zwey Orten kommet, nemlich aus der mit- telländischen See und aus der Jndischen: welches Herr Halley etwas umbständlicher gezeiget (c). Unter die veränderlichen Ur- sachen gehören mit die Winde, welche man demnach zugleich mit Fleiß anmercken muß, wo man auf die Ebbe und Fluth acht hat. Denn wenn der Wind dem Wasser entge- gen bläset, hält er es nicht allein in seiner Bewegung auf, daß es nicht so geschwinde zufliessen kan, und daher die Lufft länger dauret; sondern er kan auch hindern, daß sie nicht so starck wird, als sie sonst werden sollte. Hingegen wenn der Wind eben den Strich hält, darnach sich das Wasser be- weget; so kan er die Geschwindigkeit der Bewegung vermehren, daß die Fluth nicht allein kürtzere Zeit dauret, sondern auch stär- cker wird, als sie werden sollte, und Uber- schwemmungen verursachet, die um so viel grösser werden, wenn das Wasser durch die Ufer durchreisset. Wenn es durchreis- set, bekommet es eine schnellere Bewegung, je enger der Raum ist, wo es durchbricht (§. 348) und thut daher im Anfange mehr Schaden (§. 349), als wenn es nach und nach mehr eingerissen und nun einen frey- eren Gang hat.
Von der Fluth in Flüssen.
§. 361.
Da das Wasser aus den Flüs-
sen
(c)Phil. Transact. Num. 226 p. 445
Cap. IX. Von dem Waſſer
zwey Orten kommet, nemlich aus der mit- tellaͤndiſchen See und aus der Jndiſchen: welches Herr Halley etwas umbſtaͤndlicher gezeiget (c). Unter die veraͤnderlichen Ur- ſachen gehoͤren mit die Winde, welche man demnach zugleich mit Fleiß anmercken muß, wo man auf die Ebbe und Fluth acht hat. Denn wenn der Wind dem Waſſer entge- gen blaͤſet, haͤlt er es nicht allein in ſeiner Bewegung auf, daß es nicht ſo geſchwinde zuflieſſen kan, und daher die Lufft laͤnger dauret; ſondern er kan auch hindern, daß ſie nicht ſo ſtarck wird, als ſie ſonſt werden ſollte. Hingegen wenn der Wind eben den Strich haͤlt, darnach ſich das Waſſer be- weget; ſo kan er die Geſchwindigkeit der Bewegung vermehren, daß die Fluth nicht allein kuͤrtzere Zeit dauret, ſondern auch ſtaͤr- cker wird, als ſie werden ſollte, und Uber- ſchwemmungen verurſachet, die um ſo viel groͤſſer werden, wenn das Waſſer durch die Ufer durchreiſſet. Wenn es durchreiſ- ſet, bekommet es eine ſchnellere Bewegung, je enger der Raum iſt, wo es durchbricht (§. 348) und thut daher im Anfange mehr Schaden (§. 349), als wenn es nach und nach mehr eingeriſſen und nun einen frey- eren Gang hat.
Von der Fluth in Fluͤſſen.
§. 361.
Da das Waſſer aus den Fluͤſ-
ſen
(c)Phil. Transact. Num. 226 p. 445
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Cap. IX. Von dem Waſſer
zwey Orten kommet, nemlich aus der mit-
tellaͤndiſchen See und aus der Jndiſchen:
welches Herr Halley etwas umbſtaͤndlicher
gezeiget (c). Unter die veraͤnderlichen Ur-
ſachen gehoͤren mit die Winde, welche man
demnach zugleich mit Fleiß anmercken muß,
wo man auf die Ebbe und Fluth acht hat.
Denn wenn der Wind dem Waſſer entge-
gen blaͤſet, haͤlt er es nicht allein in ſeiner
Bewegung auf, daß es nicht ſo geſchwinde
zuflieſſen kan, und daher die Lufft laͤnger
dauret; ſondern er kan auch hindern, daß
ſie nicht ſo ſtarck wird, als ſie ſonſt werden
ſollte. Hingegen wenn der Wind eben den
Strich haͤlt, darnach ſich das Waſſer be-
weget; ſo kan er die Geſchwindigkeit der
Bewegung vermehren, daß die Fluth nicht
allein kuͤrtzere Zeit dauret, ſondern auch ſtaͤr-
cker wird, als ſie werden ſollte, und Uber-
ſchwemmungen verurſachet, die um ſo viel
groͤſſer werden, wenn das Waſſer durch
die Ufer durchreiſſet. Wenn es durchreiſ-
ſet, bekommet es eine ſchnellere Bewegung,
je enger der Raum iſt, wo es durchbricht
(§. 348) und thut daher im Anfange mehr
Schaden (§. 349), als wenn es nach und
nach mehr eingeriſſen und nun einen frey-
eren Gang hat.
§. 361. Da das Waſſer aus den Fluͤſ-
ſen
(c) Phil. Transact. Num. 226 p. 445
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/586>, abgerufen am 22.11.2024.
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