Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. IX. Von dem Wasser demnach muß das Wasser in der einenSee höher stehen als in der andern, z. E. in dem Ponto Euxino stehet es höher als in der mittelländischen See. Es sind aber zweyerley Ursachen, warumb das Wasser in einer See höher stehet, als in der an- dern. Entweder es kommet mehr Wasser hinein nach Proportion ihrer Weite, oder es dunstet weniger aus. Und es gehet an, daß beyde Ursachen zugleich stat finden. Wenn viel Wasser in eine See kommen soll, so müssen grosse und viele Flüsse sich darein ergiessen: welches wir auch bey dem Ponto Euxino finden. Daß aber auch die See in einem Orte mehr ausdunsten kan als in dem andern lässet sich leicht be- greiffen. Jn einem Orte scheinet die Son- ne wärmer als in dem andern (§. 227.): wo sie aber wärmer scheinet, da dunstet es stärcker aus, als wo sie nicht so warm schei- net. Uber dieses kan auch die Grösse der Kälte in Winters-Zeit an einigen Orten einen Unterscheid machen, als welche die Ausdünstungen fast so viel als die Wär- me befördert, wo sie in einem grossen Gra- de anzutreffen (§ 87. T. II. Exper.) die See ihr Saltz hat. §. 352. Daß das See-Wasser bestän- lässet
Cap. IX. Von dem Waſſer demnach muß das Waſſer in der einenSee hoͤher ſtehen als in der andern, z. E. in dem Ponto Euxino ſtehet es hoͤher als in der mittellaͤndiſchen See. Es ſind aber zweyerley Urſachen, warumb das Waſſer in einer See hoͤher ſtehet, als in der an- dern. Entweder es kommet mehr Waſſer hinein nach Proportion ihrer Weite, oder es dunſtet weniger aus. Und es gehet an, daß beyde Urſachen zugleich ſtat finden. Wenn viel Waſſer in eine See kommen ſoll, ſo muͤſſen groſſe und viele Fluͤſſe ſich darein ergieſſen: welches wir auch bey dem Ponto Euxino finden. Daß aber auch die See in einem Orte mehr ausdunſten kan als in dem andern laͤſſet ſich leicht be- greiffen. Jn einem Orte ſcheinet die Son- ne waͤrmer als in dem andern (§. 227.): wo ſie aber waͤrmer ſcheinet, da dunſtet es ſtaͤrcker aus, als wo ſie nicht ſo warm ſchei- net. Uber dieſes kan auch die Groͤſſe der Kaͤlte in Winters-Zeit an einigen Orten einen Unterſcheid machen, als welche die Ausduͤnſtungen faſt ſo viel als die Waͤr- me befoͤrdert, wo ſie in einem groſſen Gra- de anzutreffen (§ 87. T. II. Exper.) die See ihr Saltz hat. §. 352. Daß das See-Waſſer beſtaͤn- laͤſſet
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Cap. IX. Von dem Waſſer
demnach muß das Waſſer in der einen
See hoͤher ſtehen als in der andern, z. E.
in dem Ponto Euxino ſtehet es hoͤher als
in der mittellaͤndiſchen See. Es ſind aber
zweyerley Urſachen, warumb das Waſſer
in einer See hoͤher ſtehet, als in der an-
dern. Entweder es kommet mehr Waſſer
hinein nach Proportion ihrer Weite, oder
es dunſtet weniger aus. Und es gehet an,
daß beyde Urſachen zugleich ſtat finden.
Wenn viel Waſſer in eine See kommen
ſoll, ſo muͤſſen groſſe und viele Fluͤſſe ſich
darein ergieſſen: welches wir auch bey dem
Ponto Euxino finden. Daß aber auch
die See in einem Orte mehr ausdunſten
kan als in dem andern laͤſſet ſich leicht be-
greiffen. Jn einem Orte ſcheinet die Son-
ne waͤrmer als in dem andern (§. 227.):
wo ſie aber waͤrmer ſcheinet, da dunſtet es
ſtaͤrcker aus, als wo ſie nicht ſo warm ſchei-
net. Uber dieſes kan auch die Groͤſſe der
Kaͤlte in Winters-Zeit an einigen Orten
einen Unterſcheid machen, als welche die
Ausduͤnſtungen faſt ſo viel als die Waͤr-
me befoͤrdert, wo ſie in einem groſſen Gra-
de anzutreffen (§ 87. T. II. Exper.)
§. 352. Daß das See-Waſſer beſtaͤn-
dig ſaltzig geweſen, iſt eine Sache, daran
niemand zweiffelt: denn man findet keine
Nachricht, die dagegen waͤre. Ob aber
das Saltz darinnen ab- oder zu-nimmet,
laͤſſet
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