Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

auf dem Erdboden.
wieder bald auf, indem immer ein gewisses
Maaß Wasser in der Erde zurücke blieb und
nicht eher in die Röhre rinnete als bis neues
hinzukam. Das Jahr darauf wiederhoh-
lete er seinen Versuch und setzte das Gefässe
16. Zoll oder noch einmahl so tief wie vorhin
unter die Erde, und es ereignete sich alles
eben so wie in dem vorigen Jahre, ausser daß
die Erde trocken ward, wenn es longe nicht
regnete, und als denn ein kleiner Regen die
Erde bloß anfeuchtete. Jn das Gefässe,
daß 8. Schuhe unter der Erden war, kam
gar kein Wasser. Er pflantzete nach diesem
Kräuter auf das Erdreich, darinnen das
Gefässe stund. Da sie ein wenig erwachsen
waren, kam kein Wasser mehr in das Ge-
fässe, welches nur 16. Zoll tief unter der Er-
de stund. Ja alles Wasser, was von dem
Regen darauf fiel, war nicht genung die
Pflantzen zu ernehren. Wenn es lange
trocken war, muste man sie begiessen, wofer-
ne sie nicht verdorren sollten. Hieraus
vermeinet de la Hire klar zu seyn, daß das
Regen-Wasser nicht so tief in die Erde drin-
gen könne, biß es eine Materie antrifft, wo
es sich nicht hinein ziehen und weiter durch-
kommen kan, wie diejenigen annehmen, wel-
che den Ursprung der Qvellen von dem Re-
gen-Wasser herleiten, und insonderheit
auch Robertus Plot, ein Engelländer, der
A. 1685. zu Oxfurt ein Tractätlein von

den
J i 4

auf dem Erdboden.
wieder bald auf, indem immer ein gewiſſes
Maaß Waſſer in der Erde zuruͤcke blieb und
nicht eher in die Roͤhre rinnete als bis neues
hinzukam. Das Jahr darauf wiederhoh-
lete er ſeinen Verſuch und ſetzte das Gefaͤſſe
16. Zoll oder noch einmahl ſo tief wie vorhin
unter die Erde, und es ereignete ſich alles
eben ſo wie in dem vorigen Jahre, auſſer daß
die Erde trocken ward, wenn es longe nicht
regnete, und als denn ein kleiner Regen die
Erde bloß anfeuchtete. Jn das Gefaͤſſe,
daß 8. Schuhe unter der Erden war, kam
gar kein Waſſer. Er pflantzete nach dieſem
Kraͤuter auf das Erdreich, darinnen das
Gefaͤſſe ſtund. Da ſie ein wenig erwachſen
waren, kam kein Waſſer mehr in das Ge-
faͤſſe, welches nur 16. Zoll tief unter der Er-
de ſtund. Ja alles Waſſer, was von dem
Regen darauf fiel, war nicht genung die
Pflantzen zu ernehren. Wenn es lange
trocken war, muſte man ſie begieſſen, wofer-
ne ſie nicht verdorren ſollten. Hieraus
vermeinet de la Hire klar zu ſeyn, daß das
Regen-Waſſer nicht ſo tief in die Erde drin-
gen koͤnne, biß es eine Materie antrifft, wo
es ſich nicht hinein ziehen und weiter durch-
kommen kan, wie diejenigen annehmen, wel-
che den Urſprung der Qvellen von dem Re-
gen-Waſſer herleiten, und inſonderheit
auch Robertus Plot, ein Engellaͤnder, der
A. 1685. zu Oxfurt ein Tractaͤtlein von

