Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Menschen und Thiere. etc. dergleichen Exempel auch Herr Prof. Gö-licke zu Franckfurt an der Oder aus seiner Erfahrung anführet (e). Es haben aber auch die beyden ersteren gefunden, daß in den Eyer-Stöcken so viel Narben gewesen, als eine Frau Kinder gehabt. Wenn man dieses alles erweget, was bisher aus vielfäl- tigen Observationen angeführet worden; so kommet endlich folgendes heraus. Der Saame wird durch die milde Wärme in der Mutter in einen subtilen Hauch auf- gelöset und dringet in die Mutter-Trompe- te, die ihre vielfältige Blätter an den Eyer- Stock leget und ein Eyerlein zuergreiffen sich schicket. Der Hauch von dem Saa- men dringet in das Eyerlein, welches an der Eröffnung der Trompete lieget, und wird dadurch in ihm eine innere Bewegung er- reget, wovon es anfängt zu wachsen. Je grösser es wird, je mehr dehnet es die Haut des Eyer-Stockes aus, biß sie endlich gar zerspringet und ein Theil davon in die Trompete gehet. Wenn es nun nach und nach immer grösser wird, so scheelet es sich endlich von dem Eyer-Stocke gantz ab und dringet in die Trompete hinein. Je mehr es wächset, je mehr dehnet es die Trompete aus und zwar gegen die Mutter zu (e) in Exercit. Francof. Exerc. 1. §. 16.
p. 29. der Menſchen und Thiere. ꝛc. dergleichen Exempel auch Herr Prof. Goͤ-licke zu Franckfurt an der Oder aus ſeiner Erfahrung anfuͤhret (e). Es haben aber auch die beyden erſteren gefunden, daß in den Eyer-Stoͤcken ſo viel Narben geweſen, als eine Frau Kinder gehabt. Wenn man dieſes alles erweget, was bisher aus vielfaͤl- tigen Obſervationen angefuͤhret worden; ſo kommet endlich folgendes heraus. Der Saame wird durch die milde Waͤrme in der Mutter in einen ſubtilen Hauch auf- geloͤſet und dringet in die Mutter-Trompe- te, die ihre vielfaͤltige Blaͤtter an den Eyer- Stock leget und ein Eyerlein zuergreiffen ſich ſchicket. Der Hauch von dem Saa- men dringet in das Eyerlein, welches an der Eroͤffnung der Trompete lieget, und wird dadurch in ihm eine innere Bewegung er- reget, wovon es anfaͤngt zu wachſen. Je groͤſſer es wird, je mehr dehnet es die Haut des Eyer-Stockes aus, biß ſie endlich gar zerſpringet und ein Theil davon in die Trompete gehet. Wenn es nun nach und nach immer groͤſſer wird, ſo ſcheelet es ſich endlich von dem Eyer-Stocke gantz ab und dringet in die Trompete hinein. Je mehr es waͤchſet, je mehr dehnet es die Trompete aus und zwar gegen die Mutter zu (e) in Exercit. Francof. Exerc. 1. §. 16.
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der Menſchen und Thiere. ꝛc.
dergleichen Exempel auch Herr Prof. Goͤ-
licke zu Franckfurt an der Oder aus ſeiner
Erfahrung anfuͤhret (e). Es haben aber
auch die beyden erſteren gefunden, daß in
den Eyer-Stoͤcken ſo viel Narben geweſen,
als eine Frau Kinder gehabt. Wenn man
dieſes alles erweget, was bisher aus vielfaͤl-
tigen Obſervationen angefuͤhret worden;
ſo kommet endlich folgendes heraus. Der
Saame wird durch die milde Waͤrme in
der Mutter in einen ſubtilen Hauch auf-
geloͤſet und dringet in die Mutter-Trompe-
te, die ihre vielfaͤltige Blaͤtter an den Eyer-
Stock leget und ein Eyerlein zuergreiffen
ſich ſchicket. Der Hauch von dem Saa-
men dringet in das Eyerlein, welches an der
Eroͤffnung der Trompete lieget, und wird
dadurch in ihm eine innere Bewegung er-
reget, wovon es anfaͤngt zu wachſen. Je
groͤſſer es wird, je mehr dehnet es die Haut
des Eyer-Stockes aus, biß ſie endlich gar
zerſpringet und ein Theil davon in die
Trompete gehet. Wenn es nun nach und
nach immer groͤſſer wird, ſo ſcheelet es
ſich endlich von dem Eyer-Stocke gantz ab
und dringet in die Trompete hinein. Je
mehr es waͤchſet, je mehr dehnet es die
Trompete aus und zwar gegen die Mutter
zu
(e) in Exercit. Francof. Exerc. 1. §. 16.
p. 29.
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