Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite
der Menschen und Thiere.
§. 412.

Wenn die fleischigen Fasern, dieWie die
Speise
in Gedär-
men wei-
ter ver-
dauet
wird.

nach der Höhe des Magens gerade herunter
gehen, verkürtzet werden, so wird der Grund
des Magens gehoben und die verdauete
Speise zu dem rechten Munde, der niedri-
ger stehet als der lincke, gebracht. Wer-
den nun die andern, welche schief herum ge-
hen, gleichfalls verkürtzt, so wird die Speise
durch den Mund in den grossen Darm ge-
druckt, den man den kleinen Magen (inte-
stinum duodenum
) zu nennen pfleget. Es
hat der rechte Magen-Mund rings herumb
viel starcke fleischige Fasern dadurch er zuge-
schlossen wird, wenn nichts hinaus gehen
soll. Die Gedärme sind völlig wie der Ma-
gen aus einerley Häuten mit ihm zusam-
mengesetzet und daher auch zu solchen Be-
wegungen aufgeleget, wie wir in ihm und
der Kehle (§. 410. 411.) angetroffen. Wir
treffen sonderlich in dem grossen Darme o-
der dem kleinen Magen viel kleine Drüsen
an, wodurch nicht allein die Gedärme
schlüpfrig und die verdauete Speisen weich
erhalten, sondern auch noch weiter verdauet
werden. Denn daß viele Theilgen mit
aus dem Magen gehen, welche noch nicht
völlig aufgelöset sind, kan man daraus er-
achten, daß selbst mit dem, was die Natur
durch den ordentlichen Gang wieder ab-
führet, öfters noch unverdauete Stück-
lein oder vielmehr Stäublein Speise

fort-
(Physick) T t
der Menſchen und Thiere.
§. 412.

Wenn die fleiſchigen Faſern, dieWie die
Speiſe
in Gedaͤr-
men wei-
ter ver-
dauet
wird.

nach der Hoͤhe des Magens gerade herunter
gehen, verkuͤrtzet werden, ſo wird der Grund
des Magens gehoben und die verdauete
Speiſe zu dem rechten Munde, der niedri-
ger ſtehet als der lincke, gebracht. Wer-
den nun die andern, welche ſchief herum ge-
hen, gleichfalls verkuͤrtzt, ſo wird die Speiſe
durch den Mund in den groſſen Darm ge-
druckt, den man den kleinen Magen (inte-
ſtinum duodenum
) zu nennen pfleget. Es
hat der rechte Magen-Mund rings herumb
viel ſtarcke fleiſchige Faſern dadurch er zuge-
ſchloſſen wird, wenn nichts hinaus gehen
ſoll. Die Gedaͤrme ſind voͤllig wie der Ma-
gen aus einerley Haͤuten mit ihm zuſam-
mengeſetzet und daher auch zu ſolchen Be-
wegungen aufgeleget, wie wir in ihm und
der Kehle (§. 410. 411.) angetroffen. Wir
treffen ſonderlich in dem groſſen Darme o-
der dem kleinen Magen viel kleine Druͤſen
an, wodurch nicht allein die Gedaͤrme
ſchluͤpfrig und die verdauete Speiſen weich
erhalten, ſondern auch noch weiter verdauet
werden. Denn daß viele Theilgen mit
aus dem Magen gehen, welche noch nicht
voͤllig aufgeloͤſet ſind, kan man daraus er-
achten, daß ſelbſt mit dem, was die Natur
durch den ordentlichen Gang wieder ab-
fuͤhret, oͤfters noch unverdauete Stuͤck-
lein oder vielmehr Staͤublein Speiſe

