Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.Widerlegung der Einwürfe auch selbst die Aorta nicht ausgenommen, eigent-lich nur Hölen; allein die Substanz in welcher die- se Hölen so, wie wenn sie darinn ausgegraben wä- ren, sich befinden, wird, je näher sie der Höle kommt, allmählig immer dichter und fester; und dieser dichtre Theil der Substanz wird alsdann von den Zergliederern als zum Gefäße gehörig ange- sehen, und die Haut desselben genennt. So ver- hält sich die Sache bey den größeren Gefäßen, bey den kleinern aber findet auch dieser Unterscheid in der Substanz nicht einmahl statt. Die Art der Präparation hat übrigens zu dem irrigen Begriffe Anlaß gegeben. Man schneidet einen Theil der Substanz von den ausgespritzten Gefäßen weg, und einen Theil läßt man um dem Wachse sitzen; diesen nennt man die Haut des Gefäßes, und sieht das ganze Gefäße nunmehro als einen holen Cy- linder an, der in der Substanz des Theiles gesteckt hätte, gleichsam als wenn man ihn herausgezogen hätte; man denkt aber nicht daran, daß man die- sen Cylinder durch die Kunst gemacht hat. Die innere Membran und die fleischigte Haut hindern auch nicht, daß mein Begriff nicht dennoch rich- tig seyn sollte; allein ich muß die Ausführung die- ser Sache bis an einem andern Orte verspahren. ander Beweis der Epigenesis, der von der Flüßigkeit der ersten Theile Jch glaube bishero die Zweifel Be-
Widerlegung der Einwuͤrfe auch ſelbſt die Aorta nicht ausgenommen, eigent-lich nur Hoͤlen; allein die Subſtanz in welcher die- ſe Hoͤlen ſo, wie wenn ſie darinn ausgegraben waͤ- ren, ſich befinden, wird, je naͤher ſie der Hoͤle kommt, allmaͤhlig immer dichter und feſter; und dieſer dichtre Theil der Subſtanz wird alsdann von den Zergliederern als zum Gefaͤße gehoͤrig ange- ſehen, und die Haut deſſelben genennt. So ver- haͤlt ſich die Sache bey den groͤßeren Gefaͤßen, bey den kleinern aber findet auch dieſer Unterſcheid in der Subſtanz nicht einmahl ſtatt. Die Art der Praͤparation hat uͤbrigens zu dem irrigen Begriffe Anlaß gegeben. Man ſchneidet einen Theil der Subſtanz von den ausgeſpritzten Gefaͤßen weg, und einen Theil laͤßt man um dem Wachſe ſitzen; dieſen nennt man die Haut des Gefaͤßes, und ſieht das ganze Gefaͤße nunmehro als einen holen Cy- linder an, der in der Subſtanz des Theiles geſteckt haͤtte, gleichſam als wenn man ihn herausgezogen haͤtte; man denkt aber nicht daran, daß man die- ſen Cylinder durch die Kunſt gemacht hat. Die innere Membran und die fleiſchigte Haut hindern auch nicht, daß mein Begriff nicht dennoch rich- tig ſeyn ſollte; allein ich muß die Ausfuͤhrung die- ſer Sache bis an einem andern Orte verſpahren. ander Beweis der Epigeneſis, der von der Flüßigkeit der erſten Theile Jch glaube bishero die Zweifel Be-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0152" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Widerlegung der Einwuͤrfe</hi></fw><lb/> auch ſelbſt die Aorta nicht ausgenommen, eigent-<lb/> lich nur Hoͤlen; allein die Subſtanz in welcher die-<lb/> ſe Hoͤlen ſo, wie wenn ſie darinn ausgegraben waͤ-<lb/> ren, ſich befinden, wird, je