Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.der Gefäße etc. Art es immer wolle, so müssen ja zu gleicher Zeitauch die Gefäße producirt werden, aus denen er einzig und allein bestehen soll. Denn wenn kei- ne Gefäße da sind, so ist kein Ast da, und die Entstehung der Gefäße und die Entstehung des Astes sind eine und eben dieselbe Sache. Auf solche Art würde es sich verhalten, wenn die Ge- fäße ordentliche Röhren wären, und der Ast be- stünde aus nichts, als aus diesen Röhren. Allein erinnern Sie sich nun wieder an meinem Begrif- fe von den Gefäßen, die nichts anders als bloße Hölen sind; so werden Sie sich die Möglichkeit dieser Sache ganz leicht vorstellen können. Der Ast könte zuerst ohne Hölen solide producirt seyn, und hernach könten diese Hölen in ihm ausge- bohrt werden. §. 18. Was werden Sie aber sagen,Wie sie würk- an- K 5
der Gefaͤße ꝛc. Art es immer wolle, ſo muͤſſen ja zu gleicher Zeitauch die Gefaͤße producirt werden, aus denen er einzig und allein beſtehen ſoll. Denn wenn kei- ne Gefaͤße da ſind, ſo iſt kein Aſt da, und die Entſtehung der Gefaͤße und die Entſtehung des Aſtes ſind eine und eben dieſelbe Sache. Auf ſolche Art wuͤrde es ſich verhalten, wenn die Ge- faͤße ordentliche Roͤhren waͤren, und der Aſt be- ſtuͤnde aus nichts, als aus dieſen Roͤhren. Allein erinnern Sie ſich nun wieder an meinem Begrif- fe von den Gefaͤßen, die nichts anders als bloße Hoͤlen ſind; ſo werden Sie ſich die Moͤglichkeit dieſer Sache ganz leicht vorſtellen koͤnnen. Der Aſt koͤnte zuerſt ohne Hoͤlen ſolide producirt ſeyn, und hernach koͤnten dieſe Hoͤlen in ihm ausge- bohrt werden. §. 18. Was werden Sie aber ſagen,Wie ſie würk- an- K 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0175" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Gefaͤße ꝛc.</hi></fw><lb/> Art es immer wolle, ſo muͤſſen ja zu gleicher Zeit<lb/> auch die Gefaͤße producirt werden, aus denen er<lb/> einzig und allein beſtehen ſoll. Denn wenn kei-<lb/> ne Gefaͤße da ſind, ſo iſt kein Aſt da, und die<lb/> Entſtehung der Gefaͤße und die Entſtehung des<lb/> Aſtes ſind eine und eben dieſelbe Sache. Auf<lb/> ſolche Art wuͤrde es ſich verhalten, wenn die Ge-<lb/> faͤße ordentliche Roͤhren waͤren, und der Aſt be-<lb/> ſtuͤnde aus nichts, als aus dieſen Roͤhren. Allein<lb/> erinnern Sie ſich nun wieder an meinem Begrif-<lb/> fe von den Gefaͤßen, die nichts anders als bloße<lb/> Hoͤlen ſind; ſo werden Sie ſich die Moͤglichkeit<lb/> dieſer Sache ganz leicht vorſtellen koͤnnen. Der<lb/> Aſt koͤnte zuerſt ohne Hoͤlen ſolide producirt ſeyn,<lb/> und hernach koͤnten dieſe Hoͤlen in ihm ausge-<lb/> bohrt werden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 18.</head><lb/> <p>Was werden Sie aber ſagen,<note place="right">Wie ſie würk-<lb/> lich ſich ver-<lb/> hält.</note><lb/> wenn ich Jhnen zeige, daß ſich dieſes<lb/> wuͤrklich ſo verhalte, daß der Aſt<lb/> und ſeine Gefaͤße wuͤrklich auf dieſe und auf keine<lb/> andere Art hervorgebracht werden? Sie werden<lb/> ſagen: Wie ſchoͤn ſtimmen die Vernunft und die<lb/> Erfahrung mit einander uͤberein, wenn man nur<lb/> im Stande iſt, alle Verwirrung, die mehrentheils<lb/> aus unbeſtimmten Begriffen und zweydeutigen<lb/> Woͤrtern entſteht, zu vermeiden! Man koͤnnte<lb/> allerdings auf der einen Seite ein Gebaͤude aus<lb/> lauter Schluͤßen und auf der andern Seite ein an-<lb/> deres aus lauter Erfahrungen aufbauen, ohne bey<lb/> Verfertigung des einen an die Materialien des<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0175]
der Gefaͤße ꝛc.
Art es immer wolle, ſo muͤſſen ja zu gleicher Zeit
auch die Gefaͤße producirt werden, aus denen er
einzig und allein beſtehen ſoll. Denn wenn kei-
ne Gefaͤße da ſind, ſo iſt kein Aſt da, und die
Entſtehung der Gefaͤße und die Entſtehung des
Aſtes ſind eine und eben dieſelbe Sache. Auf
ſolche Art wuͤrde es ſich verhalten, wenn die Ge-
faͤße ordentliche Roͤhren waͤren, und der Aſt be-
ſtuͤnde aus nichts, als aus dieſen Roͤhren. Allein
erinnern Sie ſich nun wieder an meinem Begrif-
fe von den Gefaͤßen, die nichts anders als bloße
Hoͤlen ſind; ſo werden Sie ſich die Moͤglichkeit
dieſer Sache ganz leicht vorſtellen koͤnnen. Der
Aſt koͤnte zuerſt ohne Hoͤlen ſolide producirt ſeyn,
und hernach koͤnten dieſe Hoͤlen in ihm ausge-
bohrt werden.
§. 18.
Was werden Sie aber ſagen,
wenn ich Jhnen zeige, daß ſich dieſes
wuͤrklich ſo verhalte, daß der Aſt
und ſeine Gefaͤße wuͤrklich auf dieſe und auf keine
andere Art hervorgebracht werden? Sie werden
ſagen: Wie ſchoͤn ſtimmen die Vernunft und die
Erfahrung mit einander uͤberein, wenn man nur
im Stande iſt, alle Verwirrung, die mehrentheils
aus unbeſtimmten Begriffen und zweydeutigen
Woͤrtern entſteht, zu vermeiden! Man koͤnnte
allerdings auf der einen Seite ein Gebaͤude aus
lauter Schluͤßen und auf der andern Seite ein an-
deres aus lauter Erfahrungen aufbauen, ohne bey
Verfertigung des einen an die Materialien des
an-
Wie ſie würk-
lich ſich ver-
hält.
K 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |