wieder bald auf, indem immer ein gewisses Maaß Wasser in der Erde zurücke blieb und nicht eher in die Röhre rinnete als bis neues hinzukam. Das Jahr darauf wiederhoh- lete er seinen Versuch und setzte das Gefässe 16. Zoll oder noch einmahl so tief wie vorhin unter die Erde, und es ereignete sich alles eben so wie in dem vorigen Jahre, ausser daß die Erde trocken ward, wenn es longe nicht regnete, und als denn ein kleiner Regen die Erde bloß anfeuchtete. Jn das Gefässe, daß 8. Schuhe unter der Erden war, kam gar kein Wasser. Er pflantzete nach diesem Kräuter auf das Erdreich, darinnen das Gefässe stund. Da sie ein wenig erwachsen waren, kam kein Wasser mehr in das Ge- fässe, welches nur 16. Zoll tief unter der Er- de stund. Ja alles Wasser, was von dem Regen darauf fiel, war nicht genung die Pflantzen zu ernehren. Wenn es lange trocken war, muste man sie begiessen, wofer- ne sie nicht verdorren sollten. Hieraus vermeinet de la Hire klar zu seyn, daß das Regen-Wasser nicht so tief in die Erde drin- gen könne, biß es eine Materie antrifft, wo es sich nicht hinein ziehen und weiter durch- kommen kan, wie diejenigen annehmen, wel- che den Ursprung der Qvellen von dem Re- gen-Wasser herleiten, und insonderheit auch Robertus Plot, ein Engelländer, der A. 1685. zu Oxfurt ein Tractätlein von
den
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auf dem Erdboden.
wieder bald auf, indem immer ein gewiſſes Maaß Waſſer in der Erde zuruͤcke blieb und nicht eher in die Roͤhre rinnete als bis neues hinzukam. Das Jahr darauf wiederhoh- lete er ſeinen Verſuch und ſetzte das Gefaͤſſe 16. Zoll oder noch einmahl ſo tief wie vorhin unter die Erde, und es ereignete ſich alles eben ſo wie in dem vorigen Jahre, auſſer daß die Erde trocken ward, wenn es longe nicht regnete, und als denn ein kleiner Regen die Erde bloß anfeuchtete. Jn das Gefaͤſſe, daß 8. Schuhe unter der Erden war, kam gar kein Waſſer. Er pflantzete nach dieſem Kraͤuter auf das Erdreich, darinnen das Gefaͤſſe ſtund. Da ſie ein wenig erwachſen waren, kam kein Waſſer mehr in das Ge- faͤſſe, welches nur 16. Zoll tief unter der Er- de ſtund. Ja alles Waſſer, was von dem Regen darauf fiel, war nicht genung die Pflantzen zu ernehren. Wenn es lange trocken war, muſte man ſie begieſſen, wofer- ne ſie nicht verdorren ſollten. Hieraus vermeinet de la Hire klar zu ſeyn, daß das Regen-Waſſer nicht ſo tief in die Erde drin- gen koͤnne, biß es eine Materie antrifft, wo es ſich nicht hinein ziehen und weiter durch- kommen kan, wie diejenigen annehmen, wel- che den Urſprung der Qvellen von dem Re- gen-Waſſer herleiten, und inſonderheit auch Robertus Plot, ein Engellaͤnder, der A. 1685. zu Oxfurt ein Tractaͤtlein von
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auf dem Erdboden.
wieder bald auf, indem immer ein gewiſſes
Maaß Waſſer in der Erde zuruͤcke blieb und
nicht eher in die Roͤhre rinnete als bis neues
hinzukam. Das Jahr darauf wiederhoh-
lete er ſeinen Verſuch und ſetzte das Gefaͤſſe
16. Zoll oder noch einmahl ſo tief wie vorhin
unter die Erde, und es ereignete ſich alles
eben ſo wie in dem vorigen Jahre, auſſer daß
die Erde trocken ward, wenn es longe nicht
regnete, und als denn ein kleiner Regen die
Erde bloß anfeuchtete. Jn das Gefaͤſſe,
daß 8. Schuhe unter der Erden war, kam
gar kein Waſſer. Er pflantzete nach dieſem
Kraͤuter auf das Erdreich, darinnen das
Gefaͤſſe ſtund. Da ſie ein wenig erwachſen
waren, kam kein Waſſer mehr in das Ge-
faͤſſe, welches nur 16. Zoll tief unter der Er-
de ſtund. Ja alles Waſſer, was von dem
Regen darauf fiel, war nicht genung die
Pflantzen zu ernehren. Wenn es lange
trocken war, muſte man ſie begieſſen, wofer-
ne ſie nicht verdorren ſollten. Hieraus
vermeinet de la Hire klar zu ſeyn, daß das
Regen-Waſſer nicht ſo tief in die Erde drin-
gen koͤnne, biß es eine Materie antrifft, wo
es ſich nicht hinein ziehen und weiter durch-
kommen kan, wie diejenigen annehmen, wel-
che den Urſprung der Qvellen von dem Re-
gen-Waſſer herleiten, und inſonderheit
auch Robertus Plot, ein Engellaͤnder, der
A. 1685. zu Oxfurt ein Tractaͤtlein von
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/539>, abgerufen am 22.11.2024.
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