Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Kap. Von der Entstehungsart
gen Saamens selbst dergleichen kleine runde Hölen
formiren, die zuerst in Gestalt der Punkte zum
Vorschein kommen, und nach und nach so wohl
an Größe als der Zahl nach zu nehmen. Wie
also die Gefäße in einem Theil, der noch keine hat,
durch das Eindringen und den Durchgang der
Säfte
durch diesen Theil formirt werden, so wer-
den die Zellen und die Bläschen hingegen durch
das Ruhen und die allmählige Anhäufung
dieser Säfte
in einem Theil zuwege gebracht.

§. 24.
fernere Erläu-
terung der
Sache.

Jch werde nun nur noch einige
Anmerkungen hinzusetzen. Die erste
ist diese: Der Saamen ist im ersten
Anfange klein; daher werden die zu dieser Zeit
durch den Stengel durchdringende Tropfen des
Safts sehr subtil, und ihrer Anzahl nach ebenfalls
nur sehr geringe seyn dürfen; und aus dieser Ursa-
che sind die ersten Gefäße sehr klein und der An-
zahl nach wenig. Nach und nach aber, wenn der
Saame wächst, werden größere Tropfen durchzu-
dringen suchen, und die Gefäße erweitern; und
zu gleicher Zeit werden an denen Orten, wo noch
keine sind, neue formirt werden. Eben dieses gilt
auch von den Zellen in dem Saamen.

§. 25.
Warum die
Wurzel, Aeste
und Stengel
aus Gefäßen,
die Blätter,

Die andere Anmerkung ist diese:
Wie sich der Saamen zu seinem klei-
nen Stengel verhält, so verhält sich
die Saamenkapsel gegen ihren Stengel

(pe-

2. Kap. Von der Entſtehungsart
gen Saamens ſelbſt dergleichen kleine runde Hoͤlen
formiren, die zuerſt in Geſtalt der Punkte zum
Vorſchein kommen, und nach und nach ſo wohl
an Groͤße als der Zahl nach zu nehmen. Wie
alſo die Gefaͤße in einem Theil, der noch keine hat,
durch das Eindringen und den Durchgang der
Saͤfte
durch dieſen Theil formirt werden, ſo wer-
den die Zellen und die Blaͤschen hingegen durch
das Ruhen und die allmaͤhlige Anhaͤufung
dieſer Saͤfte
in einem Theil zuwege gebracht.

§. 24.
fernere Erläu-
terung der
Sache.

Jch werde nun nur noch einige
Anmerkungen hinzuſetzen. Die erſte
iſt dieſe: Der Saamen iſt im erſten
Anfange klein; daher werden die zu dieſer Zeit
durch den Stengel durchdringende Tropfen des
Safts ſehr ſubtil, und ihrer Anzahl nach ebenfalls
nur ſehr geringe ſeyn duͤrfen; und aus dieſer Urſa-
che ſind die erſten Gefaͤße ſehr klein und der An-
zahl nach wenig. Nach und nach aber, wenn der
Saame waͤchſt, werden groͤßere Tropfen durchzu-
dringen ſuchen, und die Gefaͤße erweitern; und
zu gleicher Zeit werden an denen Orten, wo noch
keine ſind, neue formirt werden. Eben dieſes gilt
auch von den Zellen in dem Saamen.

§. 25.
Warum die
Wurzel, Aeſte
und Stengel
aus Gefäßen,
die Blätter,

Die andere Anmerkung iſt dieſe:
Wie ſich der Saamen zu ſeinem klei-
nen Stengel verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſich
die Saamenkapſel gegen ihren Stengel

