se giengen, die dapffer fluchten. Daher es auch geschehen, daß man sie für Gespen- ster gehalten, oder wenigstens geglaubet, es habe der Teuffel sein Werck dabey. Weil die Jrrlichter in der Lufft entstehen, so müs- sen sie gleichfals aus einer Materie beste- hen, die aus der Erde ausdünstet. Und hier müssen diese Ausdünstungen grob seyn, weil sie in der untern Lufft verbleiben, die von schwererer Art ist als die obere (§. 189. Phys. & §. 4. T. I. Exper.). Da sie so lan- ge dauren, ohne daß sie sich verzehren, kan die Materie nicht entzündet seyn. Es ist demnach bloß eine Materie, die im finstern leuchtet. Sie muß auch etwas feste an ein- ander hangen, weil sie sich nicht zertheilet, unerachtet sie in der Lufft hin und wieder getrieben wird. Und daher ist es nicht gantz unwahrscheinlich, was Robert Fludd observiret haben will, der einem Jrrlich- te entgegen gegangen, bis er es erhaschet und, als er es zur Erde nieder geschlagen, ge- funden, daß es bloß eine zehe Materie wie froschleich sey, wie Dechales(a) und an- dere von ihm erzehlen. Weil sie sich an morastigen Oertern und auf dem Schind- Anger sehen lassen; so ist es kein Wunder, wenn diejenigen, so es für ein Licht im
Dorf-
(a)In Tract. de Meteor. f. 692. T. IV. Mund. Math.
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und andern Feuer-Zeichen.
ſe giengen, die dapffer fluchten. Daher es auch geſchehen, daß man ſie fuͤr Geſpen- ſter gehalten, oder wenigſtens geglaubet, es habe der Teuffel ſein Werck dabey. Weil die Jrrlichter in der Lufft entſtehen, ſo muͤſ- ſen ſie gleichfals aus einer Materie beſte- hen, die aus der Erde ausduͤnſtet. Und hier muͤſſen dieſe Ausduͤnſtungen grob ſeyn, weil ſie in der untern Lufft verbleiben, die von ſchwererer Art iſt als die obere (§. 189. Phyſ. & §. 4. T. I. Exper.). Da ſie ſo lan- ge dauren, ohne daß ſie ſich verzehren, kan die Materie nicht entzuͤndet ſeyn. Es iſt demnach bloß eine Materie, die im finſtern leuchtet. Sie muß auch etwas feſte an ein- ander hangen, weil ſie ſich nicht zertheilet, unerachtet ſie in der Lufft hin und wieder getrieben wird. Und daher iſt es nicht gantz unwahrſcheinlich, was Robert Fludd obſerviret haben will, der einem Jrrlich- te entgegen gegangen, bis er es erhaſchet und, als er es zur Erde nieder geſchlagen, ge- funden, daß es bloß eine zehe Materie wie froſchleich ſey, wie Dechales(a) und an- dere von ihm erzehlen. Weil ſie ſich an moraſtigen Oertern und auf dem Schind- Anger ſehen laſſen; ſo iſt es kein Wunder, wenn diejenigen, ſo es fuͤr ein Licht im
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(a)In Tract. de Meteor. f. 692. T. IV. Mund. Math.
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und andern Feuer-Zeichen.
ſe giengen, die dapffer fluchten. Daher
es auch geſchehen, daß man ſie fuͤr Geſpen-
ſter gehalten, oder wenigſtens geglaubet, es
habe der Teuffel ſein Werck dabey. Weil
die Jrrlichter in der Lufft entſtehen, ſo muͤſ-
ſen ſie gleichfals aus einer Materie beſte-
hen, die aus der Erde ausduͤnſtet. Und
hier muͤſſen dieſe Ausduͤnſtungen grob ſeyn,
weil ſie in der untern Lufft verbleiben, die
von ſchwererer Art iſt als die obere (§. 189.
Phyſ. & §. 4. T. I. Exper.). Da ſie ſo lan-
ge dauren, ohne daß ſie ſich verzehren, kan
die Materie nicht entzuͤndet ſeyn. Es iſt
demnach bloß eine Materie, die im finſtern
leuchtet. Sie muß auch etwas feſte an ein-
ander hangen, weil ſie ſich nicht zertheilet,
unerachtet ſie in der Lufft hin und wieder
getrieben wird. Und daher iſt es nicht
gantz unwahrſcheinlich, was Robert Fludd
obſerviret haben will, der einem Jrrlich-
te entgegen gegangen, bis er es erhaſchet
und, als er es zur Erde nieder geſchlagen, ge-
funden, daß es bloß eine zehe Materie wie
froſchleich ſey, wie Dechales (a) und an-
dere von ihm erzehlen. Weil ſie ſich an
moraſtigen Oertern und auf dem Schind-
Anger ſehen laſſen; ſo iſt es kein Wunder,
wenn diejenigen, ſo es fuͤr ein Licht im
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(a) In Tract. de Meteor. f. 692. T. IV.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/519>, abgerufen am 22.11.2024.
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