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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. XV. Von der Bewegung
Das XV. Capitel.
Von der Bewegung der
Thiere und des Menschen.
§. 434.
Wie die
Bewe-
gung ge-
schiehet.

ALle Bewegungen, die wir in den
Thieren und dem Leibe der Men-
schen antreffen, geschehen ver-
mittelst der Mäuslein. Es be-
stehet das Mäuslein (musculus) aus drey
Theilen, dem Kopffe, dem Bauche und
dem Schwantze. Der Kopff ist das En-
de, so unbeweglich bleibet, und gegen den
sich der Schwantz beweget: der Schwantz
hingegen das andere Ende, so beweget wird,
und endlich der Bauch der mittlere Theil,
welcher aus lauter fleischernen Fasern be-
stehet. Wenn nun der Theil, daran der
Schwantz befestiget ist, z. E. das Achsel-
bein
(os humeri) beweget werden soll; so
müssen die Fasern im Bauche des Mäus-
leins, das die Bewegung verrichtet, kürtzer
werden: denn sonst ist nicht möglich daß der
Schwantz mit dem Beine gegen seinen
Kopff zu beweget werden kan. Hierinnen
stimmen alle insgesammt überein: allein
wenn es auf die Frage kommet, wie die
Verkürtzung der Fasern geschiehet, so sind
nicht alle einerley Meinung.

§. 435.
Cap. XV. Von der Bewegung
Das XV. Capitel.
Von der Bewegung der
Thiere und des Menſchen.
§. 434.
Wie die
Bewe-
gung ge-
ſchiehet.

ALle Bewegungen, die wir in den
Thieren und dem Leibe der Men-
ſchen antreffen, geſchehen ver-
mittelſt der Maͤuslein. Es be-
ſtehet das Maͤuslein (muſculus) aus drey
Theilen, dem Kopffe, dem Bauche und
dem Schwantze. Der Kopff iſt das En-
de, ſo unbeweglich bleibet, und gegen den
ſich der Schwantz beweget: der Schwantz
hingegen das andere Ende, ſo beweget wird,
und endlich der Bauch der mittlere Theil,
welcher aus lauter fleiſchernen Faſern be-
ſtehet. Wenn nun der Theil, daran der
Schwantz befeſtiget iſt, z. E. das Achſel-
bein
(os humeri) beweget werden ſoll; ſo
muͤſſen die Faſern im Bauche des Maͤus-
leins, das die Bewegung verrichtet, kuͤrtzer
werden: denn ſonſt iſt nicht moͤglich daß der
Schwantz mit dem Beine gegen ſeinen
Kopff zu beweget werden kan. Hierinnen
ſtimmen alle insgeſammt uͤberein: allein
wenn es auf die Frage kommet, wie die
Verkuͤrtzung der Faſern geſchiehet, ſo ſind
nicht alle einerley Meinung.

§. 435.
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[702/0738] Cap. XV. Von der Bewegung Das XV. Capitel. Von der Bewegung der Thiere und des Menſchen. §. 434. ALle Bewegungen, die wir in den Thieren und dem Leibe der Men- ſchen antreffen, geſchehen ver- mittelſt der Maͤuslein. Es be- ſtehet das Maͤuslein (muſculus) aus drey Theilen, dem Kopffe, dem Bauche und dem Schwantze. Der Kopff iſt das En- de, ſo unbeweglich bleibet, und gegen den ſich der Schwantz beweget: der Schwantz hingegen das andere Ende, ſo beweget wird, und endlich der Bauch der mittlere Theil, welcher aus lauter fleiſchernen Faſern be- ſtehet. Wenn nun der Theil, daran der Schwantz befeſtiget iſt, z. E. das Achſel- bein (os humeri) beweget werden ſoll; ſo muͤſſen die Faſern im Bauche des Maͤus- leins, das die Bewegung verrichtet, kuͤrtzer werden: denn ſonſt iſt nicht moͤglich daß der Schwantz mit dem Beine gegen ſeinen Kopff zu beweget werden kan. Hierinnen ſtimmen alle insgeſammt uͤberein: allein wenn es auf die Frage kommet, wie die Verkuͤrtzung der Faſern geſchiehet, ſo ſind nicht alle einerley Meinung. §. 435.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/738>, abgerufen am 17.06.2024.