naͤher ſie der Hoͤle<lb/> kommt, allmaͤhlig immer dichter und feſter; und<lb/> dieſer dichtre Theil der Subſtanz wird alsdann von<lb/> den Zergliederern als zum Gefaͤße gehoͤrig ange-<lb/> ſehen, und die Haut deſſelben genennt. So ver-<lb/> haͤlt ſich die Sache bey den groͤßeren Gefaͤßen, bey<lb/> den kleinern aber findet auch dieſer Unterſcheid in<lb/> der Subſtanz nicht einmahl ſtatt. Die Art der<lb/> Praͤparation hat uͤbrigens zu dem irrigen Begriffe<lb/> Anlaß gegeben. Man ſchneidet einen Theil der<lb/> Subſtanz von den ausgeſpritzten Gefaͤßen weg,<lb/> und einen Theil laͤßt man um dem Wachſe ſitzen;<lb/> dieſen nennt man die Haut des Gefaͤßes, und ſieht<lb/> das ganze Gefaͤße nunmehro als einen holen Cy-<lb/> linder an, der in der Subſtanz des Theiles geſteckt<lb/> haͤtte, gleichſam als wenn man ihn herausgezogen<lb/> haͤtte; man denkt aber nicht daran, daß man die-<lb/> ſen Cylinder durch die Kunſt gemacht hat. Die<lb/> innere Membran und die fleiſchigte Haut hindern<lb/> auch nicht, daß mein Begriff nicht dennoch rich-<lb/> tig ſeyn ſollte; allein ich muß die Ausfuͤhrung die-<lb/> ſer Sache bis an einem andern Orte verſpahren.</p><lb/> <note place="left">Noch ein<lb/> ander Beweis<lb/> der Epigeneſis,<lb/> der von der<lb/> Flüßigkeit der<lb/> erſten Theile</note> <p>Jch glaube bishero die Zweifel<lb/> des Herrn Baron <hi rendition="#fr">von Hallers</hi> geho-<lb/> ben, und die etwas ſtolze Einwuͤrfe des<lb/> Hrn. <hi rendition="#fr">Bonnets</hi> beantwortet zu haben:<lb/> Jch will nunmehro noch einen kurzen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0152]
Widerlegung der Einwuͤrfe
auch ſelbſt die Aorta nicht ausgenommen, eigent-
lich nur Hoͤlen; allein die Subſtanz in welcher die-
ſe Hoͤlen ſo, wie wenn ſie darinn ausgegraben waͤ-
ren, ſich befinden, wird, je naͤher ſie der Hoͤle
kommt, allmaͤhlig immer dichter und feſter; und
dieſer dichtre Theil der Subſtanz wird alsdann von
den Zergliederern als zum Gefaͤße gehoͤrig ange-
ſehen, und die Haut deſſelben genennt. So ver-
haͤlt ſich die Sache bey den groͤßeren Gefaͤßen, bey
den kleinern aber findet auch dieſer Unterſcheid in
der Subſtanz nicht einmahl ſtatt. Die Art der
Praͤparation hat uͤbrigens zu dem irrigen Begriffe
Anlaß gegeben. Man ſchneidet einen Theil der
Subſtanz von den ausgeſpritzten Gefaͤßen weg,
und einen Theil laͤßt man um dem Wachſe ſitzen;
dieſen nennt man die Haut des Gefaͤßes, und ſieht
das ganze Gefaͤße nunmehro als einen holen Cy-
linder an, der in der Subſtanz des Theiles geſteckt
haͤtte, gleichſam als wenn man ihn herausgezogen
haͤtte; man denkt aber nicht daran, daß man die-
ſen Cylinder durch die Kunſt gemacht hat. Die
innere Membran und die fleiſchigte Haut hindern
auch nicht, daß mein Begriff nicht dennoch rich-
tig ſeyn ſollte; allein ich muß die Ausfuͤhrung die-
ſer Sache bis an einem andern Orte verſpahren.
Jch glaube bishero die Zweifel
des Herrn Baron von Hallers geho-
ben, und die etwas ſtolze Einwuͤrfe des
Hrn. Bonnets beantwortet zu haben:
Jch will nunmehro noch einen kurzen
Be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |