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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. XIV. Von den Sinnen.
Carolus Fracassatus (a) ausgeführet.
Daß hauptsächlich diese Nerven-Wärtz-
lein zum Geschmacke dienen, lässet sich zur
Gnüge daraus abnehmen, weil man da-
selbst am meisten schmecket, wo sie am
häuffigsten anzutreffen, als wie vornen in
der Spitze der Zunge. Saltze sind nicht
allein vor sich gantz und gar schmackhafft,
sondern geben auch andern Sachen einen
Geschmack. Sie lassen sich in Wasser, ab-
sonderlich auch von dem Speichel auflösen
(§. 368.). Derowegen da die Speisen erst
schmecken, wenn sie gekäuet und mit Spei-
chel vermenget werden; so hat man die
Saltz-Theilgen, die in den schmackhafften
Cörpern hin und wieder anzutreffen seyn,
vornehmlich für das jenige gehalten, was
den Geschmack verursachet. Jedoch lässet
sichs nicht wohl behaupten, daß die blossen
Saltze, das heißt, bloß die Materie, so
sich im Wasser auflösen lässet, den Ge-
schmack machet: denn es kan wohl seyn,
daß noch andere Materien in den schmack-
hafften Cörpern vorhanden sind, die mit
zu dem Geschmacke dienen, weil die Saltze
nicht in so grosser Menge in den Cörpern
antroffen werden, wie es der Geschmack zu

er-
(a) in Dissertatione epistolica de lingua,
quae legitur inter opera Malpighii p,
m. 175. & seqq.

Cap. XIV. Von den Sinnen.
Carolus Fracaſſatus (a) ausgefuͤhret.
Daß hauptſaͤchlich dieſe Nerven-Waͤrtz-
lein zum Geſchmacke dienen, laͤſſet ſich zur
Gnuͤge daraus abnehmen, weil man da-
ſelbſt am meiſten ſchmecket, wo ſie am
haͤuffigſten anzutreffen, als wie vornen in
der Spitze der Zunge. Saltze ſind nicht
allein vor ſich gantz und gar ſchmackhafft,
ſondern geben auch andern Sachen einen
Geſchmack. Sie laſſen ſich in Waſſer, ab-
ſonderlich auch von dem Speichel aufloͤſen
(§. 368.). Derowegen da die Speiſen erſt
ſchmecken, wenn ſie gekaͤuet und mit Spei-
chel vermenget werden; ſo hat man die
Saltz-Theilgen, die in den ſchmackhafften
Coͤrpern hin und wieder anzutreffen ſeyn,
vornehmlich fuͤr das jenige gehalten, was
den Geſchmack verurſachet. Jedoch laͤſſet
ſichs nicht wohl behaupten, daß die bloſſen
Saltze, das heißt, bloß die Materie, ſo
ſich im Waſſer aufloͤſen laͤſſet, den Ge-
ſchmack machet: denn es kan wohl ſeyn,
daß noch andere Materien in den ſchmack-
hafften Coͤrpern vorhanden ſind, die mit
zu dem Geſchmacke dienen, weil die Saltze
nicht in ſo groſſer Menge in den Coͤrpern
antroffen werden, wie es der Geſchmack zu

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[700/0736] Cap. XIV. Von den Sinnen. Carolus Fracaſſatus (a) ausgefuͤhret. Daß hauptſaͤchlich dieſe Nerven-Waͤrtz- lein zum Geſchmacke dienen, laͤſſet ſich zur Gnuͤge daraus abnehmen, weil man da- ſelbſt am meiſten ſchmecket, wo ſie am haͤuffigſten anzutreffen, als wie vornen in der Spitze der Zunge. Saltze ſind nicht allein vor ſich gantz und gar ſchmackhafft, ſondern geben auch andern Sachen einen Geſchmack. Sie laſſen ſich in Waſſer, ab- ſonderlich auch von dem Speichel aufloͤſen (§. 368.). Derowegen da die Speiſen erſt ſchmecken, wenn ſie gekaͤuet und mit Spei- chel vermenget werden; ſo hat man die Saltz-Theilgen, die in den ſchmackhafften Coͤrpern hin und wieder anzutreffen ſeyn, vornehmlich fuͤr das jenige gehalten, was den Geſchmack verurſachet. Jedoch laͤſſet ſichs nicht wohl behaupten, daß die bloſſen Saltze, das heißt, bloß die Materie, ſo ſich im Waſſer aufloͤſen laͤſſet, den Ge- ſchmack machet: denn es kan wohl ſeyn, daß noch andere Materien in den ſchmack- hafften Coͤrpern vorhanden ſind, die mit zu dem Geſchmacke dienen, weil die Saltze nicht in ſo groſſer Menge in den Coͤrpern antroffen werden, wie es der Geſchmack zu er- (a) in Diſſertatione epiſtolica de lingua, quæ legitur inter opera Malpighii p, m. 175. & ſeqq.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/736>, abgerufen am 22.11.2024.