieſe inſonderheit ſo tieff unter dem Horizont war, daß ſie unſere Lufft nicht mehr erreichen konnte, ſo nimmet er deswe- gen an, daß die Materie auſſer unſer Lufft, ob zwar nicht gar zuweitvon ihr geſtanden. Nun wird niemand zugeben, daß die Aus- duͤnſtungen aus unſerer Erde auſſer unſerer Lufft kommen, und daher mag es Halley auch ſelbſt nicht annehmen. Er kommet demnach auf die Gedancken, als ein Mann der mit dem Magneten viel zuthun gehabt (§. 238. Met.), daß die magnetiſche Mate- rie, die ſich umb die Erde von einem magne- tiſchen Pole bis zu dem andern beweget (§. 39. 40 T. III. Exper.), an dieſer Begeben- heit Urſache ſey. Allein da wir nicht wiſ- ſen, ob die magnetiſche Materie ſo weit von der Erde ausſchweifft, noch auch ob ſie in ſolche Bewegung geſetzt werden kan, daß ſie helle leuchtet, ja ob ſie ſo dichte iſt, daß ſie das Licht ſo ſtarck brechen kan, als zu der Verwandelung in Farben erfordert wird; auch bey der magnetiſchen Materie, die um die ſtaͤrckſten Magneten ſich bewe- get, noch von niemanden das geringſte von dergleichen Dingen angemercket worden: ſo werden hier viel Dinge angenommen, von denen man noch nicht weiß ob ſie moͤg- lich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0508" n="472"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. VIII.</hi> Von dem Blitze</hi></fw><lb/> ſe gebrochen und dadurch in Farben ver-<lb/> wandelt haben. Weil nun dazumahl we-<lb/> der der Mond, noch die Sonne uͤber dem<lb/> Horizont, ja dieſe inſonderheit ſo tieff unter<lb/> dem Horizont war, daß ſie unſere Lufft nicht<lb/> mehr erreichen konnte, ſo nimmet er deswe-<lb/> gen an, daß die Materie auſſer unſer Lufft,<lb/> ob zwar nicht gar zuweitvon ihr geſtanden.<lb/> Nun wird niemand zugeben, daß die Aus-<lb/> duͤnſtungen aus unſerer Erde auſſer unſerer<lb/> Lufft kommen, und daher mag es <hi rendition="#fr">Halley</hi><lb/> auch ſelbſt nicht annehmen. Er kommet<lb/> demnach auf die Gedancken, als ein Mann<lb/> der mit dem Magneten viel zuthun gehabt<lb/> (§. 238. <hi rendition="#aq">Met.</hi>), daß die magnetiſche Mate-<lb/> rie, die ſich umb die Erde von einem magne-<lb/> tiſchen Pole bis zu dem andern beweget (§.<lb/> 39. 40 <hi rendition="#aq">T. III. Exper.</hi>), an dieſer Begeben-<lb/> heit Urſache ſey. Allein da wir nicht wiſ-<lb/> ſen, ob die magnetiſche Materie ſo weit von<lb/> der Erde ausſchweifft, noch auch ob ſie in<lb/> ſolche Bewegung geſetzt werden kan, daß<lb/> ſie helle leuchtet, ja ob ſie ſo dichte iſt, daß ſie<lb/> das Licht ſo ſtarck brechen kan, als zu<lb/> der Verwandelung in Farben erfordert<lb/> wird; auch bey der magnetiſchen Materie,<lb/> die um die ſtaͤrckſten Magneten ſich bewe-<lb/> get, noch von niemanden das geringſte von<lb/> dergleichen Dingen angemercket worden:<lb/> ſo werden hier viel Dinge angenommen,<lb/> von denen man noch nicht weiß ob ſie moͤg-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [472/0508]
Cap. VIII. Von dem Blitze
ſe gebrochen und dadurch in Farben ver-
wandelt haben. Weil nun dazumahl we-
der der Mond, noch die Sonne uͤber dem
Horizont, ja dieſe inſonderheit ſo tieff unter
dem Horizont war, daß ſie unſere Lufft nicht
mehr erreichen konnte, ſo nimmet er deswe-
gen an, daß die Materie auſſer unſer Lufft,
ob zwar nicht gar zuweitvon ihr geſtanden.
Nun wird niemand zugeben, daß die Aus-
duͤnſtungen aus unſerer Erde auſſer unſerer
Lufft kommen, und daher mag es Halley
auch ſelbſt nicht annehmen. Er kommet
demnach auf die Gedancken, als ein Mann
der mit dem Magneten viel zuthun gehabt
(§. 238. Met.), daß die magnetiſche Mate-
rie, die ſich umb die Erde von einem magne-
tiſchen Pole bis zu dem andern beweget (§.
39. 40 T. III. Exper.), an dieſer Begeben-
heit Urſache ſey. Allein da wir nicht wiſ-
ſen, ob die magnetiſche Materie ſo weit von
der Erde ausſchweifft, noch auch ob ſie in
ſolche Bewegung geſetzt werden kan, daß
ſie helle leuchtet, ja ob ſie ſo dichte iſt, daß ſie
das Licht ſo ſtarck brechen kan, als zu
der Verwandelung in Farben erfordert
wird; auch bey der magnetiſchen Materie,
die um die ſtaͤrckſten Magneten ſich bewe-
get, noch von niemanden das geringſte von
dergleichen Dingen angemercket worden:
ſo werden hier viel Dinge angenommen,
von denen man noch nicht weiß ob ſie moͤg-
lich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |