Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_199.001
Doch auch der Dialog bleibt weithin lyrisch-episch gefärbt. Nicht pwo_199.015
u. s. f. im epischen Rückblick mit angefügtem lyrischen Gefühlsausdruck: pwo_199.022
Allein es wäre ungerecht, den Wert dieser schönen Diktion an sich zu pwo_199.027 pwo_199.032 § 81. pwo_199.033 pwo_199.034Das spanische Trauerspiel. Unter den romanischen Völkern haben neben den Franzosen pwo_199.035 pwo_199.001
Doch auch der Dialog bleibt weithin lyrisch-episch gefärbt. Nicht pwo_199.015
u. s. f. im epischen Rückblick mit angefügtem lyrischen Gefühlsausdruck: pwo_199.022
Allein es wäre ungerecht, den Wert dieser schönen Diktion an sich zu pwo_199.027 pwo_199.032 § 81. pwo_199.033 pwo_199.034Das spanische Trauerspiel. Unter den romanischen Völkern haben neben den Franzosen pwo_199.035 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0213" n="199"/><lb n="pwo_199.001"/> sich weniger als sie über sich brütet und sich ausspricht. Der <lb n="pwo_199.002"/> Monolog läßt naturgemäß der Rhetorik den weitesten Spielraum. <lb n="pwo_199.003"/> So schwelgt Corneilles Cid in seinem Schmerze:</p> <lb n="pwo_199.004"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l> „Percé jusques au fond du cœur</l> <lb n="pwo_199.005"/> <l>D'une atteinte imprévue aussi bien que mortelle,</l> <lb n="pwo_199.006"/> <l>Misérable vengeur d'une juste querelle,</l> <lb n="pwo_199.007"/> <l>Et malheureux objet d'une injuste rigueur,</l> <lb n="pwo_199.008"/> <l>Je demeure immobile et mon âme abattue</l> <lb n="pwo_199.009"/> <l> Cède au coup qui me tue.</l> <lb n="pwo_199.010"/> <l> Si près de voir mon feu récompensé,</l> <lb n="pwo_199.011"/> <l> O Dieu! l'étrange peine!</l> <lb n="pwo_199.012"/> <l> En cet affront mon père est l'offensé,</l> <lb n="pwo_199.013"/> <l> Et l'offenseur le père de Chimène.“</l> </lg> </hi> </p> <lb n="pwo_199.014"/> <p>Doch auch der Dialog bleibt weithin lyrisch-episch gefärbt. Nicht <lb n="pwo_199.015"/> minder reflektierend legt Chimene der Jnfantin dar:</p> <lb n="pwo_199.016"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>„Mon cœur, outré d'ennuis, n'ose rien espérer.</l> <lb n="pwo_199.017"/> <l>Un orage si prompt qui trouble une bonace</l> <lb n="pwo_199.018"/> <l>D'un naufrage certain nous porte la menace;</l> <lb n="pwo_199.019"/> <l>Je n'en saurais douter, je péris dans le port.</l> <lb n="pwo_199.020"/> <l>J'aimais, j'étais aimée, et nos pères d'accord“</l> </lg> </hi> </p> <lb n="pwo_199.021"/> <p>u. s. f. im epischen Rückblick mit angefügtem lyrischen Gefühlsausdruck:</p> <lb n="pwo_199.022"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>„Maudite ambition, détestable manie,</l> <lb n="pwo_199.023"/> <l>Dont les plus généreux souffrent la tyrannie;</l> <lb n="pwo_199.024"/> <l>Impitoyable honneur, mortel à mes plaisirs,</l> <lb n="pwo_199.025"/> <l>Que tu me vas coûter de pleurs et de soupirs!“</l> </lg> </hi> </p> <lb n="pwo_199.026"/> <p>Allein es wäre ungerecht, den Wert dieser schönen Diktion an sich zu <lb n="pwo_199.027"/> verkennen und gegen die Harmonie dieser Töne taub zu sein. Keine <lb n="pwo_199.028"/> Uebersetzung vermöchte den vollen Wohlklang solcher Vereinigung von <lb n="pwo_199.029"/> Anmut und Würde zu bewahren. Neben der Handlung ist es denn <lb n="pwo_199.030"/> auch der Dialog, dessen ästhetische Ausgestaltung dem französischen <lb n="pwo_199.031"/> Trauerspiel seinen Stempel aufdrückt.</p> </div> <div n="4"> <lb n="pwo_199.032"/> <head> <hi rendition="#c">§ 81. <lb n="pwo_199.033"/> Das spanische Trauerspiel.</hi> </head> <lb n="pwo_199.034"/> <p> Unter den romanischen Völkern haben neben den Franzosen <lb n="pwo_199.035"/> namentlich die Spanier eine eigenartige tragische Form ausgebildet. </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0213]
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sich weniger als sie über sich brütet und sich ausspricht. Der pwo_199.002
Monolog läßt naturgemäß der Rhetorik den weitesten Spielraum. pwo_199.003
So schwelgt Corneilles Cid in seinem Schmerze:
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„Percé jusques au fond du cœur pwo_199.005
D'une atteinte imprévue aussi bien que mortelle, pwo_199.006
Misérable vengeur d'une juste querelle, pwo_199.007
Et malheureux objet d'une injuste rigueur, pwo_199.008
Je demeure immobile et mon âme abattue pwo_199.009
Cède au coup qui me tue. pwo_199.010
Si près de voir mon feu récompensé, pwo_199.011
O Dieu! l'étrange peine! pwo_199.012
En cet affront mon père est l'offensé, pwo_199.013
Et l'offenseur le père de Chimène.“
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Doch auch der Dialog bleibt weithin lyrisch-episch gefärbt. Nicht pwo_199.015
minder reflektierend legt Chimene der Jnfantin dar:
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„Mon cœur, outré d'ennuis, n'ose rien espérer. pwo_199.017
Un orage si prompt qui trouble une bonace pwo_199.018
D'un naufrage certain nous porte la menace; pwo_199.019
Je n'en saurais douter, je péris dans le port. pwo_199.020
J'aimais, j'étais aimée, et nos pères d'accord“
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u. s. f. im epischen Rückblick mit angefügtem lyrischen Gefühlsausdruck:
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„Maudite ambition, détestable manie, pwo_199.023
Dont les plus généreux souffrent la tyrannie; pwo_199.024
Impitoyable honneur, mortel à mes plaisirs, pwo_199.025
Que tu me vas coûter de pleurs et de soupirs!“
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Allein es wäre ungerecht, den Wert dieser schönen Diktion an sich zu pwo_199.027
verkennen und gegen die Harmonie dieser Töne taub zu sein. Keine pwo_199.028
Uebersetzung vermöchte den vollen Wohlklang solcher Vereinigung von pwo_199.029
Anmut und Würde zu bewahren. Neben der Handlung ist es denn pwo_199.030
auch der Dialog, dessen ästhetische Ausgestaltung dem französischen pwo_199.031
Trauerspiel seinen Stempel aufdrückt.
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§ 81. pwo_199.033
Das spanische Trauerspiel. pwo_199.034
Unter den romanischen Völkern haben neben den Franzosen pwo_199.035
namentlich die Spanier eine eigenartige tragische Form ausgebildet.
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