Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. IX. Von dem Wasser ein anders Exempel aus der Gegend beyParis an, wo die Ausdünstung der Qvelle das Wasser benommen durch Eröffnung eines Steinbruches. Es scheinet demnach Cartesius nichts anzunehmen, welches der Erfahrung zuwieder wäre und würde er sich sonder Zweiffel nicht wenig erfreuet haben, wenn ihm selbst dergleichen sonderbahre Erfahrungen wären bekandt gewesen. Al- lein es hat noch einen grossen Knoten übrig, den man auflösen muß, ehe man seiner Mei- nung beypflichten kan. Das See-Was- ser ist saltzig und die Erfahrung bekräfftiget es, daß es auch saltzig bleibet, wenn es gleich durch Erde und Sand durchgehet. Es ist wohl wahr, daß der Sand saltzig wird und demnach etwas von dem Saltze annehmen muß: allein man hat hier auf zweyerley zu- sehen. Einmahl ist gewiß, daß Sand und Erde eben sowohl als das Wasser nur ein gewisses Maaß von Saltze annehmen. De- rowegen wenn das See-Wasser auch in den unterirrdischen Gängen etwas von seinem Saltze anfangs loß würde; so würde doch solches nur eine Weile geschehen und dan- nenhero in so vielen Jahren, da die Qvelle beständig einmahl wie das andere geflossen, längst aufgehöret haben. Dabey weiß man auch, daß der Sand von dem Wasser Saltz annimmet nach Proportion, in der es bey ihm zu finden. Von sehr saltzigem Wasser wird
Cap. IX. Von dem Waſſer ein anders Exempel aus der Gegend beyParis an, wo die Ausduͤnſtung der Qvelle das Waſſer benommen durch Eroͤffnung eines Steinbruches. Es ſcheinet demnach Carteſius nichts anzunehmen, welches der Erfahrung zuwieder waͤre und wuͤrde er ſich ſonder Zweiffel nicht wenig erfreuet haben, wenn ihm ſelbſt dergleichen ſonderbahre Erfahrungen waͤren bekandt geweſen. Al- lein es hat noch einen groſſen Knoten uͤbrig, den man aufloͤſen muß, ehe man ſeiner Mei- nung beypflichten kan. Das See-Waſ- ſer iſt ſaltzig und die Erfahrung bekraͤfftiget es, daß es auch ſaltzig bleibet, wenn es gleich durch Erde und Sand durchgehet. Es iſt wohl wahr, daß der Sand ſaltzig wird und demnach etwas von dem Saltze annehmen muß: allein man hat hier auf zweyerley zu- ſehen. Einmahl iſt gewiß, daß Sand und Erde eben ſowohl als das Waſſer nur ein gewiſſes Maaß von Saltze annehmen. De- rowegen wenn das See-Waſſer auch in den unterirrdiſchen Gaͤngen etwas von ſeinem Saltze anfangs loß wuͤrde; ſo wuͤrde doch ſolches nur eine Weile geſchehen und dan- nenhero in ſo vielen Jahren, da die Qvelle beſtaͤndig einmahl wie das andere gefloſſen, laͤngſt aufgehoͤret haben. Dabey weiß man auch, daß der Sand von dem Waſſer Saltz annimmet nach Proportion, in der es bey ihm zu finden. Von ſehr ſaltzigem Waſſer wird
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Cap. IX. Von dem Waſſer
ein anders Exempel aus der Gegend bey
Paris an, wo die Ausduͤnſtung der Qvelle
das Waſſer benommen durch Eroͤffnung
eines Steinbruches. Es ſcheinet demnach
Carteſius nichts anzunehmen, welches der
Erfahrung zuwieder waͤre und wuͤrde er ſich
ſonder Zweiffel nicht wenig erfreuet haben,
wenn ihm ſelbſt dergleichen ſonderbahre
Erfahrungen waͤren bekandt geweſen. Al-
lein es hat noch einen groſſen Knoten uͤbrig,
den man aufloͤſen muß, ehe man ſeiner Mei-
nung beypflichten kan. Das See-Waſ-
ſer iſt ſaltzig und die Erfahrung bekraͤfftiget
es, daß es auch ſaltzig bleibet, wenn es gleich
durch Erde und Sand durchgehet. Es iſt
wohl wahr, daß der Sand ſaltzig wird und
demnach etwas von dem Saltze annehmen
muß: allein man hat hier auf zweyerley zu-
ſehen. Einmahl iſt gewiß, daß Sand und
Erde eben ſowohl als das Waſſer nur ein
gewiſſes Maaß von Saltze annehmen. De-
rowegen wenn das See-Waſſer auch in den
unterirrdiſchen Gaͤngen etwas von ſeinem
Saltze anfangs loß wuͤrde; ſo wuͤrde doch
ſolches nur eine Weile geſchehen und dan-
nenhero in ſo vielen Jahren, da die Qvelle
beſtaͤndig einmahl wie das andere gefloſſen,
laͤngſt aufgehoͤret haben. Dabey weiß man
auch, daß der Sand von dem Waſſer Saltz
annimmet nach Proportion, in der es bey
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