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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. XI. Von dem Wachsthum
dern die gantzen 77 Tage über stehen: er
konnte aber nach Verlauff derselben keinen
mercklichen Abgang spüren. Und solcher-
gestalt war er gewis, daß in den übrigen
Gläsern das Wasser durch die Pflantzen
transpiriret war. Das merckwürdigste
aber war dieses, daß in den beyden Gläsern,
worinnen keine Pflantzen waren, sich mehr
irrdische Materie gesetzet hatte als in den ü-
brigen, auch das Wasser trüber war als in
den andern von eben derselben Materie, die
sich wie ein Nebelin dem Wasser zusammen
ziehet, ehe sie zu Boden fället. Und dieser
einige Umstand machet es wahrscheinlich,
daß die Pflantzen hauptsächlich von dieser
Materie ernähret werden, die, indem das
Wasser faulet, von ihm abgesondert wird.
Er hat dergleichen Versuche um mehrere
Gewisheit in der Sache zu haben, das fol-
gende Jahr darauf, nemlich A. 1692, noch
einmahl wiederhohlet und noch einen neuen
hinzugesetzt, dadurch er das letztere mehr zu
bekräfftigen gedachte, daß nemlich haupt-
sächlich die irrdischen Theilgen, die im Was-
ser sind, die Pflantze ernähreten. Denn
er hat in ein Glaß reines Wasser gethan, in
das andere aber Wasser, darinnen er 11/2 Un-
tzen gute Garten-Erden solviret hatte. Als
er die Pflantze in beyden 56 Tage von dem
2 Junii an bis zu dem 28 Julii hatte stehen
lassen; fand er, daß die in dem reinen Was-

ser

Cap. XI. Von dem Wachsthum
dern die gantzen 77 Tage uͤber ſtehen: er
konnte aber nach Verlauff derſelben keinen
mercklichen Abgang ſpuͤren. Und ſolcher-
geſtalt war er gewis, daß in den uͤbrigen
Glaͤſern das Waſſer durch die Pflantzen
tranſpiriret war. Das merckwuͤrdigſte
aber war dieſes, daß in den beyden Glaͤſern,
worinnen keine Pflantzen waren, ſich mehr
irrdiſche Materie geſetzet hatte als in den uͤ-
brigen, auch das Waſſer truͤber war als in
den andern von eben derſelben Materie, die
ſich wie ein Nebelin dem Waſſer zuſammen
ziehet, ehe ſie zu Boden faͤllet. Und dieſer
einige Umſtand machet es wahrſcheinlich,
daß die Pflantzen hauptſaͤchlich von dieſer
Materie ernaͤhret werden, die, indem das
Waſſer faulet, von ihm abgeſondert wird.
Er hat dergleichen Verſuche um mehrere
Gewisheit in der Sache zu haben, das fol-
gende Jahr darauf, nemlich A. 1692, noch
einmahl wiederhohlet und noch einen neuen
hinzugeſetzt, dadurch er das letztere mehr zu
bekraͤfftigen gedachte, daß nemlich haupt-
ſaͤchlich die irrdiſchen Theilgen, die im Waſ-
ſer ſind, die Pflantze ernaͤhreten. Denn
er hat in ein Glaß reines Waſſer gethan, in
das andere aber Waſſer, darinnen er 1½ Un-
tzen gute Garten-Erden ſolviret hatte. Als
er die Pflantze in beyden 56 Tage von dem
2 Junii an bis zu dem 28 Julii hatte ſtehen
laſſen; fand er, daß die in dem reinen Waſ-

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[622/0658] Cap. XI. Von dem Wachsthum dern die gantzen 77 Tage uͤber ſtehen: er konnte aber nach Verlauff derſelben keinen mercklichen Abgang ſpuͤren. Und ſolcher- geſtalt war er gewis, daß in den uͤbrigen Glaͤſern das Waſſer durch die Pflantzen tranſpiriret war. Das merckwuͤrdigſte aber war dieſes, daß in den beyden Glaͤſern, worinnen keine Pflantzen waren, ſich mehr irrdiſche Materie geſetzet hatte als in den uͤ- brigen, auch das Waſſer truͤber war als in den andern von eben derſelben Materie, die ſich wie ein Nebelin dem Waſſer zuſammen ziehet, ehe ſie zu Boden faͤllet. Und dieſer einige Umſtand machet es wahrſcheinlich, daß die Pflantzen hauptſaͤchlich von dieſer Materie ernaͤhret werden, die, indem das Waſſer faulet, von ihm abgeſondert wird. Er hat dergleichen Verſuche um mehrere Gewisheit in der Sache zu haben, das fol- gende Jahr darauf, nemlich A. 1692, noch einmahl wiederhohlet und noch einen neuen hinzugeſetzt, dadurch er das letztere mehr zu bekraͤfftigen gedachte, daß nemlich haupt- ſaͤchlich die irrdiſchen Theilgen, die im Waſ- ſer ſind, die Pflantze ernaͤhreten. Denn er hat in ein Glaß reines Waſſer gethan, in das andere aber Waſſer, darinnen er 1½ Un- tzen gute Garten-Erden ſolviret hatte. Als er die Pflantze in beyden 56 Tage von dem 2 Junii an bis zu dem 28 Julii hatte ſtehen laſſen; fand er, daß die in dem reinen Waſ- ſer

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/658>, abgerufen am 22.11.2024.