Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. XI. Von dem Wasser
fliessen, da es hingegen nur unterweilen
regnet: Allein beyde Zweiffel sind schon
vorhin (§. 343.) benommen worden und
sind dannenhero bey Seite zu setzen, als
wenn sie nicht da wären. Und solcherge-
stalt bleibet nichts als die blosse Unwissen-
heit übrig. Nun ist wahr, das es uns
mehr Vergnügen geben würde, wenn wir
die Menge des Wassers zuschätzen wüsten,
was die Qvellen ein Jahr lang geben und
wie viel sie von Regen und Schnee dazu be-
kommen können: allein dieses ist eben die
mathematische Erkäntnis der Natur, die
wir itzund bey Seite setzen müssen (§. 17.
Proleg. Log.) und von der wir schon längst
(a) gerühmet haben, daß sie meistentheils
allein die völlige Gewisheit gewehret und
das Gemüthe von allem Zweiffel befreyet.
Es haben auch Perrault (b) und Mariotte
(c) dergleichen Rechnung gegeben, dadurch
sie behaupten wollen, daß mehr Regen sie-
le, als die Qvellen ein Jahr lang Wasser
brauchten: allein wir können hier dieselbe
Rechnung nicht untersuchen. Perrault
rechnet auch aus einem gantz andern Grun-

de
(a) In praefat. ad Elem Aerometr. A. 1709.
edita.
(b) Traite de l' origine des fontaines p.m.
803. & seqq. Oper. Claudii fratris.
(c) Traite du Mouvement des eaux Part. I.
p. m. 30. & seqq.

Cap. XI. Von dem Waſſer
flieſſen, da es hingegen nur unterweilen
regnet: Allein beyde Zweiffel ſind ſchon
vorhin (§. 343.) benommen worden und
ſind dannenhero bey Seite zu ſetzen, als
wenn ſie nicht da waͤren. Und ſolcherge-
ſtalt bleibet nichts als die bloſſe Unwiſſen-
heit uͤbrig. Nun iſt wahr, das es uns
mehr Vergnuͤgen geben wuͤrde, wenn wir
die Menge des Waſſers zuſchaͤtzen wuͤſten,
was die Qvellen ein Jahr lang geben und
wie viel ſie von Regen und Schnee dazu be-
kommen koͤnnen: allein dieſes iſt eben die
mathematiſche Erkaͤntnis der Natur, die
wir itzund bey Seite ſetzen muͤſſen (§. 17.
Proleg. Log.) und von der wir ſchon laͤngſt
(a) geruͤhmet haben, daß ſie meiſtentheils
allein die voͤllige Gewisheit gewehret und
das Gemuͤthe von allem Zweiffel befreyet.
Es haben auch Perrault (b) und Mariotte
(c) dergleichen Rechnung gegeben, dadurch
ſie behaupten wollen, daß mehr Regen ſie-
le, als die Qvellen ein Jahr lang Waſſer
brauchten: allein wir koͤnnen hier dieſelbe
Rechnung nicht unterſuchen. Perrault
rechnet auch aus einem gantz andern Grun-

