Chymisten und Alchymisten nennen die Metalle mit den Nahmen der Planeten, als Gold heisset die Sonne, Silber der Mond, Bley Saturnus, Kupffer Venus, Eisen Mars, Zinn Jupiter und Quecksilber Mer- curius, und deuten auch daher die Metalle durch eben die jenigen Zeichen an, welche die Astronomi für die Planeten erdacht. Man findet harte Cörper, die sich zum Theil schmeltzen, zum Theil in Kalck verwandeln, aber nicht hämmern lassen, nnd diese werden Steine genennet, welche man in gemeine und in Edelgesteine zu theilen pfleget.
Warumb wir von diesen Materi- en nicht weitläuf- tig han- deln.
§. 367.
Da wir uns nicht vorgenom- men haben eine Geschichte der Natur zu- schreiben; so ist auch unserem Vorhaben nicht gemäß, daß wir uns mit weitläufftigen Beschreibungen dieser Materien aufhalten, die man bey denjenigen Auctoribus suchen muß, welche diesen Theil der Naturgeschich- te abhandeln. Die Eigenschafften der Mi- neralien und Metalle untersuchen die Chy- mici, Alchymisten und Künstler, die darin- nen arbeiten. Dem Naturkündiger lie- get ob den Grund von dem zu untersuchen, was die Natur und die Kunst veränderliches zeigen, damit man begreiffen lernet, wie es möglich ist, daß dergleichen geschiehet. Es wäre demnach zu wünschen, daß die Alchy- misten ihre Experimente nicht so geheim hiel- ten, dazu sie die Begierde des Goldmachens
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Cap. X. Von denen Dingen,
Chymiſten und Alchymiſten nennen die Metalle mit den Nahmen der Planeten, als Gold heiſſet die Sonne, Silber der Mond, Bley Saturnus, Kupffer Venus, Eiſen Mars, Zinn Jupiter und Queckſilber Mer- curius, und deuten auch daher die Metalle durch eben die jenigen Zeichen an, welche die Aſtronomi fuͤr die Planeten erdacht. Man findet harte Coͤrper, die ſich zum Theil ſchmeltzen, zum Theil in Kalck verwandeln, aber nicht haͤmmern laſſen, nnd dieſe werden Steine genennet, welche man in gemeine und in Edelgeſteine zu theilen pfleget.
Warumb wir von dieſen Materi- en nicht weitlaͤuf- tig han- deln.
§. 367.
Da wir uns nicht vorgenom- men haben eine Geſchichte der Natur zu- ſchreiben; ſo iſt auch unſerem Vorhaben nicht gemaͤß, daß wir uns mit weitlaͤufftigen Beſchreibungen dieſer Materien aufhalten, die man bey denjenigen Auctoribus ſuchen muß, welche dieſen Theil der Naturgeſchich- te abhandeln. Die Eigenſchafften der Mi- neralien und Metalle unterſuchen die Chy- mici, Alchymiſten und Kuͤnſtler, die darin- nen arbeiten. Dem Naturkuͤndiger lie- get ob den Grund von dem zu unterſuchen, was die Natur und die Kunſt veraͤnderliches zeigen, damit man begreiffen lernet, wie es moͤglich iſt, daß dergleichen geſchiehet. Es waͤre demnach zu wuͤnſchen, daß die Alchy- miſten ihre Experimente nicht ſo geheim hiel- ten, dazu ſie die Begierde des Goldmachens
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Cap. X. Von denen Dingen,
Chymiſten und Alchymiſten nennen die
Metalle mit den Nahmen der Planeten, als
Gold heiſſet die Sonne, Silber der Mond,
Bley Saturnus, Kupffer Venus, Eiſen
Mars, Zinn Jupiter und Queckſilber Mer-
curius, und deuten auch daher die Metalle
durch eben die jenigen Zeichen an, welche die
Aſtronomi fuͤr die Planeten erdacht. Man
findet harte Coͤrper, die ſich zum Theil
ſchmeltzen, zum Theil in Kalck verwandeln,
aber nicht haͤmmern laſſen, nnd dieſe werden
Steine genennet, welche man in gemeine
und in Edelgeſteine zu theilen pfleget.
§. 367. Da wir uns nicht vorgenom-
men haben eine Geſchichte der Natur zu-
ſchreiben; ſo iſt auch unſerem Vorhaben
nicht gemaͤß, daß wir uns mit weitlaͤufftigen
Beſchreibungen dieſer Materien aufhalten,
die man bey denjenigen Auctoribus ſuchen
muß, welche dieſen Theil der Naturgeſchich-
te abhandeln. Die Eigenſchafften der Mi-
neralien und Metalle unterſuchen die Chy-
mici, Alchymiſten und Kuͤnſtler, die darin-
nen arbeiten. Dem Naturkuͤndiger lie-
get ob den Grund von dem zu unterſuchen,
was die Natur und die Kunſt veraͤnderliches
zeigen, damit man begreiffen lernet, wie es
moͤglich iſt, daß dergleichen geſchiehet. Es
waͤre demnach zu wuͤnſchen, daß die Alchy-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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