den
J i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0539" n="503"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">auf dem Erdboden.</hi></fw><lb/>
wieder bald auf, indem immer ein gewi&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Maaß Wa&#x017F;&#x017F;er in der Erde zuru&#x0364;cke blieb und<lb/>
nicht eher in die Ro&#x0364;hre rinnete als bis neues<lb/>
hinzukam. Das Jahr darauf wiederhoh-<lb/>
lete er &#x017F;einen Ver&#x017F;uch und &#x017F;etzte das Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
16. Zoll oder noch einmahl &#x017F;o tief wie vorhin<lb/>
unter die Erde, und es ereignete &#x017F;ich alles<lb/>
eben &#x017F;o wie in dem vorigen Jahre, au&#x017F;&#x017F;er daß<lb/>
die Erde trocken ward, wenn es longe nicht<lb/>
regnete, und als denn ein kleiner Regen die<lb/>
Erde bloß anfeuchtete. Jn das Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
daß 8. Schuhe unter der Erden war, kam<lb/>
gar kein Wa&#x017F;&#x017F;er. Er pflantzete nach die&#x017F;em<lb/>
Kra&#x0364;uter auf das Erdreich, darinnen das<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tund. Da &#x017F;ie ein wenig erwach&#x017F;en<lb/>
waren, kam kein Wa&#x017F;&#x017F;er mehr in das Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welches nur 16. Zoll tief unter der Er-<lb/>
de &#x017F;tund. Ja alles Wa&#x017F;&#x017F;er, was von dem<lb/>
Regen darauf fiel, war nicht genung die<lb/>
Pflantzen zu ernehren. Wenn es lange<lb/>
trocken war, mu&#x017F;te man &#x017F;ie begie&#x017F;&#x017F;en, wofer-<lb/>
ne &#x017F;ie nicht verdorren &#x017F;ollten. Hieraus<lb/>
vermeinet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de la Hire</hi></hi> klar zu &#x017F;eyn, daß das<lb/>
Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er nicht &#x017F;o tief in die Erde drin-<lb/>
gen ko&#x0364;nne, biß es eine Materie antrifft, wo<lb/>
es &#x017F;ich nicht hinein ziehen und weiter durch-<lb/>
kommen kan, wie diejenigen annehmen, wel-<lb/>
che den Ur&#x017F;prung der Qvellen von dem Re-<lb/>
gen-Wa&#x017F;&#x017F;er herleiten, und in&#x017F;onderheit<lb/>
auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Robertus Plot</hi>,</hi> ein Engella&#x0364;nder, der<lb/><hi rendition="#aq">A.</hi> 1685. zu Oxfurt ein Tracta&#x0364;tlein von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 4</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0539] auf dem Erdboden. wieder bald auf, indem immer ein gewiſſes Maaß Waſſer in der Erde zuruͤcke blieb und nicht eher in die Roͤhre rinnete als bis neues hinzukam. Das Jahr darauf wiederhoh- lete er ſeinen Verſuch und ſetzte das Gefaͤſſe 16. Zoll oder noch einmahl ſo tief wie vorhin unter die Erde, und es ereignete ſich alles eben ſo wie in dem vorigen Jahre, auſſer daß die Erde trocken ward, wenn es longe nicht regnete, und als denn ein kleiner Regen die Erde bloß anfeuchtete. Jn das Gefaͤſſe, daß 8. Schuhe unter der Erden war, kam gar kein Waſſer. Er pflantzete nach dieſem Kraͤuter auf das Erdreich, darinnen das Gefaͤſſe ſtund. Da ſie ein wenig erwachſen waren, kam kein Waſſer mehr in das Ge- faͤſſe, welches nur 16. Zoll tief unter der Er- de ſtund. Ja alles Waſſer, was von dem Regen darauf fiel, war nicht genung die Pflantzen zu ernehren. Wenn es lange trocken war, muſte man ſie begieſſen, wofer- ne ſie nicht verdorren ſollten. Hieraus vermeinet de la Hire klar zu ſeyn, daß das Regen-Waſſer nicht ſo tief in die Erde drin- gen koͤnne, biß es eine Materie antrifft, wo es ſich nicht hinein ziehen und weiter durch- kommen kan, wie diejenigen annehmen, wel- che den Urſprung der Qvellen von dem Re- gen-Waſſer herleiten, und inſonderheit auch Robertus Plot, ein Engellaͤnder, der A. 1685. zu Oxfurt ein Tractaͤtlein von den J i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/539
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/539>, abgerufen am 22.11.2024.