de
(a) In præfat. ad Elem Aerometr. A. 1709.
edita.
(b) Traite de l’ origine des fontaines p.m.
803. & ſeqq. Oper. Claudii fratris.
(c) Traite du Mouvement des eaux Part. I.
p. m. 30. & ſeqq.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0542" n="506"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. XI.</hi> Von dem Wa&#x017F;&#x017F;er</hi></fw><lb/>
flie&#x017F;&#x017F;en, da es hingegen nur unterweilen<lb/>
regnet: Allein beyde Zweiffel &#x017F;ind &#x017F;chon<lb/>
vorhin (§. 343.) benommen worden und<lb/>
&#x017F;ind dannenhero bey Seite zu &#x017F;etzen, als<lb/>
wenn &#x017F;ie nicht da wa&#x0364;ren. Und &#x017F;olcherge-<lb/>
&#x017F;talt bleibet nichts als die blo&#x017F;&#x017F;e Unwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit u&#x0364;brig. Nun i&#x017F;t wahr, das es uns<lb/>
mehr Vergnu&#x0364;gen geben wu&#x0364;rde, wenn wir<lb/>
die Menge des Wa&#x017F;&#x017F;ers zu&#x017F;cha&#x0364;tzen wu&#x0364;&#x017F;ten,<lb/>
was die Qvellen ein Jahr lang geben und<lb/>
wie viel &#x017F;ie von Regen und Schnee dazu be-<lb/>
kommen ko&#x0364;nnen: allein die&#x017F;es i&#x017F;t eben die<lb/>
mathemati&#x017F;che Erka&#x0364;ntnis der Natur, die<lb/>
wir itzund bey Seite &#x017F;etzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en (§. 17.<lb/><hi rendition="#aq">Proleg. Log.</hi>) und von der wir &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/><note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">In præfat. ad Elem Aerometr. A. 1709.<lb/>
edita.</hi></note> geru&#x0364;hmet haben, daß &#x017F;ie mei&#x017F;tentheils<lb/>
allein die vo&#x0364;llige Gewisheit gewehret und<lb/>
das Gemu&#x0364;the von allem Zweiffel befreyet.<lb/>
Es haben auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Perrault</hi></hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Traite de l&#x2019; origine des fontaines p.m.<lb/>
803. &amp; &#x017F;eqq. Oper. Claudii fratris.</hi></note> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mariotte</hi></hi><lb/><note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Traite du Mouvement des eaux Part. I.<lb/>
p. m. 30. &amp; &#x017F;eqq.</hi></note> dergleichen Rechnung gegeben, dadurch<lb/>
&#x017F;ie behaupten wollen, daß mehr Regen &#x017F;ie-<lb/>
le, als die Qvellen ein Jahr lang Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
brauchten: allein wir ko&#x0364;nnen hier die&#x017F;elbe<lb/>
Rechnung nicht unter&#x017F;uchen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Perrault</hi></hi><lb/>
rechnet auch aus einem gantz andern Grun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506/0542] Cap. XI. Von dem Waſſer flieſſen, da es hingegen nur unterweilen regnet: Allein beyde Zweiffel ſind ſchon vorhin (§. 343.) benommen worden und ſind dannenhero bey Seite zu ſetzen, als wenn ſie nicht da waͤren. Und ſolcherge- ſtalt bleibet nichts als die bloſſe Unwiſſen- heit uͤbrig. Nun iſt wahr, das es uns mehr Vergnuͤgen geben wuͤrde, wenn wir die Menge des Waſſers zuſchaͤtzen wuͤſten, was die Qvellen ein Jahr lang geben und wie viel ſie von Regen und Schnee dazu be- kommen koͤnnen: allein dieſes iſt eben die mathematiſche Erkaͤntnis der Natur, die wir itzund bey Seite ſetzen muͤſſen (§. 17. Proleg. Log.) und von der wir ſchon laͤngſt (a) geruͤhmet haben, daß ſie meiſtentheils allein die voͤllige Gewisheit gewehret und das Gemuͤthe von allem Zweiffel befreyet. Es haben auch Perrault (b) und Mariotte (c) dergleichen Rechnung gegeben, dadurch ſie behaupten wollen, daß mehr Regen ſie- le, als die Qvellen ein Jahr lang Waſſer brauchten: allein wir koͤnnen hier dieſelbe Rechnung nicht unterſuchen. Perrault rechnet auch aus einem gantz andern Grun- de (a) In præfat. ad Elem Aerometr. A. 1709. edita. (b) Traite de l’ origine des fontaines p.m. 803. & ſeqq. Oper. Claudii fratris. (c) Traite du Mouvement des eaux Part. I. p. m. 30. & ſeqq.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/542
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/542>, abgerufen am 22.11.2024.