Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Pflantzen. hin und wieder kleine Löchlein hatte, damiter die Erde begiessen konnte. Nach fünff Jahren nahm er den Baum heraus, welcher ohne die Blätter, so in vier Herbsten abge- fallen waren, 169 Pfund und ohngefehr 3 Untzen wog. Als er die Erde von neuem im Back-Ofen ausgetrocknet hatte, befand er, daß die zwey hundert Pfund kaum zwey Un- tzen leichter worden waren. Die Materie demnach von 169 Pfunden und 1 Untze müs- sen bloß von dem Wasser herkommen seyn, damit die Erde begossen worden, wenn auch gleich die 2 Untzen, welche ihr abgegangen in den Baum kommen und darinnen ver- blieben sind. Der berühmte Engelländer Robert Boyle, welcher diesen Helmontia- nischen Versuch umständlich anführet (a), hat gerne in dieser Sache mehrere Gewis- heit haben wollen und daher seinem Gärt- ner befohlen ihn mit einiger Veränderung zu wiederhohlen (b). Gegen das Ende des Mayes hieß er den Gärtner soviel gute Erde ausgraben, als er in einem Gefässe nöthig hatte, in dem Ofen abtrocknen und abwie- gen. Nachdem er sie in das Gefäße gethan und gehöriger Weise angefeuchtet hatte, muste er eine Art von Jndianischen Melo- nen darein stecken, dazu er ihm einen Kern gege- (a) in Chymista Sceptico p. m. 39 (b) loc. cit. p. m. 37. 38. Q q 5
der Pflantzen. hin und wieder kleine Loͤchlein hatte, damiter die Erde begieſſen konnte. Nach fuͤnff Jahren nahm er den Baum heraus, welcher ohne die Blaͤtter, ſo in vier Herbſten abge- fallen waren, 169 Pfund und ohngefehr 3 Untzen wog. Als er die Erde von neuem im Back-Ofen ausgetrocknet hatte, befand er, daß die zwey hundert Pfund kaum zwey Un- tzen leichter worden waren. Die Materie demnach von 169 Pfunden und 1 Untze muͤſ- ſen bloß von dem Waſſer herkommen ſeyn, damit die Erde begoſſen worden, wenn auch gleich die 2 Untzen, welche ihr abgegangen in den Baum kommen und darinnen ver- blieben ſind. Der beruͤhmte Engellaͤnder Robert Boyle, welcher dieſen Helmontia- niſchen Verſuch umſtaͤndlich anfuͤhret (a), hat gerne in dieſer Sache mehrere Gewis- heit haben wollen und daher ſeinem Gaͤrt- ner befohlen ihn mit einiger Veraͤnderung zu wiederhohlen (b). Gegen das Ende des Mayes hieß er den Gaͤrtner ſoviel gute Erde ausgraben, als er in einem Gefaͤſſe noͤthig hatte, in dem Ofen abtrocknen und abwie- gen. Nachdem er ſie in das Gefaͤße gethan und gehoͤriger Weiſe angefeuchtet hatte, muſte er eine Art von Jndianiſchen Melo- nen darein ſtecken, dazu er ihm einen Kern gege- (a) in Chymiſta Sceptico p. m. 39 (b) loc. cit. p. m. 37. 38. Q q 5
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der Pflantzen.
hin und wieder kleine Loͤchlein hatte, damit
er die Erde begieſſen konnte. Nach fuͤnff
Jahren nahm er den Baum heraus, welcher
ohne die Blaͤtter, ſo in vier Herbſten abge-
fallen waren, 169 Pfund und ohngefehr 3
Untzen wog. Als er die Erde von neuem im
Back-Ofen ausgetrocknet hatte, befand er,
daß die zwey hundert Pfund kaum zwey Un-
tzen leichter worden waren. Die Materie
demnach von 169 Pfunden und 1 Untze muͤſ-
ſen bloß von dem Waſſer herkommen ſeyn,
damit die Erde begoſſen worden, wenn auch
gleich die 2 Untzen, welche ihr abgegangen
in den Baum kommen und darinnen ver-
blieben ſind. Der beruͤhmte Engellaͤnder
Robert Boyle, welcher dieſen Helmontia-
niſchen Verſuch umſtaͤndlich anfuͤhret (a),
hat gerne in dieſer Sache mehrere Gewis-
heit haben wollen und daher ſeinem Gaͤrt-
ner befohlen ihn mit einiger Veraͤnderung
zu wiederhohlen (b). Gegen das Ende des
Mayes hieß er den Gaͤrtner ſoviel gute Erde
ausgraben, als er in einem Gefaͤſſe noͤthig
hatte, in dem Ofen abtrocknen und abwie-
gen. Nachdem er ſie in das Gefaͤße gethan
und gehoͤriger Weiſe angefeuchtet hatte,
muſte er eine Art von Jndianiſchen Melo-
nen darein ſtecken, dazu er ihm einen Kern
gege-
(a) in Chymiſta Sceptico p. m. 39
(b) loc. cit. p. m. 37. 38.
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