(pe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0180" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2. Kap. Von der Ent&#x017F;tehungsart</hi></fw><lb/>
gen Saamens &#x017F;elb&#x017F;t dergleichen kleine runde Ho&#x0364;len<lb/>
formiren, die zuer&#x017F;t in Ge&#x017F;talt der Punkte zum<lb/>
Vor&#x017F;chein kommen, und nach und nach &#x017F;o wohl<lb/>
an Gro&#x0364;ße als der Zahl nach zu nehmen. Wie<lb/>
al&#x017F;o die Gefa&#x0364;ße in einem Theil, der noch keine hat,<lb/>
durch das Eindringen und den <hi rendition="#fr">Durchgang der<lb/>
Sa&#x0364;fte</hi> durch die&#x017F;en Theil formirt werden, &#x017F;o wer-<lb/>
den die Zellen und die Bla&#x0364;schen hingegen durch<lb/>
das <hi rendition="#fr">Ruhen und die allma&#x0364;hlige Anha&#x0364;ufung<lb/>
die&#x017F;er Sa&#x0364;fte</hi> in einem Theil zuwege gebracht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 24.</head><lb/>
            <note place="left">fernere Erläu-<lb/>
terung der<lb/>
Sache.</note>
            <p>Jch werde nun nur noch einige<lb/>
Anmerkungen hinzu&#x017F;etzen. Die er&#x017F;te<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;e: Der Saamen i&#x017F;t im er&#x017F;ten<lb/>
Anfange klein; daher werden die zu die&#x017F;er Zeit<lb/>
durch den Stengel durchdringende Tropfen des<lb/>
Safts &#x017F;ehr &#x017F;ubtil, und ihrer Anzahl nach ebenfalls<lb/>
nur &#x017F;ehr geringe &#x017F;eyn du&#x0364;rfen; und aus die&#x017F;er Ur&#x017F;a-<lb/>
che &#x017F;ind die er&#x017F;ten Gefa&#x0364;ße &#x017F;ehr klein und der An-<lb/>
zahl nach wenig. Nach und nach aber, wenn der<lb/>
Saame wa&#x0364;ch&#x017F;t, werden gro&#x0364;ßere Tropfen durchzu-<lb/>
dringen &#x017F;uchen, und die Gefa&#x0364;ße erweitern; und<lb/>
zu gleicher Zeit werden an denen Orten, wo noch<lb/>
keine &#x017F;ind, neue formirt werden. Eben die&#x017F;es gilt<lb/>
auch von den Zellen in dem Saamen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 25.</head><lb/>
            <note place="left">Warum die<lb/>
Wurzel, Ae&#x017F;te<lb/>
und Stengel<lb/>
aus Gefäßen,<lb/>
die Blätter,</note>
            <p>Die andere Anmerkung i&#x017F;t die&#x017F;e:<lb/>
Wie &#x017F;ich der Saamen zu &#x017F;einem klei-<lb/>
nen Stengel verha&#x0364;lt, &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ich<lb/>
die Saamenkap&#x017F;el gegen ihren Stengel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">pe-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0180] 2. Kap. Von der Entſtehungsart gen Saamens ſelbſt dergleichen kleine runde Hoͤlen formiren, die zuerſt in Geſtalt der Punkte zum Vorſchein kommen, und nach und nach ſo wohl an Groͤße als der Zahl nach zu nehmen. Wie alſo die Gefaͤße in einem Theil, der noch keine hat, durch das Eindringen und den Durchgang der Saͤfte durch dieſen Theil formirt werden, ſo wer- den die Zellen und die Blaͤschen hingegen durch das Ruhen und die allmaͤhlige Anhaͤufung dieſer Saͤfte in einem Theil zuwege gebracht. §. 24. Jch werde nun nur noch einige Anmerkungen hinzuſetzen. Die erſte iſt dieſe: Der Saamen iſt im erſten Anfange klein; daher werden die zu dieſer Zeit durch den Stengel durchdringende Tropfen des Safts ſehr ſubtil, und ihrer Anzahl nach ebenfalls nur ſehr geringe ſeyn duͤrfen; und aus dieſer Urſa- che ſind die erſten Gefaͤße ſehr klein und der An- zahl nach wenig. Nach und nach aber, wenn der Saame waͤchſt, werden groͤßere Tropfen durchzu- dringen ſuchen, und die Gefaͤße erweitern; und zu gleicher Zeit werden an denen Orten, wo noch keine ſind, neue formirt werden. Eben dieſes gilt auch von den Zellen in dem Saamen. §. 25. Die andere Anmerkung iſt dieſe: Wie ſich der Saamen zu ſeinem klei- nen Stengel verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſich die Saamenkapſel gegen ihren Stengel (pe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/180
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/180>, abgerufen am 24.11.2024.