fort-
(Phyſick) T t
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0693" n="657"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Men&#x017F;chen und Thiere.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 412.</head>
              <p>Wenn die flei&#x017F;chigen Fa&#x017F;ern, die<note place="right">Wie die<lb/>
Spei&#x017F;e<lb/>
in Geda&#x0364;r-<lb/>
men wei-<lb/>
ter ver-<lb/>
dauet<lb/>
wird.</note><lb/>
nach der Ho&#x0364;he des Magens gerade herunter<lb/>
gehen, verku&#x0364;rtzet werden, &#x017F;o wird der Grund<lb/>
des Magens gehoben und die verdauete<lb/>
Spei&#x017F;e zu dem rechten Munde, der niedri-<lb/>
ger &#x017F;tehet als der lincke, gebracht. Wer-<lb/>
den nun die andern, welche &#x017F;chief herum ge-<lb/>
hen, gleichfalls verku&#x0364;rtzt, &#x017F;o wird die Spei&#x017F;e<lb/>
durch den Mund in den gro&#x017F;&#x017F;en Darm ge-<lb/>
druckt, den man den <hi rendition="#fr">kleinen Magen</hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">inte-<lb/>
&#x017F;tinum duodenum</hi></hi>) zu nennen pfleget. Es<lb/>
hat der rechte Magen-Mund rings herumb<lb/>
viel &#x017F;tarcke flei&#x017F;chige Fa&#x017F;ern dadurch er zuge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird, wenn nichts hinaus gehen<lb/>
&#x017F;oll. Die Geda&#x0364;rme &#x017F;ind vo&#x0364;llig wie der Ma-<lb/>
gen aus einerley Ha&#x0364;uten mit ihm zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;etzet und daher auch zu &#x017F;olchen Be-<lb/>
wegungen aufgeleget, wie wir in ihm und<lb/>
der Kehle (§. 410. 411.) angetroffen. Wir<lb/>
treffen &#x017F;onderlich in dem gro&#x017F;&#x017F;en Darme o-<lb/>
der dem kleinen Magen viel kleine Dru&#x0364;&#x017F;en<lb/>
an, wodurch nicht allein die Geda&#x0364;rme<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;pfrig und die verdauete Spei&#x017F;en weich<lb/>
erhalten, &#x017F;ondern auch noch weiter verdauet<lb/>
werden. Denn daß viele Theilgen mit<lb/>
aus dem Magen gehen, welche noch nicht<lb/>
vo&#x0364;llig aufgelo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ind, kan man daraus er-<lb/>
achten, daß &#x017F;elb&#x017F;t mit dem, was die Natur<lb/>
durch den ordentlichen Gang wieder ab-<lb/>
fu&#x0364;hret, o&#x0364;fters noch unverdauete Stu&#x0364;ck-<lb/>
lein oder vielmehr Sta&#x0364;ublein Spei&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Phy&#x017F;ick</hi></hi>) T t</fw><fw place="bottom" type="catch">fort-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[657/0693] der Menſchen und Thiere. §. 412. Wenn die fleiſchigen Faſern, die nach der Hoͤhe des Magens gerade herunter gehen, verkuͤrtzet werden, ſo wird der Grund des Magens gehoben und die verdauete Speiſe zu dem rechten Munde, der niedri- ger ſtehet als der lincke, gebracht. Wer- den nun die andern, welche ſchief herum ge- hen, gleichfalls verkuͤrtzt, ſo wird die Speiſe durch den Mund in den groſſen Darm ge- druckt, den man den kleinen Magen (inte- ſtinum duodenum) zu nennen pfleget. Es hat der rechte Magen-Mund rings herumb viel ſtarcke fleiſchige Faſern dadurch er zuge- ſchloſſen wird, wenn nichts hinaus gehen ſoll. Die Gedaͤrme ſind voͤllig wie der Ma- gen aus einerley Haͤuten mit ihm zuſam- mengeſetzet und daher auch zu ſolchen Be- wegungen aufgeleget, wie wir in ihm und der Kehle (§. 410. 411.) angetroffen. Wir treffen ſonderlich in dem groſſen Darme o- der dem kleinen Magen viel kleine Druͤſen an, wodurch nicht allein die Gedaͤrme ſchluͤpfrig und die verdauete Speiſen weich erhalten, ſondern auch noch weiter verdauet werden. Denn daß viele Theilgen mit aus dem Magen gehen, welche noch nicht voͤllig aufgeloͤſet ſind, kan man daraus er- achten, daß ſelbſt mit dem, was die Natur durch den ordentlichen Gang wieder ab- fuͤhret, oͤfters noch unverdauete Stuͤck- lein oder vielmehr Staͤublein Speiſe fort- Wie die Speiſe in Gedaͤr- men wei- ter ver- dauet wird. (Phyſick) T t

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/693
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/693>, abgerufen am 22.11.2024.