Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.auf dem Erdboden. Drachmas leichter worden. Es ist andem, daß in weniger Zeit durch 2. Blätter 2. Drachmae Wasser ausgedunstet, wel- ches eine grosse Menge für einen grossen Baum geben würde, wenn man eine Rech- nung machen wollte: allein es ist noch nicht gewis, daß die Blätter auf den Bäumen so starck ausdunsten als wenn sie mit den Stielen im Wasser stehen; und ich vermu- the eher das Wiederspiel, ob es zwar jetzt genauer zu untersuchen nicht Gelegenheit ist. Darnach ist zu mercken, daß das Wasser, welches aus den Pflantzen aus- dunstet, nicht verlohren gehet, sondern mit dem Thaue doch wieder herunter kommet, auch durch die Winde mit zu den Qvell- reichen Bergen gebracht wird. Uber dieses hat man sich auch nicht zu bekümmern umb das Regen-Wasser, welches in den Ort fället, wo Pflantzen und Graß wachsen: dieses hat bey den Qvellen nichts zu thun, ausser in soweit es ausdunstet und die Dünste zu den Qvell-reichen Bergen gefüh- ret werden (§. 343.). Zu den Qvellen kom- met bloß dasjenige, was solche Gebürge befeuchtet, die davon Qvellen zu erzeugen geschickt sind, und zum Theil dasjenige was in die Flüsse fället, wie vorhin erinnert wor- den. Es stehet demnach Herrn de la Hi- re Versuch von Ausdünstungen der Pflan- tzen keines weges im Wege. Und wird sol- ches
auf dem Erdboden. Drachmas leichter worden. Es iſt andem, daß in weniger Zeit durch 2. Blaͤtter 2. Drachmæ Waſſer ausgedunſtet, wel- ches eine groſſe Menge fuͤr einen groſſen Baum geben wuͤrde, wenn man eine Rech- nung machen wollte: allein es iſt noch nicht gewis, daß die Blaͤtter auf den Baͤumen ſo ſtarck ausdunſten als wenn ſie mit den Stielen im Waſſer ſtehen; und ich vermu- the eher das Wiederſpiel, ob es zwar jetzt genauer zu unterſuchen nicht Gelegenheit iſt. Darnach iſt zu mercken, daß das Waſſer, welches aus den Pflantzen aus- dunſtet, nicht verlohren gehet, ſondern mit dem Thaue doch wieder herunter kommet, auch durch die Winde mit zu den Qvell- reichen Bergen gebracht wird. Uber dieſes hat man ſich auch nicht zu bekuͤmmern umb das Regen-Waſſer, welches in den Ort faͤllet, wo Pflantzen und Graß wachſen: dieſes hat bey den Qvellen nichts zu thun, auſſer in ſoweit es ausdunſtet und die Duͤnſte zu den Qvell-reichen Bergen gefuͤh- ret werden (§. 343.). Zu den Qvellen kom- met bloß dasjenige, was ſolche Gebuͤrge befeuchtet, die davon Qvellen zu erzeugen geſchickt ſind, und zum Theil dasjenige was in die Fluͤſſe faͤllet, wie vorhin erinnert wor- den. Es ſtehet demnach Herrn de la Hi- re Verſuch von Ausduͤnſtungen der Pflan- tzen keines weges im Wege. Und wird ſol- ches
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auf dem Erdboden.
Drachmas leichter worden. Es iſt an
dem, daß in weniger Zeit durch 2. Blaͤtter
2. Drachmæ Waſſer ausgedunſtet, wel-
ches eine groſſe Menge fuͤr einen groſſen
Baum geben wuͤrde, wenn man eine Rech-
nung machen wollte: allein es iſt noch nicht
gewis, daß die Blaͤtter auf den Baͤumen
ſo ſtarck ausdunſten als wenn ſie mit den
Stielen im Waſſer ſtehen; und ich vermu-
the eher das Wiederſpiel, ob es zwar jetzt
genauer zu unterſuchen nicht Gelegenheit
iſt. Darnach iſt zu mercken, daß das
Waſſer, welches aus den Pflantzen aus-
dunſtet, nicht verlohren gehet, ſondern mit
dem Thaue doch wieder herunter kommet,
auch durch die Winde mit zu den Qvell-
reichen Bergen gebracht wird. Uber dieſes
hat man ſich auch nicht zu bekuͤmmern umb
das Regen-Waſſer, welches in den Ort
faͤllet, wo Pflantzen und Graß wachſen:
dieſes hat bey den Qvellen nichts zu thun,
auſſer in ſoweit es ausdunſtet und die
Duͤnſte zu den Qvell-reichen Bergen gefuͤh-
ret werden (§. 343.). Zu den Qvellen kom-
met bloß dasjenige, was ſolche Gebuͤrge
befeuchtet, die davon Qvellen zu erzeugen
geſchickt ſind, und zum Theil dasjenige was
in die Fluͤſſe faͤllet, wie vorhin erinnert wor-
den. Es ſtehet demnach Herrn de la Hi-
re Verſuch von Ausduͤnſtungen der Pflan-
tzen keines weges im Wege. Und wird ſol-
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